Nürnberg, Staatstheater – AIDA

von Giuseppe Verdi, Opera in vier Akten von Antonio Ghislanzoni, UA: 1871, Kairo.
Regie: Jens-Daniel Herzog, Bühnenbild: Mathis Neidhardt
Dirigent: Guido Johannes Rumstadt, Nürnberger Philharmoniker, Chor und Extrachor
Solisten: Mardi Byers (Aida), David Yim (Radames), Jordanka Milkova (Amneris), Mikolaj Zalasinski (Amonasro), Nicolai Karnolsky (Ramfis), Guido Jentjens (König), Jeong-Kyu Kim (Bote), Maria Kostraki (Oberpriesterin)
Besuchte Aufführung: 31. Januar 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
nurnberg-aida.jpgDie äthiopische Prinzessin Aida wird am Hof der Ägypter als Sklavin gefangen gehalten. Dort verliebt sie sich in den Heerführer Radames, der ihre Liebe erwidert. Doch auch Amneris, die Tochter des Pharao, liebt Radames und sieht in Aida eine Rivalin. Als Aidas Vater Amonasro von den Ägyptern gefangen wird, bittet er seine Tochter, von Radames die Kriegspläne der Ägypter gegen sein Volk in Erfahrung zu bringen. Hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu Radames und ihrer Heimat, verrät sie die geheimen Pläne und drängt Radames zur Flucht. Amneris belauscht die beiden und, getrieben von Eifersucht, verrät sie Radames. Dieser wird zum Tode durch Einmauern verurteilt. Weil sie ohne ihn nicht leben will, schleicht sich Aida in die Todesgruft, um mit ihrem geliebten Radames zusammen zu sterben.
Aufführung
Am Anfang stehen ägyptische Soldaten in modernen Uniformen um einen militärischen Lagetisch und schieben Fähnchen hin und her. Per Telefon werden die neuesten Bewegungen gemeldet. Radames trägt eine braune Offiziersuniform, die Äthiopier laufen im Flecktarnmuster herum. Dagegen tragen der König und Amneris gehobene Gesellschaftskleidung unserer Tage. Die Priester sind eine schwarz gekleidete Offiziers-Clique, Aida wird als Kriegsgefangene mit einem POW-Schild (prisoner of war) an der Einheitskleidung gezeigt.
Amneris macht sich für die Siegesfeier in einer Badewanne frisch, in der sie die Konkurrentin Aida später ertränken will. Die Siegesfeier findet vor einem Altar unter einer stilisierten Hieroglyphe statt, um den sich die zumeist kriegsdienstgeschädigten Soldaten versammeln. Die geschlagenen Äthiopier werden aufgenommen und müssen I-love-Egypt T-Shirts anziehen.
Aida und Radames haben ihr Stelldichein zwischen schwarzen Müllsäcken, hinter denen sie Amonasro und die Äthiopier belauschen. Beim Weggehen läßt Radames sein T-Shirts mit I-love-Egypt zurück.
Die in Reih und Glied angetretenen Schwarzhemden (Hohepriester) verurteilen Radames zum Tode. Aida kommt nicht zu ihm in die Todeszelle. Radames bildet sich den Besuch Aidas nur ein.
Sänger und Orchester
Guido Johannes Rumstadt führte die Nürnberger Philharmoniker zu einem Abend, an dem selbst Giuseppe Verdi seine Freude gehabt hätte. Unter seiner Leitung spielte das Orchester mit viel Esprit und italienischem Klang.
Auch die Sängerbesetzung war lobenswert: Mardi Byers war eine wortverständliche Aida und brachte ihre technisch schwierigen Passagen, gespickt mit hohen Spitzentönen ohne Anstrengung zu Gehör – z.B. in den großen Ensembles am Ende des 2. Aktes Gloria all’ Egitto – gepriesen sei Ägypten. David Yim (Radames) sonst ein guter Tenor, war aber deutlich indisponiert (ohne sich allerdings ansagen zu lassen!). Viele Töne und Phrasen traf er nicht deutlich genug und forcierte stark die hohen Töne, z.B. bei seiner Auftrittsarie Celeste Aida – Holde Aida, die sehr wackelte. Jordanka Milkova zeigte mit viel Hysterie und Gemeinheit eine Amneris wie man sie sich vorstellt. Sehr schön zu hören war ihr Duett mit Aida im 2. Akt Fu la sorte dell’armi a tuoi funesta – das Schicksal im Kampf war den Deinigen nicht hold. Genauso überzeugend sang Mikolaj Zalinski als Amonasro. Guido Jentjens bewährte sich wieder einmal als König, er wird in späteren Vorstellungen den Ramfis singen, den in der Premiere Nicolai Karnolsky als dämonischer böser Geist anlegte.
Fazit
Eigentlich hätte das Publikum jubeln müssen über eine Vorstellung auf wirklich herausragendem musikalischem Niveau. Daß es nur freundlicher Applaus für alle Beteiligten wurde, ist wohl damit erklärbar, daß manchen Zuschauern Aspekte der Inszenierung unklar blieben. Der Handlungszeitpunkt wurde ins Heute verlagert– mit bildlichen Aktualisierungen: Der Müllberg im dritten Akt war dann doch für manche wohl zu viel.
Oliver Hohlbach

Bild: Jutta Missbach
Bildlegende: Amonasro bedrängt Aida vor den kriegsdienstbeschädigten Soldaten.

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