Bremen, Theater am Goetheplatz – SALOME

Richard Strauß (1864-1949), Drama in einem Aufzug nach der gleichnamigen Dichtung von Oscar Wilde, deutsche Übersetzung von Hedwig Lachmann; UA: 9.Dezember 1905 königliches Opernhaus Dresden
Regie: Susanne Kristin Gauchel, Co-Regie und Ausstattung: Christian Ludwig Attersee; Choreographie: Jaqueline Davenport, Dirigent: Markus Poschner, Bremer Philharmoniker
Solisten: Patrick Jones (Herodes), Frederika Brillembourg (Herodias), Kelly Cae Hogan (Salome), Jochen Kupfer (Jochanaan), Jared Rogers (Narraboth), Nadja Stefanoff (Page),
Thomas Scheler, Christian-Andreas Engelhardt, u.a.
Tänzerinnen: Anne van Poppel, Alexandra Schewelewa, Charlotte Cordes, Lucia Davenport, Marthe Römer, Antina Behrens
Besuchte Aufführung: Premiere: 14. September 2008

Kurzinhalt
bremen-salome.jpgNarraboth besingt die Schönheit der Prinzessin Salome. Ein Page prophezeit Unglück, wenn dieser nicht aufhört, Salome anzusehen. Es ertönt die Stimme des Propheten Joachanaan, der in einem Verließ eingesperrt ist. Salome tritt in den Hof, weil sie nicht mehr den Blicken ihres Vaters Herodes im Haus ausgeliefert sein will. Sie hört Jochanaans Stimme und verlangt ihn zu sehen. Sie nutzt die Verliebtheit Narraboths, damit er entgegen des königlichen Verbots den Kerker öffnen läßt. Jochanaan kommt hervor und klagt das ehebrecherische Verhalten Herodias an; denn Herodes ließ ihren Mann umbringen. Salome ist fasziniert von Jochanaan, doch dieser stößt sie zurück und verflucht sie. Herodes und Herodias kommen mit Gästen hinzu. Herodes wünscht, daß Salome für ihn tanzt und schwört, ihr dafür jeden Wunsch zu erfüllen. Salome tanzt und fordert anschließend den Kopf des Jochanaan, was Herodias nur recht ist. Herodes versucht sich mit allem, was er besitzt, herauszureden, aber sein Eid bindet ihn: er muß Jochanaan töten. Salome küßt den abgeschlagenen Kopf Jochanaans, woraufhin ihr Vater sie umbringen läßt.
Aufführung
Zu Beginn mußte das Publikum 70 Bilder des Malers Ch.L. Attersee als Salome-Rundum betrachten. Das Stimmengewirr übertönte eine aus den Lautsprechern ertönende Stimme. Die Oper begann mit einem projizierten Bühnenbild des Malers, das durch seinen Wechsel den Szenenwechsel anzeigte. Die Handlung spielte sich auf dem Vorplatz des Attersee-Fächer-Palastes ab. Juden, Soldaten und Salome hatten zur Rolle passende Kostüme an, alle anderen Mitwirkenden nicht. In der vierten Szene der Oper schwebten drei Bilder Attersees vom Bühnenhimmel, die als Sternschnuppenbilder bezeichnet werden. Symbolisch für den Kopf des Jochanaan wurde Salome eine Weltglaskugel präsentiert, die sie in einer Silberschale im Wasser bewegte und mit Wasser beträufelte. Auf den Befehl von Herodes, seine Tochter zu töten, wurde diese mit einem kelchförmigen durchsichtigen Plastikbecher gefangen genommen.
Sänger
Den Bremer Philharmonikern gelang es, die gewaltige Komposition mit großem Ausdruck wiederzugeben. Teilweise war das Orchester zu laut, so daß vor allem die Stimme von Patrick Jones (Herodes) überdeckt wurde. Dieser war weder schauspielerisch noch stimmlich präsent im Unterschied zu seiner Frau Herodias, der Frederika Brillembourg etwas mehr Kontur geben konnte.
Kelly Cae Hogan (Salome) sang mit sich steigernder Intensität ihre häßlich-schöne Rolle, sie bewältigte die wirklich langen Gesangspassagen und stellte die jungfräuliche Prinzessin Salome mit einfachen Gesten dar. Jochen Kupfer (Jochanaan) sang klar und mit teilweise angestrengtem Baß die feierlich würdevolle Ankündigung des Messias, wobei die nur hier auftauchenden, ausnahmsweise zueinanderpassenden Harmonien den Zuhörer wohltuend entspannten.
Die stimmliche Qualität der Nebenrollen war annährend gleich, angeführt durch die beiden Soldaten Loren Lang und Franz Becker-Urban sowie Jared Rogers als Narraboth.
Fazit
Die kurzen Bravorufe im Schlußbeifall galten der sängerischen Virtuosität von Kelly Cae Hogan, der Kraft von Jochen Kupfer, mit der er seine Rolle bewältigte sowie der Leistung des Orchesters.
Die Zusammenführung von Oper und Malerei ließ beides verwässern. So blieb die Aufführung mit ihren bunten Bildern beliebig, der Inszenierung fehlte die in der Komposition ausgeformten Emotionen von Verachtung und Kälte. Mit einer gläsernen Weltkugel anstelle eines abgetrennten Kopfes und einem etwas dümmlich hilflos wirkenden Herodes lassen sich weder Greueltaten, die am Hof Herodes zur Tagesordnung gehörten, noch Dekadenz oder Triebhaftigkeit darstellen. Vielleicht war es so gewollt, daß die beiden Hauptfiguren mehr Ähnlichkeit als Gegensätzlichkeit ausstrahlten, aber für meinen Geschmack fehlte so der Oper das Spannungsverhältnis, durch das sie lebt.
Die beste Idee in der Aufführung war die Choreographie des Schleiertanzes, den Salome zusammen mit sechs unterschiedlich alten Tänzerinnen tanzt, die ihr Aufwachsen am Hof des Tyrannen Herodes und seiner exzentrischen Frau Herodias darstellen.
Carola Jakubowski
Bild: Jörg Landsberg
Das Bild zeigt: Ende des Schleiertanzes – rechts Kelly Cae Hogan als Salome, links Frederika Brillembourg als Herodias, in der Mitte Patrick Jones als Herodes.

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