Köln, Oper – CAPRICCIO

von Richard Strauss (1864-1949), ein Konversationsstück für Musik in einem Aufzug, Libretto: Clemens Krauss und Richard Strauss, UA: Capriccio, München 28.10.1942
Inszenierung: Christian von Götz, Regie: Sylvie Döring, Ausstattung: Gabriele Jaenecke, Licht: Hans Toelstede, Dramaturgie: Christoph Schwandt, Dirigent: Markus Stenz, Gürzenichorchester Köln. Solisten: Solveig Kringelborn (Gräfin), Ashley Holland (Graf), Martin Homrich (Flamand), Miljenko Turk (Olivier), Michael Eder (La Roche), Dalia Schaechter (Clairon), Csilla Csövári (Sängerin), Benjamin Bruns (Sänger) u.a.
Besuchte Aufführung: 30 Mai 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
koln-capriccio.jpgDer Dichter Olivier, der Komponist Flamand und der Theaterdirektor La Roche kommen zum Geburtstag der Gräfin. Es entflammt eine Diskussion zwischen Dichter und Komponist, welche Kunst den Vorzug habe: Dichtung oder Musik. Der Theaterdirektor La Roche vertritt den Standpunkt, daß es ausschließlich darum gehe, eine effektvolle Aufführung zu erzielen. Die Buhlerei um Poesie und Musik hat noch einen anderen Hintergrund. Olivier und Flamand sind beide in die Gräfin verliebt. Ein Sonett Oliviers berührt die Gräfin. Um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken, vertont Flamand das Sonett. Madeleine kann sich nicht entscheiden, wen sie nun liebt und welcher Kunst sie den Vorzug geben soll. Gemeinsam sollen die beiden eine Oper kreieren und der Graf schlägt als Sujet „die Ereignisse des heutigen Tages“ vor. Zu einer Entscheidung zwischen Poesie und Musik kommt es nicht.
Aufführung
Der Graf (Ashley Holland) sitzt in schwarzem Anzug an seinem Schreibtisch und sortiert seine Akten. Zwei Menschen mit einem gelben Stern auf der Brust betreten das Zimmer und erhalten einen neuen Paß. Der Schauplatz wechselt und die eigentliche Handlung beginnt.
Eine Wendeltreppe windet sich spiralförmig nach oben. Mit einem zweiten Vorhang öffnet sich eine Bühne auf der Bühne. Ein Cembalo und goldene Stühle im Stil des Barock sind zu sehen. Die Gräfin (Solveig Kringelborn) trägt ein weit ausladendes rotes Kleid und empfängt den Dichter Olivier (Miljenko Turk) und den Komponisten Flamand (Martin Homirich). Am linken und rechten Bühnenrand schieben sich immer wieder zwei schmale Glaskästen ins Bühnenbild. Zu sehen sind entweder Männer in dunklem Anzug mit Zylinder, die starr geradeaus blicken oder die sich ankleidende Gräfin (Solveig Turk). Die Kostüme des Theaterdirektors La Roche (Michael Eder), von Clairon (Dalia Schaechter) und auch des Grafen (Ashley Holland) sind im barocken Stil gehalten, alle tragen Perücken. Das Bühnenbild wandelt sich in ein eingestürztes Treppenhaus, kein Teil paßt mehr zum anderen. Die Tänzerin (Luisa Sancho Escanero) wird nach ihrer Darbietung gegen ihren Willen von zwei schwarz gekleideten Männern aus dem Saal geführt.
Sänger und Orchester
Das Gürzenichorchester unter der Leitung von Markus Stenz spielt sich nicht in den Vordergrund und läßt immer den Sängern den Vorzug. Solveig Kringelborn als Gräfin gestaltet die Arien abwechslungsreich, ihr ausdrucksstarker Gesang geht bisweilen allerdings auf Kosten der Textverständlichkeit. Martin Homrich und Miljenko Turk als Komponist und Dichter singen solide und auch Ashley Holland in der Rolle des Grafen, sie müssen allerdings heute hinter der Stimme von Michael Eder (La Roche) zurücktreten.
Leider viel zu kurz ist die Stimme von Csilla Csövári zu hören. In ihrem Auftritt vor der Gesellschaft singt sie mit glockenklarer Stimme und überzeugt mit ihrer, auch in den höheren Lagen, weichen aber dennoch kraftvollen Stimme.
Fazit
Es herrscht Krieg (Erster Weltkrieg), als Strauss die Oper schreibt. Die Inszenierung von Christian von Götz versucht nicht allzu aufdringlich Anspielungen auf die Zeit des Zweiten Weltkriegs zu machen und entwickelt eine Rahmenhandlung. Krieg und Judenverfolgung macht Strauss aber nicht zum Thema seiner Oper. Es geht schlicht und einfach um den uralten Konflikt zwischen Poesie und Musik. Darf ein Komponist zu Kriegszeiten nicht losgelöst vom Kriegsgeschehen eine Oper schreiben?
Das Publikum klatscht brav, aber nicht überschwänglich.
Katharina Rupprich

Bild: Klaus Lefebvre
Das Bild zeigt: Dalia Schaechter (Clairon), Ashley Holland (Graf) und Michael Eder (La Roche).

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