Lübeck, Theater – DIE VERKAUFTE BRAUT

von Bedřich Smetana (1824-1884), Komische Oper in drei Akten, Text: Karel Sabina, nach der Originalpartitur eingerichtete neue deutsche Bühnenfassung von Carl Riha und Winfired Höntsch, UA: 30. Mai 1866, Prag, Interimstheater
Regie: Daniel Karasek, Bühne: Ina Reuter,Kostüme: Christine Hielscher, Choreographie: Martina Wüst, Dramaturgie: Diane Ackermann, Beleuchtung: Georg Marburg
Dirigent: Roman Brogli-Sacher, Philharmonisches Orchester, Chor und Extrachor Lübeck
Solisten: Andreas Haller (Kezal), Anna Baxter (Marie), Daniel Szeili (Hans), Patrick Busert (Wenzel), Veronika Waldner (Ludmilla), Gerard Quinn (Kruschina), Wioletta Hebrowska (Agnes), Yong-Ho Choi (Micha), Steffen Kubach (Prinzipal), Andrea Stadel (Esmeralda), Ivan Lovric-Caparin (Indianer) und Anselm Jonas und Simeon Nachtsheim (zwei Knaben)
Besuchte Aufführung: 29. Mai 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
lubeck-die-verkaufte-braut.jpgDie Eltern der unglücklichen Marie wollen sie mit Wenzel, dem Sohn des reichen Großgrundbesitzers Tobias Micha, verheiraten. Doch Marie liebt Hans, dessen Herkunft und Vergangenheit zunächst im Ungewissen bleiben. Kezal will die Heirat ebenfalls vermitteln, da die Eltern wegen einer Geldspende in seiner Schuld stehen. Marie entwickelt eine List und macht Wenzel unerkannt weis, daß seine zukünftige Frau ihm das Leben zur Hölle machen werde, weswegen er von der Heirat absieht. Unterdessen läßt Kezal Hans einen Vertrag unterzeichnen, in dem er für 300 Gulden auf Marie verzichtet. Er besteht aber darauf, daß Marie nur den Sohn von Tobias Micha heiraten dürfe. Die Dorfgemeinschaft ist über den Verkauf bestürzt und auch Marie kann es nicht fassen, weswegen sie bereit ist, sich Wenzel hinzugeben. Als alle bei einem Zirkusfest zusammen treffen, verliebt sich Wenzel in die Tänzerin Esmeralda und es stellt sich heraus, daß Hans Tobias Michas Sohn aus erster Ehe ist. So finden Marie und Hans doch noch das glückliche Ende und können heiraten.
Aufführung
Der Zuschauer blickt auf einen Dorfplatz mit einem Maibaum. Im Hintergrund sind Silhouetten von dunklen Häusern und ein Zwiebelturm zu sehen. Die Kostüme sind folkloristisch gehalten: Die Frauen tragen bunte Röcke und Kopftücher und die Männer Westen und Hüte. In der bunten Zirkusszene wird die Manege durch eine kreisrunde Abgrenzung und bunte Fähnchen realisiert. Es begegnen einem eine Zirkuskapelle, ein uniformierter Zirkusdirektor, eine schöne Tänzerin, ein Indianer, verkleidete Pferde und ein Bär, sowie ein Einrad fahrende Kinder. Erwähnenswert bleibt noch der Luftballon-Verkäufer, der über die Szenerie schwebt.
Sänger und Orchester
Die schwierige Ouvertüre wird durch das Philharmonische Orchester unter der Leitung von Roman Brogli-Sacher mit Bravour umgesetzt: Rhythmisch exakt und dynamisch passend kommt sie mit ausgesprochener Leichtigkeit daher. Besondere Erwähnung finden die Streicher. Anne Baxter (Marie) und Daniel Szeili (Hans) glänzen in ihrem ersten Duett. Gefühlvoll meistern sie die Höhen, ihre Stimmen passen zueinander und das Timing stimmt in jedem Augenblick: Sind vereint für Ewigkeit und Zeit. Andreas Haller als Heiratsvermittler Kezal verbindet die eindringende Tiefe seiner Stimme mit rhythmischer Pointiertheit und passende Gestik. Bei Denn mein scharfer Blick erhellt alles Dunkel dieser Welt gelingen ihm saubere Intervallsprünge. Patrick Busert beweist schauspielerisches Talent bei der Darstellung des tolpatschigen Wenzel: Mit seinem biederen Lockenscheitel und seiner Trachtenkleidung sieht er urkomisch aus. Seine Unsicherheit setzt er durch stotterndes und abgehacktes Singen, eine naive Mimik und gelegentliches Stolpern um. Von den Zirkusleuten müssen Steffen Kubach (Prinzipal) mit seiner eindringen Bühnenpräsenz, sowie Andrea Stadel (Esmeralda), die mit ihrer roten Lockenmähne und ihrem rüschigen, glitzernden Kleid bezaubernd elfenartig daherkommt, erwähnt werden.
Fazit
Bunt, bunter, am buntesten – diese Steigerung ist mit dem Opernabend gleichzusetzen. Die Liebe fürs Detail ist entscheidend – ein besonderes Lob verdienen hierbei die Kostümbildnerin Christine Hielscher und die Choreografin Martina Wüst, die eine rasante Polka auf das Parkett legt. Der Opernbesucher freut sich an einem tschechischen Abend und belohnt mit ausdauerndem Applaus.
Frederike Arns

Bild: Oliver Fantitsch
Das Bild zeigt Andrea Stadel als Esmeralda und Patrick Busert als Wenzel (beide links), Wioletta Hebrowska als Agnes und Yong-Ho Choi als Micha (beide Mitte links), Gerard Quinn als Kruschina,
Veronika Waldner als Ludmilla (beide Mitte rechts), Daniel Szeili als Hans
und Anna Baxter als Marie (beide rechts).

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