RUSALKA – Nürnberg, Staatstheater

von Antonín Dvorák (1841-1904), Lyrisches Märchen in drei Akten, Libretto von Jaroslav Kvapil, in tschechischer Sprache mit deutschen Übertiteln, UA: 31. März 1901, Prag, Nationaltheater

Regie: Dieter Kaegi, Ausstattung: Francis O‘Connor

Dirigent: Marcus Bosch, Staatsphilharmonie Nürnberg und Chor des Staatstheaters Nürnberg, Choreinstudierung: Tarmo Vaask

Solisten: Ekaterina Godovanets (Rusalka), Michael Putsch (Der Prinz), Nicolai Karnolsky (Der Wassermann), Roswitha Christina Müller (Die fremde Fürstin), Jordanka Milkova (Ježibaba), Javid Samadov (Der Förster), Judita Nagyová (Der Küchenjunge), Michaela Maria Mayer (Erste Waldnymphe), Christiane Marie Riedl (Zweite Waldnymphe), Joanna Limanska-Pajak (Dritte Waldnymphe), Philip Carmichael (Ein Jäger)

Besuchte Aufführung: 12. Mai 2013 (Premiere,  in tschechischer Sprache mit deutschen Übertiteln)

Kurzinhalt

Die Nixe Rusalka erlangt mit Hilfe der Hexe Ježibaba eine menschliche Gestalt, da sie sich in einen Prinzen verliebt hat. Der Preis dafür ist jedoch ihre Stimme, darüber hinaus kann sie nie wieder in das Unterwasserreich zurückkehren, wenn sie des Prinzen Liebe nicht erringt. Der Prinz verliebt sich in sie, doch, da sie in der Schloßgemeinschaft wie ein Fremdkörper wirkt und mit der fremden Fürstin eine Nebenbuhlerin auf den Plan tritt, verstößt sie den Prinzen. Doch der Prinz bereut und sucht im Wald verzweifelt die Geliebte. Rusalka erlöst den Liebenden auf seine Bitte hin mit einem Todeskuß.

Aufführung

Im Vordergrund der Bühne befindet sich ein rundes Wasserbecken mit einem rundum verlaufenden Holzsteg, das sich knietief mit Wasser fluten läßt, um dem Wassermann einen stimmigen wasserspritzenden Auftritt zu ermöglichen. Dahinter befindet sich ein rechteckiger Raum mit geschlossenen Wänden, dessen Zugang sich öffnen und schließen läßt. An der Seitenbühne sieht man Buschgruppen, in denen Elfen und Nymphen lauern. Beleuchtungseffekte ermöglichen immer wieder neue Betonungen und stimmungsvolle und stimmige Stimmungsbilder. Genauso wie die phantasievollen Kostüme für den blauen Wassermann, die alle Rollen-Klischees erfüllende Hexe, eine hipp-bunt-barocke Hofgesellschaft und Ausgehuniform und Jagdanzug für den Prinzen, an ein Kaiser-Franz-Josef-Abziehbild erinnernd. Rusalka schwebt zunächst im überlangen blaufließenden Kleid in einem Ringreifen herein, bevor sie sich nach ihrer Menschwerdung auf ihre tapsigen Beine stellt. Die Wassernixen werden als lebensgroßes Puppenspiel dargestellt.

Sänger und Orchester

Als großen Erfolg darf man den Auftritt von Ekaterina Godovanets als Rusalka werten. Ihre Gestaltung des Lieds an den Mond hält den Vergleich mit dem Internet-Video von Anna Netrebko stand – auch wenn ihre Koloraturen in den Höhen deren Brillanz nicht erreichen. Ihre Stimme gebietet über eine beeindruckend große Facette an Farben. Michael Putsch ist ein Tenor mit sicherlich schönem Stimmpotential, jedoch kann er dieses nicht abrufen, die Stimme klingt kehlig eng geführt und neigt im Forte zum Tremolieren. Nicolai Karnolsky verfügt über die richtige, in der Tiefe sicher aufgestellte markige Baß-Stimme, um dem Wassermann einen abgründigen Charakter zu verleihen. Roswitha Christina Müller gestaltet mit ihrem weichen Mezzo die fremde Fürstin mehr als charmante Märchenfigur anstelle einer verruchten Verführerin. Jordanka Milkova – auch ein Mezzo – hat hingegen eine anrüchige Verruchtheit, die die abgrundlose Boshaftigkeit der Knusperhexe Ježibaba braucht. Javid Samadov verfügt über eine wunderschön samtig klingende baritonale Mittellage, die aber auch für die tenoralen Ausflüge in die höheren Bereiche der Rolle des Försters taugt. Judita Nagyová ist die kindlich naive Stimme für den Küchenjungen. Marcus Bosch sieht in diesem Werk weniger den Fin de siècle der Spätromantik: er führt das Orchester und die Solisten eher verhalten durch die Partitur. Die Klangwolken bleiben gedämmt, dramatische Entwicklungen können sich jedoch explosionsartig entwickeln und unterstützen die Dramatik des Werkes. Fast könnte man von einem Soundtrack für einen Märchenfilm sprechen.

Fazit

Nur scheinbar hält man die Vorstellung für eine wortgetreue und farbenprächtige Märchenoper im Stile der Märchenfilme des tschechischen Fernsehens wie Drei Nüsse für Aschenbrödel. Der Abend ist ohne Einschränkung für Kinder geeignet, es gibt mittels einer Parallelgeschichte um ein Ballett-Liebespaar ein versöhnliches Ende. Aber es fällt auf, daß diese Oper auch eine Komponente über wahre Menschlichkeit und Naturverbundenheit (Umweltverschmutzung im Teich!) hat. Das Publikum ist erfreut und mit dem Abend rundum zufrieden.

Oliver Hohlbach

Bild: Jutta Missbach

Das Bild zeigt: Auftritt Rusalkas (Ekaterina Godovanets) Lied an den Mond

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