LE TOREADOR OU L’ACCORD PARFAIT – DER TORERO ODER DIE PERFEKTE ABMACHUNG – Luzern, Theater

von Adolphe Adam (1803-1856), Opéra comique – komische Oper in zwei Akten in deutscher und französischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Libretto: Thomas Marie François Sauvage

UA: 1849 in Paris, Opéra-Comique

Regie: Johannes Pölzgutter, Bühne: Werner Hutterli, Kostüme: Axel E. Schneider, Dramaturgie: Dr. Christian Kipper, Licht: David Hedinger

Dirigent: Florian Pestell, Luzerner Sinfonieorchester

Solisten: Flurin Caduff (Don Belflor), Sumi Kittelberger (Coraline), Utku Kuzuluk (Tracolin)

Besuchte Aufführung: 31. März 2012 (Premiere)

Kurzinhalt

Die vom Onkel arrangierte Ehe der Opernsängerin Coraline und des wohlhabenden Toreros Don Belflor scheint nicht wirklich zu gelingen. Die Sängerin bekommt immer mehr Sehnsucht nach ihrem früheren Bewerber, dem Flötenspieler Tracolin. Sie lädt ihn ein, nachdem dessen Liebesbrief unerwartet eintrifft. Kaum in das Haus hinein gekommen, flirtet Tracolin mit Coraline und verspricht dem sich wundernden Ehemann eine Liebschaft mit der Opernhaus-Tänzerin Caritéa. Während Don Belflor sich um seine neue Liebe bemüht, vergnügt sich die Ehefrau mit ihrem Geliebten zu Hause. Coraline erfährt vom Tracolin von der neuen Liebe ihres Mannes und wird wütend. Tracolin kann das in Streit geratene Paar versöhnen und verspricht ihnen, künftig der Wächter ihrer Liebe zu sein, um fortwährend in Coralines Nähe zu bleiben.

Aufführung

Die Bühne öffnet sich zu einem nahezu leeren, großen Raum, der untere Teil der hellgrün tapezierten Wände zeigt einen weißen Rand aus Holz, und wird von drei hohen ansehnlichen Türen in weiß optisch abgetrennt. Die rechte Seite enthält zusätzlich eine Durchreiche mit einer Schiebeklappe. Hinter der größten der Türe inmitten der hinteren Wand befindet sich der Kleiderschrank, welcher einen geheimen Ort darstellt, wo sich der Liebhaber zeitweise verstecken kann. Rechts daneben ist eine kaum sichtbare Haustür, links davon ziert die Wand ein Hochzeitsfoto, auf dem Coraline mit deutlich verzogenem Mund dargestellt ist. Wie sich später herausstellt, versteckt das Bild eine Klappe, hinter der Alkoholflaschen aufbewahrt werden. Während der Orchestereinleitung genießt Coraline ihr Frühstück und stört sich an dem Geruch ihres Mannes, der gerade seine Kleider wechselt. Sie holt eine Sprühflasche und Besen, reinigt und vertreibt damit offenkundig ihren Mann. Nachdem er weggegangen ist, reinigt sie die Wohnung, seine Kleidung faßt sie nur mit vorher demonstrativ angezogenen Gummihandschuhen. Der Briefwechsel mit dem kaum bekannten Geliebten Tracolin geschieht über den Hochzeitsanzug ihres Mannes, den sie vorher auf dem Kleiderbügel am Besenstiel hängend auf einem Stuhl ausstellt und sich davor mit dieser Nachbildung unterhält. Zum Beginn des zweiten Akts präsentiert sich Coraline im weißen Kleid. Obwohl sie steht, scheint sie in der geöffneten Garderobe wie in einem großen weißen Bett zu liegen, da der hintere Teil ihres Rockes nach oben hin gedehnt und befestigt ist. Unter den fülligen Rüschen des weißen Kleides kann sich Tracolin eine ganze Arie lang unbemerkt verbergen.

Sänger und Orchester

Die homogenen Orchesterklänge hielt Florian Pestell gut unter seiner Kontrolle in einem wünschenswerten Ausgleich zwischen Begleitung und Gesang. Die das Schauspiel dominierende Flöte klang weich und angenehm. Das wohlbekannte Terzett Ah! vous dirai-je, maman – Ach! Mama, ich werde dir erklären fiel auf durch genau intonierte und virtuosen Koloraturen von Sumi Kittelberger (Coraline) in Begleitung der ebenso tonsicheren Männerstimmen. Sumi Kittelberger bot ihre deutliche Aussprache im Sprechtext und Gesang auch in der Höhe extrem verständlich dar. Flurin Caduff gestaltete den Ehemann Don Belflor mit der selbstverständlich anmutenden und der Rolle entsprechenden Komik. Aus seiner Versuchung, die Flasche zu öffnen, wurde eine eindrucksvolle Vorführungsszene, während der er glaubhaft seine lustig wirkende Anstrengung mit Zuckungen und verdrehten Augen, dem Rhythmus der Musik folgend, zeigte. Seine weiche, wohlklingende Stimme gab er unter anderem in der großen Szene Oui, la vie n’est que jolie –Ja, das Leben ist nur schön zum besten. Utku Kuzuluk (Tracolin) konnte elegant, kraftvoll und frei seinen geschmeidigen wohlklingenden Tenor einsetzen und stellte neben seinen stimmlichen Qualitäten auch sein schauspielerisches Können zur Schau.

Fazit

Der Schlußapplaus wollte nicht mehr enden. Die Ausgewogenheit von Musik, Komik, Sprache, Gesang und Schauspiel der gut gewählten Interpreten in eine reizvolle optische Erscheinung eingebettet, macht diese Aufführung sehr erlebenswert.

Ruta Akelyte Hermann

Bilder: Daniela Kienzler

Das Bild zeigt: Sumi Kittelberger (Coraline) und Flurin Caduff (Don Belflor) am Frühstückstisch

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