ERNANI – Bologna, Teatro Comunale di Bologna

von Giuseppe Verdi (1813-1901), Dramma lirico in vier Teilen, Libretto: Francesco Maria Piave

UA: 9. März 1844, Venedig, Teatro La Fenice

Regie: Beppe de Tomasi, Bühne/Kostüme: Francesco Zito, Licht: Daniele Naldi

Dirigent: Bruno Bartoletti, Orchester und Chor des Teatro Comunale di Bologna, Choreinstudierung: Lorenzo Fratini

Solisten: Rudy Park (Ernani), Marco Di Felice (Don Carlos), Ferruccio Furlanetto (Don Ruy Gomez De Silva), Dimitra Theodossiou (Elvira), Silvia Calzavara (Giovanna), Andrea Taboga (Don Riccardo), Sandro Pucci (Jago)

Besuchte Aufführung: 11. Mai 2011 (Premiere)

Kurzinhalt

Ernani, ein Rebell, möchte sich an König Don Carlos für den Mord an seinem Vater rächen. Er liebt Elvira, die Braut von Silva, die seine Liebe erwidert. Ernani genießt durch eine Täuschung Gastfreundschaft in der Burg Silvas, als der König Ernanis Auslieferung verlangt. Unfähig, sein Wort zu brechen und Ernani zu verraten, muß Silva ihm Elvira überlassen. Ernani und Silva treffen sich in der Gruft Karls des Großen, um sich gemeinsam am Koenig zu rächen. Don Carlos wird zum Kaiser gewählt und vergibt den Verschwörern. Ernani und Elvira heiraten, doch Ernani wird von Silva zum Selbstmord gezwungen.

Aufführung

Die klassisch traditionellen Kulissen der Bühne sind an die entsprechenden Spielorte gehalten: eine zerfallene Ruine mitten im Wald für Ernanis Rebellenbande, ein königliches Schlafzimmer mit Himmelbett sowie eine hohe kirchenartige Königshalle mit Thron, Ritterstandbildern und riesigen Säulen für die Szenen in Silvas Schloß, die Gruft Karls des Großen in Aachen mit einer angedeuteten achteckigen Kuppel und ein Park für die Brautleute Ernani und Elvira. Die Kostüme sind dementsprechend im Kleidungsstil des 16. Jahrhunderts gehalten: die Herren in Wams und Pluderhosen, die Damen in Korsett und breiten Röcken.

Besonderer Wert wird auf eine Variierung der Bühnentiefe durch unterschiedlichste Vorhänge gelegt, die nacheinander und auf verschiedenen Höhen der Bühne gesenkt und gehoben werden, um Figuren auftauchen oder verschwinden zu lassen oder den Raum abzutrennen und zu erweitern.

Sänger und Orchester

Der herausragende Akteur des Abends war zweifellos Ferruccio Furlanetto. Er verkörperte einen in Wort, Tat und Gestalt starken Don Ruy de Silva, der mit einem geradezu jugendlich frischen und lebendigen Gesang aufwartete. Seine Parts waren bis ins kleinste Detail in Stimmfärbung, Lautstärke und Textverständlichkeit ausgefeilt, und sprühten dabei nur so vor Leichtigkeit und Eleganz. Dafür wurde er nur zu Recht mit begeistertem Jubel und minutenlangem Applaus belohnt. Rudy Park in der Rolle des Ernani dagegen fiel vor allem der Beginn der Oper hörbar schwer. Er versuchte mit viel Gewalt den Raum mit seiner Stimme zu füllen, worunter besonders die offene Entfaltung des Klanges litt; so klang seine Stimme besonders in den Höhen sehr beengt und gedrückt. Umso größer war die Überraschung im zweiten Teil, als er sich plötzlich mit einer sich leicht in die Höhen schwingenden Stimme präsentierte; leider konnte er diesen leichten offeneren Klang aber nicht bis zum Ende durchhalten. Marco Di Felice als König Don Carlos konnte den ganzen Abend lang nicht richtig Fuß fassen. Sein Gesang besaß wenig Fingerspitzengefühl, er war an den empfindsamen Stellen nicht sensibel genug, an den harten Stellen nicht markig  genug. Zudem gelang ihm die Darstellung des mächtigsten Mannes auf der Bühne nicht wirklich. Er ging neben dem so präsenten Furlanetto und der pompösen Bühnengestaltung etwas unter. Mit Dimitra Theodossiou wurde eine stämmige Elvira auf die Bühne gestellt, die dafür umso mehr Eleganz und Wendigkeit in Gesang und Spiel bewies. Sie wußte ihre Stimme sehr pointiert und farbenreich einzusetzen, sei es warm und weich zu Ernani oder scharf und hart gegen Silva oder den König. Etwas aufgesetzt wirkte ab und zu ihr starkes Vibrato. Silvia Calzavara als Elviras Amme Giovanna sah man die Freude am Spiel auf der Bühne geradezu an. Gesanglich wirkte sie eher bescheiden. Als Don Riccardo agierte Anrea Taboga. Auch er bestritt seine Rolle gut; einige seiner Gesten wirkten etwas übertrieben, was den Eindruck von Unsicherheit erweckte.

Besonders hervorzuheben ist aber die Leistung des Chors, der in Lautstärke und Klangfärbung unglaublich fein detailliert und präzise arbeitete. Hinzu kam eine beinahe durchgängige Textverständlichkeit, die staunen ließ.

Bruno Bartoletti führte das Orchester mit einem feinen und überaus farbenreichen Klang. Es gelang ihm, die Musik sehr abwechslungsreich und spannend zu gestalten. Darüber hinaus wirkte auch das Zusammenspiel mit den Sängern leicht und spielerisch.

Fazit

Ein echter romantisch traditioneller Verdi-Abend wie man ihn sich vorstellt. Bravo für Regie und Bühne!

Pia-Antonia Lai

Bild: Rocco Casaluci

Das Bild zeigt: Dimitra Theodossiou (Elvira) und Rudy Park (Ernani), sitzend

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