Die lustige Witwe – Köln, Oper

von Franz Lehár (1870-1948) Operette in drei Akten, Libretto: Victor Léon und Leo Stein nach Henri Meilhac , UA: 30. Dezember 1905, Paris

Regie: Bernd Mottl, Bühne: Friedrich Eggert, Kostüme: Alfred Mayerhofer, Choreografie: Christoph Jonas, Licht: Andreas Grüter

Dirigent: Andrea Sanguineti,  Gürzenich-Orchester Köln

Solisten: Ralf Lukas (Baron Mirko Zeta), Rebecca Nelsen (Valencienne), Adrian Eröd (Graf Danilo Danilowitsch), Elissa Huber (Hanna Glawari), Maximilian Mayer (Camille de Rosillon), Ralph Morgenstern (Njegus)

Besuchte Aufführung: 03. Dezember 2023 (Premiere)

Kurzinhalt

Baron Zeta, der als Botschafter in Paris den Kleinstaat Pontevedro vertritt, bittet seinen Landsmann, den Grafen Danilo, die reiche Witwe Hanna Glawari zu heiraten, damit ihre Milliarden im Land bleiben und den Staatsbankrott verhindern. Doch Graf Danilo verbindet mit Hanna eine unglückliche Liebesgeschichte. Statt um ihre Hand anzuhalten, versucht er zu verhindern, daß Hanna einen Pariser heiratet. Hanna erkennt recht schnell, daß Graf Danilo noch immer in sie verliebt ist. Als Camille de Roussillon die Frau des Botschafters verführt, springt Hanna kurzerhand ein, bevor diese auf frischer Tat ertappt wird. Sie verkündet die Verlobung mit ihm. Danilo tobt vor Eifersucht. Als er von Hanna erfährt, daß die Verlobung nur eine Tarnung ist, gesteht er Hanna endlich seine Liebe. Nun steht einer glücklichen Zukunft des Paars nichts mehr im Weg.

Aufführung

Im ersten Akt zeigt die Bühne den Innenraum der Botschaft im Retro-70er Jahre Stil mit brauner Mustertapete und Baustellen-Gerüsten und Abdeckungen. Alles fällt langsam auseinander, sogar eine Esel-Trophäe, Wahrzeichen von Pontevedro, fällt von der Wand. Im zweiten Akt, nach Restaurierungsarbeiten der Witwe, erstrahlt der Saal in Gold- und Schwarz-Tönen. Die pontevedrinische Gesellschaft wird durch alt-geschminkte und spießig-kostümierte Menschen verkörpert, die Kleider und Anzüge in gediegenen Beige- und Grau-Tönen tragen. Die Witwe trägt ein Grande-Dame-Kostüm in schwarz, mit ausgestellten Puffärmeln, Corsage und Meerjungfrauen-Rock. Zur Feier im 3. Akt trägt das gesamte Ensemble schwarze Lack- und Leder-Kostüme wie bei einer Fetischparty. Besonders hervorstechend sind die Choreographien eines professionellen Tanzensembles, dass die Gesänge sowohl durch folkloristische als auch durch Ballet-, Walzer-typische und weitere zeitgenössische Tanzstile den gesamten Abend durch begleitet und das Publikum anheizt. Zudem werden einige lustige Anspielungen auf den Umbau der Kölner Oper eingebaut. Zum Schluß fragt Baron Zeta die Witwe etwa: “Hätten sie nicht noch eine klitzekleine Milliarde für unser Opernhaus übrig?” Schön wär’s…

Sänger und Orchester

Unter dem Dirigat von Andrea Sanguineti beginnt das Orchester mit einem sehr ausgewogenen, nuancierten Klang, steigert sich aber schnell in den typisch operettenhaften, tänzerisch-beschwingten Rhythmus. Rebecca Nelsen (Valencienne) muss zu Beginn etwas mit Rhythmus und Lautstärke kämpfen: ihr schillernder Sopran klingt leider etwas substanzlos, oft singt sie zu leise und leider sind ihre Einsätze auch nicht immer ganz synchron zum Einsatz des Dirigenten. Maximilian Meyer (Camille de Roussillon) bringt von allen Sängern das größte Volumen mit. Sein raumfüllender, sehr hell gefärbter Tenor glänzt in der Höhe, dabei singt er die Rolle des verliebten Verführers mit sehr viel Beherrschung, sowohl stimmlich als auch schauspielerisch. Dabei schaut er oft sehr ernst und wirkt von seiner Mimik her etwas angestrengt, was nicht ganz so gut zu dem verliebten Charmeur zu passen scheint. Adrian Eröd (Graf Danilo) besticht mit einem dunkel gefärbten Bariton, den er rhythmisch sehr präzise einsetzt und dabei sehr klar intoniert. Schauspielerisch verkörpert er den gewitzten Lebemann sehr überzeugend, indem er sich auf der Bühne sehr dynamisch bewegt und auch sehr temperamentvoll spielt. Besonders überzeugend ist er in dem Duett Lippen schweigen, in dem er seine Stimme sehr gefühlvoll im piano haucht und seine Liebe zu Hanna zum Ausdruck bringt. Elissa Huber (Hanna Glawari) ist stimmlich gesehen der Star des Abends. Ihr glänzender Sopran hat ein sehr klares, schnörkelloses Timbre. Damit besticht sie in den Spitzentönen, die wunderbar leicht und unangestrengt bei ihr klingen. Ihr Höhepunkt ist das Vilja-Lied im zweiten Akt, wo sie ihre Stimme anmutig in der Höhe anschwellen läßt und im sotto voce haucht. Dabei spielt sie die Witwe als selbstbewußte Frau, sehr damenhaft und kontrolliert, zeigt aber auch viele witzige Einfälle. Überraschend ist auch der Auftritt von TV-Bekanntheit Ralph Morgenstern (Njegus), der durch seinen Humor und Charme der Rolle des Kanzlers einen besonderen Anstrich verleiht und für einige Lacher im Saal sorgt.

Fazit

Eine heitere Inszenierung mit einem sehr bunten und aufgeweckten Ensemble, wunderschönen Kostümen und schöner Musik! Der erste Akt läuft zwar etwas schleppend an, aber der zweite und dritte Akt warten dafür mit einigen Höhepunkten auf. Absolut hervorragend sind die Tanzeinlagen, die der Operette den beschwingten Charakter verleihen und für großartige Unterhaltung sorgen. Dafür gibt es vom Publikum zu Recht auch den größten Applaus. Unter den Sängern und Sängerinnen sind Elissa Huber und Adrian Eröd die Publikumslieblinge. Eine reiche Witwe für die Instandhaltung des Opernhauses, wäre zwar wünschenswert. Aber diese Witwe ist ein Gewinn für den Unterhaltungswert!

Melanie Joannidis

Bild: Matthias Jung

Das Bild zeigt: John Heuzenroeder, Ralf Lukas (Baron Mirko Zeta), Elissa Huber (Hanna Glawari), Ralph Morgenstern (Njegus), Adrian Eröd (Graf Danilo Danilowitsch), Rebecca Nelsen (Valencienne), Tänzerinnen, Chor der Oper Köln

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