Gelsenkirchen, Musiktheater im Revier – DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL

von Wolfgang Amadeus Mozart, , Singspiel in drei Aufzügen, Libretto: Johann Gottlieb Stephanie D.J., UA: 16. Juli 1782, Burgtheater, Wien
Regie: Elmar Gehlen, Bühne: Daniel T. Schulz, Choreographie: Marika Carena, Dramaturg: Juliane Schenke
Beleuchtung: Helmut Justus
Dirigent: Samuel Bächli, Neue Philharmonie Westfalen, Opernchor und Extrachor
Solisten: Joachim G. Maas (Selim, Bassa), Diana Petrova (Konstanze), Alfia Kamalova (Blonde)
Lars-Oliver Rühl (Belmonte), E. Mark Murphy (Pedrillo), Michael Tews (Osmin)
Besuchte Aufführung: 6. Juni 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
gelsenkirchen-entfuhrung.jpgDer Spanische Edelmann Belmonte reist in die Türkei um seine Geliebte Konstanze, deren Zofe Blonde und seinen Diener Pedrillo aus dem Serail des Selim Bassa zu befreien, der die drei auf einem Sklavenmarkt gekauft hatte, nachdem sie von Piraten gefangen genommen worden waren. Mit Hilfe Pedrillos schafft es Belmonte, sich an Osmin, dem Aufseher des Bassa vorbeizuschmuggeln und später auch dem Bassa seine Identität zu verheimlichen. Selim Bassa verliebt sich in Konstanze, will diese jedoch nicht zwingen ihn zu lieben. Konstanze ist hin und her gerissen von dem höflichen und gebildeten Bassa und ihren Gedanken an Belmonte, dem sie jedoch treu bleibt. Blonde, vom Bassa dem Osmin geschenkt, verweigert sich diesem, weil sie Pedrillo liebt. Als Belmonte erfährt, daß Selim Konstanze begehrt, ist er sich ihrer Treue nicht mehr sicher und auch Pedrillo zweifelt an der Liebe Blondes. So wird das Wiedersehen der beiden Paare vom Verdacht der Untreue überschattet. Doch die beiden Frauen verzeihen die falschen Anschuldigungen, und es werden die Vorbereitungen zur Flucht aus dem Serail getroffen, zu der der mißtrauische Osmin aus dem Weg geräumt werden muß. Daher verabreicht Pedrillo ihm ein Schlafmittel. Osmin erwacht jedoch früher als gedacht und vereitelt den Fluchtplan. Die vier werden vor Selim Bassa geführt und erwarten ihr Todesurteil. Um Konstanze zu retten gibt Belmonte sich zu erkennen, der Bassa erkennt ihn als den Sohn seines größten Feindes und seiner ehemaligen Geliebten. Dennoch und in Erinnerung an seine Geliebte schenkt Selim Bassa Belmonte, Konstanze, Pedrillo und Blonde die Freiheit.
Aufführung
Das klare Bühnenbild bestand aus zwei großen, halbkreisförmigen, fahrbaren Wänden, zu jeder Szene, z.T. auch während der Arien umhergeschoben und gedreht wurden. Im Inneren dieser Wände waren Konstanzes Schlafgemach und ein Garten. Durch geschickt gesetzte Lichteffekte wurden die verschiedenen Stimmungen der einzelnen Stücke gut untermalt Die Kostüme waren vielseitig, vom klassisch hellen Anzug Belmontes, bis zu den orientalischen Gewändern des Selim Bassa und seiner Gefolgschaft. Einen besonderen Eindruck machten die Kostüme von Pedrillo, Konstanze und Blonde, die einen gekonnten Stilmix aus europäischer und orientalischer Kleidung darstellten. Auch einige ironische Elemente wurden gebracht. So trat Belmonte, um nicht erkannt zu werden, als britischer Tourist auf und machte Fotos
Sänger und Orchester
Das Orchester spielte alle Passagen souverän, wobei hier die Bläser, besonders Oboe, Fagott und Horn auffielen. Die Sänger brachten durchweg gute schauspielerische und gesanglicher Leistungen, wobei E. Mark Murphy (Pedrillo) das Publikum mit seinem Gesang und Schauspiel am meisten beeindruckte. Doch auch Alfia Kamalova (Blonde) begeisterte als energische, gewitzte, junge Frau mit sauber gesungenen Passagen. Diesen großartigen schauspielerischen Leistungen standen jedoch die Stimmen von Joachim G. Maas (Selim Bassa), Michael Tews (Osmin) und Lars-Oliver Rühl (Belmonte) kaum nach. Auch sie überzeugten mit gut gesungenen Arien und Duetten, besonders Michael Tews sang schöne, klare Tiefen. Neben dem Quartett von Belmonte, Pedrillo, Konstanze und Blonde am Ende des zweiten Aufzugs, war die Arie Matern aller Arten (2. Akt) von Diana Petrova (Konstanze) ein besonderer Höhepunkt des Abends. Diese wurde gefühlvoll vorgetragen, ohne dabei überzogen oder kitschig zu wirken.
Fazit
Eine durchweg gelungene Aufführung vor gut besetztem Haus. Das Publikum honorierte diese Leistung mit vielfachem Szenenapplaus für alle Darsteller einschließlich Dirigent und Orchester erhielten viel Applaus, wovon E. Mark Murphy (Pedrillo) mit Abstand beim Klatschen hervorgehoben wurde.
Sara Bosqui

Bild: Pedro Malinowski
Das Bild zeigt: Diana Petrova als Konstanze.

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