DIDO UND AENEAS – Bonn, Alter Malersaal

von Henry Purcell (1659-1695), Oper in drei Akten, Libretto: Nahum Tate nach Vergils Epos Aeneis.  UA: 1689 London, Chelsea, Josias Priests Mädchenpensionat.

Dirigent: Thomas Wise, Regie: Mark Daniel Hirsch, Bühne/Kostüme: Carla Friedrich, Licht: Sirko Lamprecht, Jugendbarockorchester Rheinland in Kooperation mit Concerto Köln, Chor des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums, Bonn, Einstudierung: Thomas Busch

Solisten: Kathrin Leidig (Dido),  Tamás Tarjányi (Aeneas), Nikola Hillebrand (Belinda), Stefanie Wüst (Second Woman/First Witch), Anjara I. Bartz (Sorcess), Charlotte Quadt (Second Witch)

Besuchte Aufführung: 1. November 2013 (Premiere)

T H E A T E R  B O N N: DIDO AND AENEASKurzinhalt

Die Oper spielt in Karthago, nach dem Ende des Trojanischen Kriegs und beginnt in Didos Palast. Sie ist betrübt, ihre Vertraute Belinda errät den Grund: Dido hat sich in Aeneas verliebt, den es bei seiner Flucht aus dem zerstörten Troja an die karthagische Küste verschlagen hat. Von ihrem Gefolge wird sie ermuntert, ihrer Neigung freien Lauf zu lassen, denn auch Aeneas liebt sie.

In einer Höhle hat sich die Zauberin  mit den Hexen versammelt, um ihre Feindin Dido ins Unglück zu stürzen und Karthago zu vernichten. Ein Geist in der Gestalt Merkurs soll Aeneas erscheinen und ihn an seine Pflicht erinnern, die Gestade Italiens zu suchen. Die Verschwörung gelingt. Aeneas kommt zu Dido, um Abschied zu nehmen. Sie beschuldigt ihn, nur Krokodilstränen zu weinen. Er ändert seinen Sinn, aber Dido schickt ihn weg.  Als Aeneas gegangen ist, spürt Dido, daß sie nicht mehr weiterleben kann, und begeht Selbstmord.

Aufführung

Ein Porträt von Henry Purcell steht am Bühnenrand. Es trägt die Züge von Belinda, der Vertrauten  Didos. Aus ihrer Perspektive und als „verrückter höfischer Spaß“  wird die Liebesgeschichte erzählt. So suggerieren es jedenfalls die Variationen über  La Folia von Arcangelo Corelli, die vor der Ouvertüre hinter dem Vorhang erklingen. Auch das Schlußbild mit der revitalisierten Dido singen alle To the Hills and the Vales,  was diese Perspektive manifestiert. Der Chor als  Hofstaat ist barock gekleidet und das Gefolge der Zauberin macht mit struppigem faunenhaften Wesen optisch etwas her. Die optische Darbietung erinnert an barocke Gemälde, so stimmig wirken die arrangierten Bilder. Als Requisite diente einzig ein Podest mit Treppe.

Sänger und Orchester

Die Solisten kamen alle von der Oper Bonn:  Kathrin Leidig sang mit leicht geführtem, sehr natürlich wirkenden Sopran die Partie der Dido und verkörperte deren Liebesleiden glaubhaft. Ihrem Freitod (mit Gift) ging das berühmte und berührende Lamento When I am laid in Earth voraus. Mit Tamás Tarjányi (Aeneas) hatte man sich für eine Tenorbesetzung entschieden, was jugendlicher wirkte, als die ebenfalls mögliche Besetzung mit Bariton. Er überzeugte in Arien und Rezitativen mit beweglicher Stimme. Nikola Hillebrand war als Purcell für ihre Partie der Belinda in eine Hosenrolle geschlüpft und sang mühelos und unprätentiös. Der Projektchor des Bonner Gymnasiums interpretierte ambitioniert, integrierte sich optisch reizvoll und tanzte stilvoll zur Musik. Eine gelungene musikalische Leistung lieferte das von Thomas Wise vom Cembalo aus geleitete Orchester. Mitglieder von Concerto Köln hatten junge Musiker zwischen 13 und 17 Jahren in mehreren Wochenenden in die barocke Spielpraxis eingeweiht, was gut gelungen war. Rezitative und Arien wurden allerdings von der Continuo-Gruppe von Concerto Köln begleitet.

Fazit

Eine sehr lebendige Aufführung, die dank der jugendlichen Mitwirkenden auf und hinter der Bühne im Orchester sehr frisch und spielerisch wirkte. Die Sänger der Oper waren bestens disponiert und zeigten Spielfreude. Lediglich am Rande, da unüberhörbar, sollten die kleineren Intonationsschwächen bei den zwei Blockflöten erwähnt sein. Hübsche Regieeinfälle, wie der kleine Cupido oder die stets mit Blitz und Donner auftretende Zauberin rundeten das Bild einer stilsicher interpretierten barocken Oper ab. Eine sehens- und hörenswerte Vorstellung und ein guter Einstieg für eine Barockoper.

Felicitas Zink

Bild: Thilo Beu

Das Bild zeigt: Kathrin Leidig(Dido), Ensemble

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