Osnabrück, Theater am Domhof – DIE ZARENBRAUT

von Nikolaj Rimski-Korsakow (1844-1908); Oper in 4 Akten, Libretto: Nikolaj Rimski-Korsakow und Ilja Fjodorowitsch Tjumenew nach der historischen Tragödie von Lew Alexandrowitsch Mej (1849), UA: 3. November 1899, Moskau Regie: Kay Kuntze, Bühne / Kostüme: Martin Fischer, Dramaturg: Carin Marquardt, Beleuchtung: Uwe Tepe
Dirigent: Marius Stieghorst, Osnabrücker Symphonieorchester, Choreinstudierung: Peter Sommerer, Chor und Extrachor des Theaters Osnabrück
Solisten: Frank Färber (Wassili Sobakin), Natalia Atamanchuk (Marfa), Daniel Moon (Grigori Grjasnoi), Genadijus Bergorulko (Grigori Maljuta-Skuratow), Yoonki Baek (Iwan Sergejewitsch Lykow), Eva Schneidereit (Ljubascha), Christophe Mortagne (Jelissei Bomeli), u.a.
Besuchte Aufführung: 13. Juni 2009 (Premiere in russischer Sprache)

Kurzinhalt
osnabruck-zarenbraut.jpgIm Mittelpunkt der Handlung stehen zwei Frauen: Die schöne Kaufmannstochter Marfa, die der Zar Iwan zu seiner Gemahlin auserwählt hat, und Ljubascha, die entführte und entehrte Geliebte des Bojaren Grjasnoi. Letzterer verliebt sich in Marfa und will mit Hilfe eines Liebespulvers ihre Gunst gewinnen. Doch Ljubascha will sich nicht ihrem Schicksal als abgelegte Geliebte Grjasnois fügen, und besorgt ein langsam wirkendes Gift für Marfa. Grjasnoi verabreicht Marfa das vermeintliche Liebespulver – unwissend, daß Ljubascha dieses gegen das Gift ausgetauscht hat. Marfa setzen das Gift und die Trennung von ihrem geliebten Jugendfreund Lykow sehr zu. Die Nachricht von Grjasnoi, Lykow habe sie vergiften wollen und sei deshalb getötet worden, treibt sie in den Wahnsinn. Aller Hoffnung beraubt gesteht Grjasnoi die Verleumdung und seine Schuld an Lykows Tod. Als Ljubascha daraufhin ihre Gifttat gesteht, ersticht Grjasnoi sie. Marfa hält den Mörder Grjasnoi für den geliebten Lykow und ist glücklich, wenngleich im Wahn.
Aufführung
Das sehr düstere Gesicht eines Wolfes, welches im Stück das Erkennungszeichen der Leibwächter des Zaren ist, befindet sich auf dem Vorhang. Da sich dieser nie vollständig hebt, sind die neonleuchtenden Augen immer präsent. Während der Ouvertüre erscheinen Frauen in schlichten, weißen Gewändern, die sich im Scheinwerferlicht teilweise vollständig entblößen. Gewalt, Unterdrückung und sexuelle Handlungen dominieren die gesamte Inszenierung.
Goldene Heiligenbilder kennzeichnen stets die vielfältig gestaltete Bühne, welche durch eine Terrasse, Girlanden, oder einen Eßtisch an neue Situationen angepaßt wird. Nur am Ende des letzten Aktes verschieben sich die Heiligenbilder, und die gesamte Bühne erstrahlt in einem hellen Azurblau.
Die Kostümierung entspricht dem gesellschaftlichen Stand und der jeweiligen Bühnensituation. So wird zwischen einfachen und prachtvollen Kleidern, Ledermäntel und Anzügen, variiert. Die Leibwächter tragen schwarze Lederkleidung, auffallend ist hier die Kapuze in Form eines Wolfskopfes. Marfa und Lykow sind, neben den Bediensteten und den Frauen die einzigen Charaktere, die beständig hell kostümiert sind.
Sänger und Orchester
Eva Schneidereit (Ljubascha) spielt eine Frau, die zur Befriedigung männlicher Begierden benutzt wird, und vervollkommnt diese Rolle durch einen klagenden und mitreißenden Gesang. Während sie im Ensemble fast nicht hörbar ist, besticht sie im alleinigen Gesang durch eine raumfüllende, emotionale Stimme. Natalia Atamanchuks (Marfa) gefühlvoller Wahnsinnsmonolog Iwan Sergeich, khochesh – Iwan Sergejewitsch, möchtest du (4. Akt) ist einer der musikalischen Höhepunkte der Aufführung. Ihre Stimme klingt weniger dramatisch als die von Eva Schneidereit, ist aber ebenso expressiv, indem sie die Töne zum Leuchten bringt. Besonders in den Höhen klingt sie natürlich und frei.
Daniel Moon begeistert durch seine musikalisch sehr schöne Arie S uma neydyot krasavitsa – Die Schöne geht mir nicht aus dem Kopf (1. Akt, 1. Szene) mit genügend Kraft und großer Dramatik.
Der Zar tritt nie als Person auf, aber ist durchweg im Denken und Handeln der Akteure, und durch düstere Fanfaren im Orchester, präsent.
Durch Gleichklang und Miteinander von Orchester und Sänger verstärkt die Musik Rimski-Korsakow die Gefühle der Handelnden während der gesamten Aufführung.
Fazit
Das Publikum schien sich des Endes der Oper nicht ganz sicher zu sein, denn der Applaus benötigte einen zweiten Anlauf. Dieser währte dann aber besonders lange, und vor allem Eva Schneidereit als Ljubascha wurde sehr bejubelt.
Maria Ostermann

Bild: Uwe Lewandowski
Das Bild zeigt: Daniel Moon (Grjasnoi), Yoonki Baek (Lykow), Christophe Mortagne (Bomeli) und Herrenchor (Leibwächter).

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