Karlsruhe, Badisches Staatstheater – COSÌ FAN TUTTE

von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791), Dramma giocoso in zwei Akten Libretto: Lorenzo da Ponte
Regie: Achim Thorwald, Bühne: Christian Floeren, Kostüme: Doris Hermann, Licht: Gerd Meier, Dramaturgie: Margrit Poremba
Dirigent: Jochem Hochstenbach, Badische Staatskapelle und Staatsopernchor
Solisten: Kirsten Blaise (Fiordiligi), Sabrina Kögel (Dorabella), Armin Kolarczyk (Guglielmo), Bernhard Berchtold (Ferrando), Berit Barfred Jensen (Dorabella), Konstantin Gorny (Don Alfonso)
Besuchte Aufführung: 12. Dezember 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
karlsruhe-cosi.jpgFerrando und Guglielmo, zwei junge Soldaten, schwören auf die Treue ihrer Verlobten. Ihr alter Freund Don Alfonso bezweifelt dies, worauf eine Wette über die Standhaftigkeit der Frauen abgeschlossen wird. Alfonso weiht Despina, die Dienerin der beiden Damen, in die Intrige ein. Vorgaukelnd, in den Krieg zu ziehen, kehren die beiden Männer verkleidet zurück und überprüfen Standhaftigkeit der Frauen. Als bei einer vorgetäuschten Hochzeit die „eigentlichen“ Liebhaber zurückkehren, erreicht die Handlung ihren dramatischen Höhepunkt…
Aufführung
Bei einer Flasche Rotwein beginnt die Oper im Gemach Don Alfonsos. Ort des Geschehens ist ein heruntergekommener italienischer Palazzo auf einer Drehbühne, der dem Libretto entsprechend zwischen Außen- und Innenansichten wechselt. Jede Szene bekommt ihr eigenes Bühnenbild, der Chor – in dieser Oper nicht bühnenrelevant – agiert im Orchestergraben. Statt eines Schiffes geleitet ein weißer Schwan die zwei Soldaten aufs Meer. Verkleidet kehren die beiden in langen orientalischen Gewändern mit Turban zurück. Bühnenbild und Kostüme sind abwechslungsreich. Am Ende bleibt offen, wer nun eigentlich zu wem gehört.
Sänger und Orchester
Dem Dirigenten Jochem Hochstenbach gelang es, der wohl farbenreichsten Mozartoper feinste Nuancen im Klangbild abzugewinnen. Sabrina Kögel (Dorabella) beeindruckte in der Arie Smanie implacabili – Unerbittliche Qualen mit ihrem dunklen, leicht luftdurchdrungenen und stets kräftigen Timbre. Das Duett mit Armin Kolarczyk Il core vi dono – Das Herz schenk ich Euch verdient es, eigens hervorgehoben zu werden. Die gesangliche und schauspielerische Überzeugungskraft läßt nichts zu wünschen übrig. Beachtenswert ist vor allem Kolarczyks Versiertheit, sich glaubwürdig in den Rollen des Soldaten und des Liebhabers zurechtzufinden. Sein sonorer Bariton kommt nicht zuletzt in Donne mie la fate a tanti – Meine Frauen, so macht ihr’s mit allen eindrucksvoll zur Geltung. Ebenso sein grollendes Se bevessero del tossico – Wenn sie doch Gift tränken, das sich eindrucksvoll in die trügerische Idylle des Festbanketts mischt. Dagegen hätte man sich von Bernhard Berchthold (Ferrando), stimmlich gesehen ebenfalls eine gute Wahl, etwas mehr Pathos gewünscht. Das Un’aura amorosa – Ein liebenswertes Gesicht war schön, jedoch leider etwas hölzern und statisch gesungen. Sein Tradito, schernito – Verraten, verspottet brachte er mit seinem leicht nasalen, geschmeidigen Tenor ausdruckslos über die Bühne. Ganz anders dagegen Berit Barfred Jensen (Despina): Ihr klarer Sopran paßt sehr gut zu der Rolle einer koketten Kammerzofe. Vor allem ihre Verkleidungsszenen als Medicus und Notar begeisterten das Publikum. Konstantin Gorny gab einen tadellosen Don Alfonso zum besten. Bald zynisch, bald besänftigend fand er sich in seiner Rolle gut zurecht. Enorm war Kirsten Blaise als Fiordiligi, besonders ihre mit Leichtigkeit genommenen Dezimsprünge in Per pieta ben mio perdono – Bitte, mein Liebster, verzeih mir. Hier gelang nicht nur der im pianissimo gehaltenen Beginn vollendet, vor allem auch in den erforderlichen tiefen Lagen brillierte sie mit großer Beweglichkeit und klanglicher Substanz.
Fazit
Ein rundum gelungener Abend. Alles verschmolz zu einem kohärenten Gesamtbild, das auch bezüglich der Inszenierung nur gelobt werden kann. Sie überrascht den Zuschauer mit amüsanten Details, die an keiner Stelle zu übertriebener Komik oder zwanghafter Aktualisierung führen, und zeugt von großem musikalischen Verstand und Respekt vor dem Werk. Nicht zuletzt in der erwähnten Szene mit dem Schwan weiß der Regisseur in passenden Momenten, Tragik und Komik eindrucksvoll mit einander zu verbinden.
Daniel Rilling

Bild: Jacqueline Krause-Burberg
Das Bild zeigt: Armin Kolarczyk (Guglielmo), Sabrina Kögel (Dorabella), Bernhard Berchtold (Ferrando), Kirsten Blaise (Fiordiligi)

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