Krefeld, Stadttheater – DIE VERKAUFTE BRAUT

Von Bedřich Smetana, Komische Oper in drei Akten, Libretto: Karel Sabina, Deutsch von Kurt Honolka
Uraufführung: 30. Mai 1866 am Interimstheater in Prag
Regie: François de Carpentries, Bühne: Siegfried E. Mayer, Kostüme: Karine van Hercke
Dirigent: Kenneth Duryea, Niederrheinische Sinfoniker, Chor; Krefeld/Mönchengladbach, Die Solisten: Christoph Erpenbeck (Kruschina, Bauer), Uta Christina Georg (Ludmilla, seine Frau), Janet Bartolova (Marie, beider Tochter), Matthias Wippich (Tobias Micha, reicher Grundbesitzer), Margriet Schlössels (Hata, seine Frau), Markus Heinrich (Wenzel, beider Sohn), Hans-Jürgen Schöpflin (Hans), Hayk Dèinyan (Kezal), Manfred Feldmann (Zirkusdirektor Springer), Jeannette Wernecke (Esmeralda, Tänzerin), Jeong-Han Lee (Muss)
Besuchte Aufführung: 15. März 2008, Premiere

Kurzinhalt
krefeld-die-verkaufte-braut.jpgMarie, die Tochter eines verarmten Bauernpaares, liebt den Knecht Hans, der aus der Fremde zugewandert ist. Sie geloben einander ewige Treue. Maries Eltern hingegen erwarten von Marie, daß sie sich auf dem Kirchweihfest mit Wenzel, Sohn des Großgrundbesitzers Tobias Micha, verlobt. Gemeinsam mit dem Heiratsvermittler Kezal setzen sie einen Ehevertrag auf. Jedoch Marie ist nicht bereit, sich dem Willen ihrer Eltern zu beugen. Sie liebe einen anderen und habe sich mit ihm bereits verlobt.
Im Wirtshaus begegnet Marie ihrem vermeintlichen Bräutigam Wenzel. Sie erzählt dem leichtgläubigen Tölpel, ohne sich ihm zu erkennen zu geben, daß seine Braut Marie ihn vergiften wolle. Sie nimmt ihm das Versprechen ab, ihretwegen auf Marie zu verzichten. Gleichzeitig will Kezal Hans seine Braut abkaufen. Zum Entsetzen des Dorfes verkauft er seine Braut für dreihundert Gulden.
Bei einem Besuch im Zirkus verliebt sich Wenzel in die Tänzerin Esmeralda. Da der Darsteller des Bären betrunken ist,  übernimmt der naive Wenzel dessen Rolle.
Den Verkauf der Braut glaubt Marie  erst, als sie den Kaufvertrag sieht. Nun willigt sie doch in die Heirat mit Wenzel ein. Unerwartet treffen Tobias Micha und seine Frau im Dorf ein. Sie lüften endlich das Geheimnis um Hans’ Herkunft: Er ist der erstgeborene Sohn des Großgrundbesitzers Tobias Micha. Dieser war vor Jahren in die Fremde gezogen. Im „Brautkaufvertrag“ stand nur, daß sie den Sohn des Tobias Micha heiraten dürfe, welchen,  war nicht festgelegt. So konnte Marie sich ihren Bräutigam frei wählen. Als Versöhnungsgeste mit seinem Sohn willigt Tobias Micha in die Verbindung ein und Hans und Marie können mit dem ganzen Dorf die letztendlich glückliche Verlobung der verkauften Braut feiern.
Inszenierung
Die Handlung ist ins bäuerliche Milieu der 1960er Jahre verlegt, was sich insbesondere in der Wahl der Kostüme widerspiegelt. Viele kleine liebevoll eingesetzte Details peppen das Geschehen vor der Kulisse von Kirchweihfest und Wirtshaus auf: Die Zirkustruppe bietet die neuartige Tupperware feil, das Anwesen Tobias Michas sieht dem Schloß Neuschwanstein zum Verwechseln ähnlich. Das Bühnenbild ist auf das Wesentliche reduziert, was durchaus von Vorteil ist, da der Zuschauer nicht durch üppige Ausstattung vom Handlungsstrang abgelenkt wird. Hervorgehoben seien zudem die über das im Libretto vorgesehene Maß hinausgehenden erheiternden artistischen Darbietungen zu Beginn des dritten Aktes.
Ausführende
Die Liebe zum Detail findet sich auch in der Spielfreude von Ensemble und Chor wieder. Die verkaufte Braut ist keine Oper, in der die Sänger virtuoses Können unter Beweis stellen müssen, vielmehr ist ausdrucksvolles Spielen gefordert. Allen Sängern voran ist Hans-Jürgen Schöpflin zu nennen, der sowohl mit agiler Stimme als auch mit leidenschaftlichem Spiel den verliebten und gleichzeitig verschmitzten Hans darstellt und damit zeigt, daß er die ihm in der letzten Spielzeit verliehene Auszeichnung der Kritikerumfrage NRW als bester Sänger nicht nur für ernste Rollen verdient hat, sondern auch in Buffopartien glänzen kann. An seiner Seite scheint Janet Bartolova mit der Spontaneität ihres Partners manchmal etwas überfordert, doch mit Humor fängt sie sich schnell und kann gerade Maries Verzweiflung glaubwürdig darstellen. Daneben agiert Hayk Dèinyan (Kezal) überzeugend, allerdings hat er damit zu kämpfen, gegen das Orchester anzusingen.
Unter den Nebenrollen sind Christoph Erpenbeck (Kruschina) und Markus Heinrich (Wenzel) besonders hervorzuheben, die mit offensichtlicher Begeisterung die Eigenarten ihrer Charaktere betonen. Das Ensemblebild wird durch souveräne Leistungen von Uta Christina Georg (Ludmilla), Matthias Wippich (Tobias Micha) und Margriet Schlössels (Hata) in Spiel und Gesang abgerundet.
Wie schon so oft erweist sich der Chor der Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld und Mönchengladbach, der für seine Qualität auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist, als absolut treffsicher in Ausdruck und Gestaltung und scheut sich auch nicht, die Tanzeinlagen im böhmisch-mährischen Stil burlesk darzubieten, statt sie einem Ballettensemble zu überlassen.
Die Niederrheinischen Sinfoniker unter der Leitung von Kenneth Duryea waren stets bemüht, Smetanas Vorstellung von folkloristischem Klang gerecht zu werden. Dies gelang am ehesten bei der Begleitung der Sänger.
Fazit
Sieht man über das streckenweise farblose Orchesterspiel hinweg, so erwartet einen ein amüsanter Opernabend, der vor allem durch Spiel-, Tanz- und Detailfreude von Ensemble und Chor besticht.

Christine Lauter

Bild: Mattias Stutte

Das Bild zeigt Janet Bartolova (Marie), Hay Dèinyan (Kezal), Uta Christina Georg (Ludmilla) und Christoph Erpenbeck (Kruschina).

Veröffentlicht unter Krefeld, Stadttheater, Opern

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