ORPHEUS UND EURYDIKE – Dortmund, Theater

von Christoph Willibald Gluck (1714-1787), Oper, Libretto: Pierre-Louis Moline nach Ranieri de’ Calzabigi (deutsche Übertragung von Hans Swarowsky)

Regie: Christine Mielitz, Bühne/Kostüme: Hartmut Schörghofer, Licht: Stefan Schmidt, Dramaturgie: Klaus Angermann

Dirigent: Motonori Kobayashi, Dortmunder Philharmoniker und Opernchor, Choreinstudeirung: Granville Walker

Solisten: James Oxley (Orpheus), Angela Bic (Eurydike), Julia Amos (Amor)

Besuchte Aufführung: 23. Oktober 2010 (Premiere der Wiederaufnahme)

Kurzinhalt

Eurydike, die Gattin des sagenumwobenen Sängers Orpheus, stirbt. Voll Trauer ruft er Zeus um Hilfe an. Dieser gestattet ihm durch Amor seine Geliebte dem Hades zu entreißen – allerdings unter der Bedingung, diese auf dem Weg zurück ins Reich der Sterblichen nicht zu betrachten. Nachdem Orpheus die Furien durch seinen Gesang umgarnt hat, geben sie Eurydike frei. Die aber kann sich nicht erklären, warum sich Orpheus ständig von ihr abwendet, zweifelt an seinen Gefühlen und sieht sich aus der Ruhe des Grabes in ein Leben voller Schmerz zurückgeholt. Als Orpheus sich ihr zuwendet, stirbt sie nun endgültig. Verzweifelt will er ihr in den Tod folgen, findet aber durch Amor abermals Erlösung.

Aufführung

Die Vorhänge sind geschlossen, das ist Konzert vorbei. Orpheus betritt zusammen mit Eurydike die Vorbühne und nimmt den Schlußapplaus entgegen. Doch was ist das? Eurydike fällt und ist tot. Die Vorhänge öffnen sich und geben den Blick auf die Bühne frei. Die runde, laufstegartige Vorbühne setzt sich auch auf der Hauptbühne fort. Im Hintergrund sieht man eine durchscheinende, mit greifenden Händen gestaltete Wand. Im Zentrum des Laufstegs befindet sich der Chor, welcher nun mit Orpheus die Todesklage um Eurydike anstimmt. Die Grundgestaltung des Bühnenbildes bleibt während des gesamten Stückes bestehen. Durch viele bewegliche Elemente wirkt es aber nicht statisch, sondern bietet Abwechslung. So beginnt sich die durchscheinende Wand zu drehen, und während des Erscheinens Amors wird ein überdimensionaler Rabenflügel auf die Bühne herabgelassen. Besonderes Augenmerk wurde auf die Lichtgestaltung gelegt, die das Bühnengeschehen unterstützt.

Sänger und Orchester

Gluck sieht in seiner Oper nur drei Solisten vor. Die sängerischen Leistungen dieser drei Sänger waren durchweg eindrucksvoll. Als erstes ist James Oxley (Orpheus) zu nennen. Er beginnt mit dem Trauerchor um Eurydike in dem Orpheus nur ein einziges Wort zu singen hat: Eurydike. Es bedarf schon eines großen Könnens, um den Zuhörer mit nur einem Wort in seinen Bann zu ziehen. Oxleys Koloraturen waren eher unprätentiös, so, wie es der den Sängern gegenüber stets kritische Gluck in seiner Reformoper gefordert hat. Die gesamte Ausführung der Partie hindurch ließ Oxley ließ keine Schwächen erkennen, alle Töne saßen und sowohl die Dynamik und als auch der Ausdruck seiner Stimme war dem Bühnengeschehen gut angepaßt. Einzig in den Duetten mit Angela Bic (Eurydike) und Julia Amos (Amor) fiel auf, daß seine Stimme manchmal nicht die Kraft hatte, um gegen die beiden Sopranistinnen anzukommen. Dies ist aber ein häufiges Problem von lyrischen Tenören. Angela Bic und Julia Amos gestalteten ebefalls ihre Vorstellung glanzvolle. Ihre Stimmen waren kraftvoll und zugleich elegant, von den wenigen Spitzentönen bis hinunter in die tiefen Passagen.

Auch der Opernchor war solide eingestimmt. Leider befand sich unter den Choristen eine etwas zu übereifrige Sopranistin, die mit ihrer Stimme in fast allen Passagen aus dem Gesamtklang hervorstach und somit die Einheit des Chores etwas störte. Motonori Kobayashi hatte die Dortmunder Philharmoniker gut im Griff. Sie spielten ihren Part sehr gefühlvoll und paßten die Dynamik jeweils so an, daß der Vortrag des Solisten immer im Vordergrund blieb.

Fazit

Gluck schrieb seinen Orpheus in den Jahren 1761/62, um eine Opernreform anzustoßen. Reformgedanken waren es wohl auch bei Dortmunder Oper, die zu dem Projekt führten, Neue und Alte Musik auf ungewohnte Weise miteinander zu verbinden. So wurde diese Produktion ursprünglich direkt im Anschluß an eine Kammermusik  Hans Werner Henzes gebracht. Leider entschloß man sich bei der Wiederaufnahme, auf den Henze-Teil zu verzichten, wodurch der Beginn von Glucks Oper etwas konstruiert wirkt. Ansonsten war es eine durchweg gelungene Aufführung.

Fabian Schäfer

Bild: Stage Picture

Das Bild zeigt: James Oxley in der Partie des Orpheus

Veröffentlicht unter Dortmund Theater, Opern