Oldenburg, Staatstheater – DON GIOVANNI

von Wolfgang Amadeus Mozart, Drama giocoso in zwei Akten, Libretto: Lorenzo Da Ponte, UA: 29. Oktober 1787, Prag
Regie: Freo Maier, Bühne und Kostüme: Barbara Steiner und Bettina Schürmann, Choreographie: Jacqueline Davenport, Dramaturgie: Katharina Ortmann, Beleuchtung: Philipp Wiechert
Dirigent: Thomas Dorsch, Oldenburgisches Staatsorchester, Opernchor des Oldenburgischen Staatstheaters, Einstudierung: Thomas Bönisch
Solisten: Paul Brady (Don Giovanni), Kerrie Sheppard (Donna Anna), Daniel Ohlmann (Don Ottavio), Andrey Valiguras (Komtur), Elisabeth Starzinger (Donna Elvira), Derrick Ballard (Leporello), Henri Kiichli (Masetto), Mareke Freudenberg (Zerlina)
Besuchte Aufführung: 10. Oktober 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
oldenburg-don-giovanni.jpgDer spanische Edelmann Don Giovanni verführt eine Frau nach der anderen, ob sie will oder nicht. Bei Donna Anna endet das mit dem Tod ihres Vaters. Donna Elvira, Giovannis verlassene Ehefrau, warnt ihre Gleichgesinnten vor ihrem Ex-Mann. Leporello, der Diener Giovannis, kann mit dessen Frauengeschichten gar nichts anfangen, bleibt ihm jedoch treu ergeben. Als die Statue des Komturs Don Giovanni auffordert, seinen Lebenswandel zu bereuen, weigert er sich und wird von den Feuerschwaden der Hölle verschluckt.
Aufführung
Das Bühnenbild besteht aus einem sechsgeteilten Kasten. In jedem Zimmer finden sich Bett, Stuhl und Bild. Im Laufe der Oper werden sie mit weiteren Accessoires wie Pflanzen, Schmetterlingen und Fahndungsbildern von Don Giovanni gefüllt. Der obere, mittlere Raum wird anfangs von einem Vorhang verdeckt und entpuppt sich als in rot gehaltenes Schlafzimmer, das Don Giovanni gehört. Zerlina und Masetto stampfen in einer Wanne Kuchen, der Chor liefert die Zutaten. Don Giovannis Haus wird durch einen bedruckten Vorhang dargestellt. In den Liebesszenen wird flüssige Schokolade verwendet, Schweinemasken werden beim Tanz angezogen. Die Statue des Komturs steht in einem Zimmer neben Blumen und Grabkerzen. Im zweiten Akt sind die Räume weiß und fast leer, die Darsteller halten Wasserflaschen in den Händen. Farbige Neonröhren beleuchten die Zimmer in verschiedenen Nuancen. Statt ihn zu verprügeln – wie es das Libretto verlangt – wirft Don Giovanni mit Gummifasanen nach Masetto. Die Kostüme sind durchweg modern. Nur bei der Darstellung der Opern werden barocke Kostüme angedeutet. Leporello trägt sämtliche Unterwäsche von Don Giovannis Eroberungen am Leib. Beim Maskenball verkleiden sich die Frauen als Männer und umgekehrt. Überdimensionale Schmetterlingsflügel dienen Leporello als Verkleidung, um Don Giovanni darzustellen.
Sänger und Orchester
Sänger und Orchester lieferten eine souveräne Leistung ab. Nahezu alle Solisten wurden vom Publikum mit Zwischenapplaus und Bravorufen bedacht. Mareke Freudenberg (Zerlina) führte ihre Stimme sicher durch ihre hohen und koloraturreichen Passagen. Auch die Sopranistin Kerrie Sheppard (Donna Anna) zeigte eine gute Stimmsicherheit. Bei Daniel Ohlmann (Don Ottavio) waren trotz vorher angekündigter Erkältung keinerlei stimmliche Defizite zu verzeichnen, er bestach mit klarem Gesang und schauspielerischer Intensität. Derrick Ballard überzeugte in der Rolle des Leporellos durch eine hervorragende komische Darstellung, die seinen lebendigen Gesang gut unterstützte. Henri Kiichli hingegen wirkte leicht mechanisch und leblos, gesanglich war er präsent, fiel jedoch nicht weiter auf. Die Rolle des Komturs präsentierte Andrey Valiguras mit einer warmen Baßstimme. Paul Brady überzeugte durch seinen wohlklingenden Bariton und eine durchweg gute schauspielerische Darstellung in seiner Rolle als Don Giovanni, wurde jedoch durch die große Präsenz Ballards als Leporello ein wenig in den Schatten gestellt. Das Orchester unterstützte die Sänger mit einem satten Klang und bildete mit den gesanglichen Darbietungen eine Einheit. Der Chor sang auf den Punkt genau und zeigte auch schauspielerisch großes Engagement, indem er in Szenen wie der Hochzeit oder in den Darstellungen auf Giovannis Fest komisches Talent bewies.
Fazit
Die gesangliche Souveränität der Darsteller trifft die Freude am Schauspiel und wird durch die farbenfrohe Lebendigkeit des Bühnenbilds unterstützt. Das Regieteam bekommt am Ende Buh-Rufe. Das Augenmerk Freo Maiers liegt auf Don Giovanni, der stets mit einem bunten Schmetterling verglichen wird. Don Giovannis Rolle als Frauenverführer und Lebemann macht er aber deutlich. Allerdings sind Schweinemaske und Luftballon mittlerweile zu oft in den Inszenierungen der Opern am Oldenburgischen Staatstheater zu finden. Die gesangliche und schauspielerische Leistung Ballards als Leporello sollte man jedenfalls nicht verpassen.
N. Rank

Bild: Andreas J. Etter
Das Bild zeigt: Paul Brady (Don Giovanni) li., Derrick Ballard (Leporello) re.

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