Das Rheingold – Pforzheim, Stadttheater

von Richard Wagner, Oper in vier Bildern, Libretto: R. Wagner, UA: 22. September 1869 München, Nationaltheater

Regie: Thomas Münstermann, Bühne: Jörg Brombacher, Kostüme: Alexandra Bentele, Video: Oliver Feigl, Dramaturgie: Annika Hertwig

Dirigent: Markus Huber, Badische Philharmonie Pforzheim

Solisten: Lukas Schmid-Wedekind (Wotan), Paul Jadach (Donner), Theodore Browne (Froh), Philipp Werner (Loge), Dorothee Böhnisch (Fricka), Stamatia Gerothanasi (Freia), Lisa Wedekind (Erda), Hans Gröning (Alberich), Dennis Marr (Mime), Heeyun Choi (Fasolt), Aleksandar Stefanoski (Fafner), Elisandra Melián (Woglinde), Anna Gütter (Wellgunde), Lisa Wedeking (Floßhilde), Nibelungen: Kultur Schaffer e.V.

Besuchte Aufführung: 14. September 2018 (Premiere)

Kurzinhalt

Auf dem Grund des Rheins liegt, von den Rheintöchtern bewacht, das Gold. Doch die geschwätzigen Wassernixen erzählen dem Nachtalben Alberich, daß derjenige die Herrschaft der Welt erringt, der das Gold raubt. Einzige Bedingung: er muß der Liebe abschwören. Ohne zu zögern raubt Alberich den Schatz und nimmt ihn mit sich unter die Erde. Über den Wolken hat sich derweil Wotan die Burg Walhall von den Riesen Fasolt und Fafner bauen lassen. Als diese den versprochenen Lohn, die Göttin Freia, einfordern, verweigert Wotan dies. Nun bleibt ihm noch die Möglichkeit, den Schatz Alberichs zu rauben, um die Riesen zu versöhnen. Doch sobald Wotan den Schatz, vor allem den von Mime geschmiedeten Ring in Händen hält, will er auch diesen für sich behalten…

Aufführung

Wir befinden uns vor einer Zirkusmanege, die der Regisseur Thomas Münstermann als Schauplatz für das Rheingold gewählt hat. An einigen Stellen wirkt dies auch durchaus zutreffend: in der dritten Szene erscheint Alberich als Dompteur mit Peitsche und Mime als häßlicher gequälter Clown. Die Verwandlungen mit Hilfe des Tarnhelms geschehen in einer schwarzen Zauberkiste. Zu Beginn erglänzt das Rheingold durch die aufgehende Sonne, welche dann von Alberich geraubt wird. Erda erscheint am Ende der Oper im Rollstuhl sitzend unter einem Schleier, der sie zu einer Art Mondgöttin macht. Die Nibelungen (Kultur Schaffer e.V.) treten in blauer Arbeiterkleidung mit Baseball-Mütze (Basecaps) auf. Am Ende wird das Halbrund des Zirkus aufgestellt und bildet so einen Regenbogen.

Sänger und Orchester

Die Badische Philharmonie Pforzheim unter der Leitung von Markus Huber stützt sich auf die Fassung mit reduzierten Bläsern von Alfons Abbass. Dieses war schon im frühen 20. Jahrhundert ein Mittel, um auch in kleineren Häusern Wagners Werke aufzuführen. Das Klangbild wird dadurch ein wenig kammermusikalischer und die Musik kommt an vielen Stellen sehr leichtfüßig daher. Aufgrund des Verzichts auf eine Übertitelung legt Markus Huber wert auf ein mäßiges Deklamationstempo, um die Artikulation der Sänger zu verbessern. Dies funktioniert sehr gut. Auch kann das Theater Pforzheim eine überraschend solide Wagner-Besetzung aufweisen: die drei Rheintöchter (Elisandra Melián, Anna Gütter, Lisa Wedekind) überraschen alle durch ein abgerundetes warmes Timbre mit guter Textverständlichkeit. Die Helden des Abends sind Wotan (Lukas Schmid-Wedekind) und Fasolt (Heeyun Choi). Wotan erscheint mit einem durchdringenden schnittig-klaren Klang wie man sich den Göttervater vorstellt. Fasolt ist ebenfalls ein Charakter mit großer stimmlicher Präsenz. Lediglich Stamatia Gerothanasi als Freia läßt bezüglich Textverständlichkeit ein wenig zu wünschen übrig. Auch überdeckt das Orchester, das aus Platzgründen im oberen Hintergrund des Bühnenbildes positioniert ist, an keiner Stelle die Sänger!

Fazit

An dem Pforzheimer Rheingold kann man erkennen, daß man mit einem schlichten Bühnenbild bereits viel vermitteln kann. Die Inszenierung ist nicht so überladen wie andernorts, auch ist es schön, daß man im Ensemble überwiegend Sänger hat, die der deutschen Sprache mächtig sind, was ja von vielen großen Wagnerbühnen heutzutage nicht mehr behauptet werden kann. Als Schwachpunkt der Regie könnte man anführen, daß der Zirkus bei Richard Wagner eigentlich nicht das Werk selbst betrifft, sondern vielmehr die Geschehnisse um Festspielhaus und Festspiele.

Dr. Daniel Rilling

Bild: Sabine Haymann

Das Bild zeigt: Das Ensemble

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