DIE ZAUBERFLÖTE – Oper am Dom

von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Große Oper in zwei Aufzügen, Libretto: Emanuel Schikaneder, UA: 30. September 1791 Wien, Freihaustheater auf der Wieden

Regie: Mariame Clément, Bühne/Kostüme Julia Hansen, Licht: Marion Hewlett / Video: fettFilm /

Dirigent: Will Humburg, Gürzenich-Orchester, Chor der Oper Köln, Choreinstudierung:  Andrew Ollivant

Claudia Rohrbach (Pamina), Mirko Roschkowski (Tamino), Anna Siminska (Die Königin der Nacht),

Yitian Luan, Marta Wryk Katrin Wundsam (1. 2. 3. Dame), Wolfgang Schwaiger (Papageno), Aoife Miskelly (Papagena), Mika Kares (Sarastro), Oliver Zwarg (Sprecher), Ralf Rachbauer     (Monostatos),

John Heuzenroeder (1. Geharnischter/1. Priester), Luke Stoker (2. Geharnischter/2. Priester)

Drei Knaben (Solisten des Knabenchores der Chorakademie Dortmund)

Besuchte Aufführung: 6. Dezember 2014 (Premiere, Übernahme aus Opéra National du Rhin Strasbourg, Koproduktion mit der Opéra de Nice)

Oper Köln Die Zauberflöte Premiere 06.12.2014Kurzinhalt
Die Königin der Nacht beauftragt Prinz Tamino, ihre von Sarastro entführte Tochter Pamina zu befreien. Als Lohn soll er sie zur Frau erhalten. Dabei hilft ihm Papageno, der Vogelfänger der Königin der Nacht. Viele Schwierigkeiten gilt es zu überwinden, doch schließlich gelangen beide in Sarastros Reich, wo man sie vielen Prüfungen unterwirft. Endlich kann Prinz Tamino Pamina befreien, und er und sie werden ein glückliches Paar, wie auch Papageno seine Papagena findet und heiratet.

Aufführung
Zu Beginn schwebt auf dem noch geschlossenen Vorhang ein Propellerflugzeug heran und landet auf einem hügeligen, mit hohem Gras bewachsenen Hang. Gegen den Bühnenrand hin gibt es eine flache Stelle, wo ein Mann in Lederkleidung steht. Neben ihm windet sich eine Riesenschlange. Einige Momente später entsteigt dem Flugzeug ein weiterer Mann in Lotterkleidung. Zum Bühnenbild notiert Schikaneder im Libretto: Das Theater ist eine felsige Gegend, hie und da mit Bäumen überwachsen …

Demgegenüber zeigt das zweite Bühnenbild einen hohen Saal mit braunen Holzwänden. In die Wände eingelassen sind zahlreiche Terrarien. Putzfrauen stellen graue Plastikstühle auf, die sie auch wieder wegräumen. Manchmal wird auch von der rechten Seite eine Rutschbahn hineingefahren, auf der dann Tamino und Pamina, Papageno und Papagena hereinrutschen. Pamina trägt ein schlichtes Kleid, ihre Strümpfe rutschen auf ihre flachen Schuhe, Papagena erscheint in hochgeschlossener Kleidung, die sie sodann ablegt. Darunter zeigt sich ein Kleid mit kurzem Rock. Monostatos mit schwarzem Bart ist im Trainings-Drill wie alle Bediensteten Sarastros, während Sarastro selbst mit einen hellen Anzug auftritt. Seine Brille hat auffallend dicke Gläser. Die Königin der Nacht mit weißem Kopftuch hüllt sich zunächst in einen riesigen Mantel. Zum Opernende zeigt sie ihr langes Haar gegenüber Sarastro, der sie innig küßt.

Sänger und Orchester
Nach etwas schleppendem Beginn der Ouvertüre gewinnt das Gürzenich-Orchester an Fahrt und stürmt dann zum grandiosen Ende. Von Anfang bis Ende hat Dirigent Will Humburg viel Arbeit in der Koordination mit den Sängern mit dem wohl im zu tiefem Graben sitzenden Orchester. Doch er meistert seine Aufgabe vorbildlich!

Die drei Damen in weißer Kleidung kämpfen sich durch die Mozartische Polyphonie, wobei die Intonationssicherheit auf der Strecke bleibt. Mirko Roschkowski (Tamino) gelingt die Arie Das Bildnis ist bezaubernd schön über die Maßen gut. Schon im Sextaufschwung zeigt sich seine ungemein wohlklingende Tenorstimme und vermittelt die ganze Sehnsucht nach diesem unbekannten Mädchen. Auch alle seine weiteren Arien vermittelt nicht nur eine tadellose Artikulation, sondern ihre Agilità, ihr Legato, ihre Süße und ihre sanfte Tongebung gibt der Oper geradezu ihr Gepräge. Aber auch Wolfgang Schwaiger (Papageno) ist gut wortverständlich, und das sowohl im Gesang wie in den gesprochenen Textstellen. In fast idealer Weise „ergänzt“ er Roschkowski mit seinem nicht weniger lyrischen Bariton. Auffallend rund bringt Mika Kares (Sarastro) die so gefürchteten tiefen Baßlinien heraus. Claudia Rohrbach (Pamina) bewältigt ihren schwierigen Part mit offener, manchmal etwas zu breiter Sopranstimme gut. Auch ihre schauspielerische Darstellung ist sehr gelungen. Eine große Überraschung sind die drei Knaben, auffallend auch durch ihre ansprechenden, wechselnden Kostüme. Ihr Gesang ist außerordentlich homogen und die Tontreffsicherheit vorbildlich, etwas, was nicht allzu häufig anzutreffen ist. Anna Siminska als Königin der Nacht, zeigt in ihrem, vom Publikum so ersehnten Koloraturgesang, mit den beiden Arien im ersten und zweiten Akt ihr Können. Während sie in der ersten Arie O zittre nicht, mein lieber Sohn mit dem Vibrieren ihrer Stimme übertreibt, läßt sie ihren lyrischen Sopran in den Koloraturläufen und bei den viermaligen Spitzentönen (f‘‘‘) in der Rachearie klar herausströmen, so daß sie mit Recht Applaus erntet.

Fazit
Im ersten Akt verläuft der Handlungsablauf recht spannungsvoll. Im zweiten Akt, nach der Pause, ist alles mit dem leeren, bretterdunklen Raum wie verwandelt. Wie soll man den zum Beginn des zweiten Akts dargebotenen Priestermarsch des Orchesters mit dem Aufmarsch an Putzfrauen verbinden, wie die Rede des „vorsitzenden“ Sarastro mit Tonband verarbeiten? Muß man die in den Raum geschobene Rutschbahn für Tamino/Pamina oder Papageno/Papagena mit Humor oder mit Befremden quittieren? Diente alles der Aufklärung oder waren es Fingerzeige, die Opernhandlung „anders“ zu sehen? Die Spannung blieb jedenfalls auf der Strecke. Das Publikum klatschte wohlanständig.

Dr. Olaf Zenner

Bild: © Paul Leclaire

Das Bild zeigt: Pamina (Claudia Rohrbach), Monostatos (Ralf Rachbauer)

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