LE NOZZE DI FIGARO – Köln, Oper

von: Wolfgang A. Mozart, Commedia per musica (Opera buffa) in vier Akten, Libretto: Lorenzo da Ponte nach Beaumarchais, UA: 1. Mai 1786 Wien, Burgtheater

Regie: Emmanuelle Bastet, Bühne/Kostüme: Tim Northam

Dirigent: François-Xavier Roth und das Gürzenich-Orchester Köln

Solisten: Bo Skovhus (Conte Almaviva), Andreea Soare (Contessa Almaviva), Emily Hindrichs (Susanna), Robert Gleadow (Figaro), Regina Richter (Cherubino), Kismara Pessati (Marcellina), John Heuzenroeder (Basilio), Alexander Fedin (Don Curzio), Paolo Battaglia (Bartolo), Reinhard Dorn (Antonio), María Isabel Segarra (Barbarina)

Besuchte Aufführung: 21.Mai 2017 (Premiere)

Kurzinhalt

Die Hochzeit seines Dieners Figaro mit der Kammerzofe Susanna will Graf Almaviva unbedingt verhindern, denn Susanna soll seine Liebhaberin werden. Figaro plant den Grafen auszutricksen. Die betrogene Gräfin hilft dem Brautpaar dabei. Sie soll mit Susanna die Kleider tauschen und zu einem geheimen Treffen erscheinen, um den Grafen auf frischer Tat zu ertappen. Doch Figaro verstrickt sich so sehr in Lügen, daß der Plan zu scheitern droht. Also nehmen die Frauen die Sache selber in die Hand. Susanna steckt dem Grafen einen Brief mit dem Ort ihres Treffens zu. Figaro glaubt daraufhin, Susanna sei ihm tatsächlich untreu. Als Gräfin verkleidet führt sie ihm vor Augen, daß seine Eifersucht unbegründet ist. Die verkleidete Gräfin überführt ihren Ehemann der Untreue. Dieser ist nun endlich einsichtig.

Aufführung

Die Zimmer auf der Bühne sind mit grün-weißer Tapete in floralen Muster ausgekleidet. An der linken und rechten Seite befinden sich mehrere Türen, die ein ständiges Kommen und Gehen der Darsteller ermöglichen. Ein paar Requisiten wie Matratzen oder eine Badewanne stellen die unterschiedlichen Räume dar. Der Garten wird im letzten Akt zu einem Labyrinth aus Spiegeln umfunktioniert. Der Spiegel steht als Symbol für Zweifel und Mißtrauen. Dementsprechend nutzen ihn die Darsteller zur Interaktion, in dem sie sich dahinter verstecken oder immer wieder hineinschauen. Im Finale, als die Paare wieder glücklich vereint sind, werden alle Spiegel entfernt und, bildlich gesprochen, alle Zweifel beiseite geräumt. Die Kostüme sind weitestgehend zeitlos, schlicht und elegant: die Herren des Adelsstandes tragen Anzüge in Schwarz und Brauntönen, die Bediensteten Plastron und weiße Hemden. Die Adelsdamen sind in elegante enganliegende Satinkleider gehüllt, die Dienerinnen in kurzärmelige Hemdenkleider mit Schürze.

Sänger und Orchester

Die leichte und nuanciert dirigierte Ouvertüre verspricht einen beschwingten Abend. Besonders in den Geigen schafft es François-Xavier Roth Akzente zu setzen und dynamische Unterschiede zwischen schnellen und langsamen Partien zu schaffen. Robert Gleadow (Figaro) überzeugt in der Rolle des Figaros durch eine beeindruckende Bühnenpräsenz. Allerdings braucht er stimmlich etwas Anlauf, um in Fahrt zu kommen. Der Baßbariton klingt in der Tiefe angenehm rauchig und voluminös. Im ersten Akt schafft er es noch nicht, auch in den hohen Tönen zu überzeugen – grade bei der Arie Se vuol balare – Wenn Sie tanzen wollen versagt ihm im Spitzenton die Stimme. Im vierten Akt in der Arie Aprite un po‘ quegli ochi – Ach! Öffnet eure Augen macht er dies aber gut, läßt seine Stimme in der Höhe anschwellen, schreit, kreischt und knurrt, während er sich auf den Boden schmeißt, so daß die ganze Bandbreite der Emotionen spürbar ist. Seine Gesangspartnerin Emily Hindrichs (Susanna) singt mit ihrem leichten, sehr glitzernden Sopran solide durch den Abend und ergänzt sich durch ihr kokettes Schauspiel gut mit ihrem Partner, allerdings ohne dabei besonders zu glänzen.

Regina Richter (Cherubino) ist dagegen eines der Highlights des Abends. In der schnellen Arie Non so più cosa son, cosa faccio –Ich weiß nicht mehr, was ich bin, was ich tue kann sie ihren klaren Sopran sehr flink einsetzen und setzt dynamische Akzente: in der Höhe gelingt ihr das An-und Abschwellen der Stimme sehr gut, ebenso das mezza di voce. Ebenso ein Genuß ist der Gesang von Bo Skovhus (Graf Almaviva), der im dritten Akt sein Können zeigt. Sein tenoral geprägter Bariton klingt majestätisch scheppernd in der Höhe, dabei singt er inbrünstig und schafft es, zwischen akzentuierten Staccato Partien und Legato schnell zu wechseln. Andreea Soare (Gräfin Almaviva) verfügt ebenfalls über eine strahlende Stimme, ihr Sopran hat ein warmes Timbre und ist sehr kraftvoll. Damit verkörpert sie die zurückgesetzte Ehefrau sehr eindrucksvoll.

Fazit

Musikalisch ist durch die vielen unterschiedlichen Stimmen viel Abwechslung geboten. Neben den Arien bietet besonders der Zusammenklang des Ensembles in den Duetten, Terzetten etc. einige Höhepunkte. Publikumslieblinge sind neben Regina Richter vor allem Andreea Soare und Bo Skovhus. Die Inszenierung ist, dank des extrovertierten Schauspiels der Darsteller, unterhaltsam, zieht sich aber gegen Ende in die Länge. Es fehlen die komischen Einfälle der Opera buffa. Nichts destotrotz ein aufbauender Opernabend mit vielen schönen Momenten.

Melanie Joannidis

Bild von: Paul Leclaire

Das Bild zeigt: Andreea Soare (Gräfin Almaviva) und Bo Skovhus (Graf Almaviva)

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