LA CENERTENTOLA – Salzburg, Landestheater

von Gioacchino Rossini, Dramma giocoso in zwei Akten, Libretto: Jacopo Ferretti nach Charles Perrault: Cendrillon, U.A: 25. Januar 1817 Rom, Teatro Valle

Regie: Carl Philip von Maldeghem, Bühne/Kostüme: Christian Floeren Dirigent: Leo Hussain, Mozarteumorchester Salzburg, Herren- und Extrachor des Salzburger Landestheater

Solisten: Alessandro Luciano (Don Ramiro), Simon Schnorr (Dandini), Hubert Wild (Don Magnifico), Karolina Plicková (Clorinda), Emily Righter (Tisbe), Tamara Gura (Angelina – Cenerentola), Marcell Bakonyi (Alidoro)

Besuchte Aufführung: 7. Dezember 2011 (Premiere)

Kurzinhalt

Im Haus von Don Magnifico leben drei Frauen: Magnificos verwöhnte und bösartige Töchter Clorinda und Tisbe, sowie die Stieftochter Angelina, genannte Cenerentola, das als Hausmädchen verschlissen wird. Zu dieser Zeit ist Prinz Don Ramiro auf Brautschau und begegnet Clorinda, Tisbe und Angelina. Um unerkannt zu bleiben, vertauschen der Prinz und sein Diener Dandini die Rollen. Als Don Ramiro ins Haus von Magnifico kommt, trifft er als erstes Cenerentola, und beide verlieben sich auf den ersten Blick. Magnifico und seine Töchter  werden zu einem Ball aufs Schloß eingeladen. Trotz Bitten soll Cenerentola nicht mitkommen. Doch Alidoro, der Erzieher des Prinzen, bringt sie zum Schloß. Dort erscheint sie als unbekannte Schönheit. Prinz und Cenerentola verlieben sich ineinander. Als sie nach Haus muß, übergibt sie Don Ramiro ein Armband, daß er sie daran erkennen könnte. Es kommt zum Wiedersehen in Magnificos Haus, und Prinz Ramiro wählt Cenerentola, die er wiedererkannt hat, zu seiner Frau.

Aufführung

Die Kostüme und das Bühnenbild geben ein geschicktes Gemisch zwischen Tradition und Moderne ab: Die Akteure sind in violetter und pinkfarbiger Bekleidung, tragen auch Tigerleggings, haben Schminkutensilien und Handy. Gezeigt wird ein großzügig geschnittenes altes Zimmer bestückt mit einem kleinen Kronleuchter, einer aufgespannten Wäscheleine, einem Fernseher und einer Miniküche. In der hinteren sieht man eine Tür. Sie ist Teil eines Würfels, der auf einer Drehbühne befestigt wurde. So kann schnell und einfach zwischen Haus, Garten und Ballsaal gewechselt werden. Der Chor stellt zunächst Hofnarren dar. Diese Kostüme bestehen u. a. aus einem Clownskragen, Hahnenkamm und Federn. Im zweiten Akt trägt der Chor dann klassische schwarz-weiße Anzüge. Die Schwestern erscheinen in Reifrock in modernen Farben. Angelinas Kleid glitzert in besonderer Beleuchtung. Hinzu kamen noch einige Knall- und Lichteffekte sowie eine lebensechte Pappkutsche und Papppferd, die von oben abgeseilt über der Bühne schwebten.

Sänger und Orchester

Musikalischer Höhepunkt des Abends bildeten die „bösen“ Schwestern Karolina Plicková und Emily Righter. Mit viel schauspielerischem Witz und harmonierenden Stimmen begeisterten sie schon im Eingang des ersten Aktes das Publikum. Karolina Plicková (Clorinda) besitzt einen kraftvollen gut geführten Sopran mit großem Volumen. Emily Righter (Tisbe) strahlte mit einem ausdrucksstarken und klaren Mezzosopran. Einen unvergeßlichen charmanten Eindruck machte Alessandro Luciano (Don Ramiro). Er hat einen weichen und lyrischen Tenor, der den er mit Leichtigkeit einsetzt. Beeindruckten trug er die Arie Sì ritrovarla io giuro – ich werde sie wiederfinden, ich schwöre es (2. Akt) vor. Simon Schnorr (Dandini) hatte einen besonderen Interpretationsstil. Seine warme Baßstimme kontrastierte zwischen einem schönen Legato und grotesken Koloraturen. Mit viel Gestik in Körper und Stimme brachte er die eitlen Züge eines Dieners sehr gut zum Ausdruck. Tamara Gura (Cenerentola) lauschte man am liebsten in höheren Lagen. Dort konnte sich ihre Stimme am besten entfalten. Die beschwingt gesungenen Koloraturen, besonders im Finale Nacqui all’affonno, al pianto, steigerte sie zu einem großartigen stimmlichen Feuerwerk. Mit hervorragenden stimmlichen Leistungen konnte auch Hubert Wild (Don Magnifico) und Marcell Bakonyi (Alidoro) die Zuhörer gewinnen. Bakonyi spielte souverän die Rolle des Philosophen. Viel Vibrato kennzeichnete seinen ausdrucksstarken Baß-Bariton.

Leo Hussai dirigierte das Orchester mit viel Schwung. Einige Soloinstrumenten wie z.B. das Fagott fielen angenehm auf. Nur ein paar Temposchwankungen erschwerten die sonst sehr guten Ensemble- und Chorszenen.

Fazit

Für die kurzweilig inszenierte Oper schien mir der Applaus auch für die  Sänger und das Orchesters ein wenig kurz.

Diana Roßberg

Bild: Christina Canaval

Das Bild zeigt: Emily Righter (Tisbe), Tamara Gura (Angelina – Cenerentola), Marcell Bakonyi (Alidoro), Karolina Plicková (Clorinda) (v.l.n.r.)

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