L’Elisir d’amore – Der Liebestrank – Köln, Oper

von Gaetano Donizetti (1797-1848) Melodramma giocoso in zwei Akten, Libretto: Felice Romani, UA: 12. Mai 1832, Mailand

Regie: Damiano Michieletto, Bühne: Paolo Fantin, Kostüme: Silvia Aymonino, Licht: Alessandro Carletti

Dirigent: Matteo Beltrami und das Gürzenich-Orchester Köln

Solisten: Kathrin Zukowski (Adina), Dmitry Ivanchey (Nemorino), Insik Choi (Belcore), Omar Montanari (Dulcamara), Maya Gour (Gianetta)

Besuchte Aufführung: 5. November 2023 (Premiere)

Kurzinhalt

Der arme Bauer Nemorino ist in die Gutsbesitzerin Adina verliebt. Doch diese läßt ihn eiskalt abblitzen. Bei dem Quacksalber Dulcamara kauft Nemorino einen Liebestrank, der dafür sorgen soll, daß sich Adina in ihn verliebt. Natürlich ist dies eine Finte Dulcamaras, um an Geld zu kommen. Währenddessen trifft der Sergeant Belcore im Dorf ein und kann Adina mit seinem Charme sofort für sich gewinnen. Sie sagt einer Hochzeit mit Belcore noch am selben Tag zu. Da Nemorino dank Dulcamaras gewitzter Lügen aber glaubt, daß der Liebestrank erst nach einem Tag wirkt, schließt er sich Belcores Regiment an, damit er das Geld für einen weiteren Liebestrank aufbringen kann. Über diese Geste der Liebe ist Adina so gerührt, daß sie Nemorino freikauft und ihm ihre Liebe gesteht.

Aufführung

Die gesamte Handlung wird in der Kölner Inszenierung, die eine Produktion der Theater aus Valencia und Madrid ist, in die Moderne verlagert. Sandeimer, Schaufel und Sonnenschirm statt ländlicher Idylle: Die Bühne zeigt einen Strand mit blauen Liegen, Adinas Gut wird hier zur Strandbar mit der Aufschrift “Bar Adina”. Auf der rechten Seite der Bühne befindet sich eine Dusche, die auch einige Male zum Einsatz kommt, rechts sieht man eine Palme und im Hintergrund einen Badeaufsichtsturm. Im zweiten Akt wird zudem eine übergroße Hochzeitstorte aufgeblasen, in der eine Schaumparty stattfindet. Die Sängerinnen und Sänger tragen bunte, sehr schrille Bademode: Bikinis, Schwimmanzüge und Badehosen in lebhaften Farben. Nemorino ist als Strandliegenverkäufer in Shorts und Badelatschen gekleidet, Belcore erscheint in der weißen Uniform eines Schiffskapitäns und Dulcamara wird als zwielichtiger Promoter in schwarzen Lackhosen und mit Koks-Tütchen gezeigt. Das Orchester wurde leider zugunsten des Bühnenbilds auf die linke Seite des Staatensaals 2 verbannt, sodaß man den Dirigenten nicht mehr sehen konnte. Insgesamt spielt die Inszenierung mit vielen Klischees, dabei sorgen die schrillen Kostüme und die gesamte Ballermann-Szenerie für einige lustige Effekte.

Sänger und Orchester

Die Ferne des Orchesters zu den Sängerinnen und Sängern rächte sich leider ein wenig zu Beginn der Oper. Um das Dirigat von Matteo Beltrami sehen zu können, mußten die Darsteller auf die Monitore vor ihnen und an der Seite schauen. Der Choreinsatz im ersten Akt war leider nicht ganz synchron mit dem Orchester, hier war das Orchester deutlich schneller als der Gesang. Zum Glück spielte sich das aber nach kurzer Zeit ein. Auch Dmitri Ivanchey (Nemorino) brauchte etwas Zeit, um sich stimmlich zu finden. Die Eingangsarie Quanto è bella, quanto è cara – Wie ist sie schön, wie ist sie teuer singt er mit seinem lyrischen, sehr zarten Tenor eher zaghaft und sehr leise, sodaß ihn das Orchester oft übertönt. Im Laufe des Abends kann er sein stimmliches Können aber immer mehr unter Beweis stellen. In der Arie Una furtiva lagrima – Eine flüchtige Träne gibt er seinen Höhepunkt und schafft es, seinen Tenor voluminös in der Höhe anschwellen zu lassen und dabei auch im sotto voce zu hauchen. Kathrin Zukowski (Adina) brilliert konstant in ihrer Rolle der koketten Barbesitzerin, mit einem glasklaren Sopran, den sie hoch und runter durch die Koloraturen jagt, ohne dabei auch nur eine Minute angestrengt zu wirken. Dabei läßt sie sich von den Männern auf der Bühne hofieren, mit Sonnencreme eincremen und bewundern. Eine stimmliche Wucht ist auch Insik Choi (Belcore), der mit seinem dunklen, metallischen Bariton auf der Bühne scheppert und dabei ein raumfüllendes Volumen erzeugt. Mit überzogenen Gesten verkörpert er den selbstsicheren Macho, beispielsweise begrabscht er von hinten eine Dame unter der Dusche oder läßt seine Muskeln gegenüber Nemorino spielen. Eine ebenso hervorragende Leistung bringt Omar Montanari (Dulcamara), der die schnellen Text-Partien rhythmisch sicher und klar intoniert und sich mit seinem scharfen und sehr rauen Bariton mit vollem Einsatz in die Melodiebögen legt. Unübertroffen ist dabei auch sein Schauspiel als koksender Promoter, der auf der Bühne Energy-Drinks in bunten Farben anbietet. Erwähnenswert ist auch Maya Gour (Gianetta): ihr Mezzo hat ein wunderbar warmes Timbre und ihre Solo-Partie im zweiten Akt singt sie mit sehr viel Inbrunst und Leidenschaft. Auch der Chor ist zu loben: er sorgt mit einem dynamischen und sehr ausgewogenen Gesang für eine festliche und beschwingte Atmosphäre auf der Bühne.

Fazit

Diese Inszenierung ist eine schrille und sehr lustige Interpretation von Donizettis opera buffa –  aber eben genau das, was opera buffa ausmacht! Es ist überraschend, daß die gesamte Handlung auch noch am Badestrand so gut funktioniert, aber: sie tut es! Musikalisch ein absolut großartiger Abend mit vielen wunderschönen Stimmen. Für Kathrin Zukowski und Dmitry Ivanchey gibt es zurecht den meisten Applaus vom Publikum. Einziger Wermutstropfen ist die Positionierung des Orchesters an der Seite. Ansonsten kann man sich aber nicht viel mehr wünschen für einen perfekten Opernabend!

Melanie Joannidis

Bild: Matthias Jung

Das Bild zeigt: Kathrin Zukowski (Adina), Insik Choi (Belcore), Omar Montanari (Dulcamara), Chor der Oper Köln

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