EURYANTHE – Karlsruhe, Badisches Staatstheater

von Carl Maria von Weber (1786-1826);Große romantische Oper in drei Aufzügen; UA: 25. Oktober 1823, Kärntnertortheater Wien

Regie: Roland Aeschlimann, Kostüme: Andrea Schmidt-Futterer, Licht: Gerd Meier, Dramaturgie: Margrit Poremba

Dirigent: Christoph Gedschold, Badische Staatskapelle, Badischer Staatsopernchor

Solisten: Lukas Schmid (König Ludwig), Bernhard Berchtold (Adolar), Edith Haller (Euryanthe), Armin Kolyrczyk (Lysiart), Christiane Libor (Eglantine), Özgecan Gençer (Bertha), Brian-Michael Fischer (Rudolph)

Besuchte Aufführung: 29. Mai 2010 (Premiere)

Kurzinhalt

Bei einem Fest auf der Burg des französischen Königs Ludwig VI. zu Préméry geraten die beiden Grafen Adolar und Lysiart in Eifersüchteleien. Adolar preist in einem Minnelied seine Braut Euryanthe, worauf Lysiart mit ihm um deren Treue wettet. Auf der Burg zu Nevers vertraut Euryanthe Eglantine, die falsche Freundschaft heuchelt, das Geheimnis von Adolars verstorbener Schwester Emma an. Diese hat sich mit einem in einem Ring verborgenen Gift das Leben genommen. Sie würde aber erst den ewigen Frieden finden, wenn der Unschuld Träne netzt im höchsten Leid und Treu’ dem Mörder Rettung beut für Mord. Eglantine findet den Ring, durch den sie zusammen mit Lysiart die Untreue Euryanthes beweisen kann. Adolar will daher seine Braut töten, läßt dann jedoch Gnade walten. Euryanthe überzeugt den König von der Intrige. Während der Hochzeit von Eglantine und Lysiart erfährt man vom Tod Euryanthes. Darüber zeigt Eglantine so sehr ihre Freude, so daß Lysiart sie wütend ersticht. Als Adolar erfährt, daß Euryanthe doch noch lebt, steht einer Vereinigung nichts im Wege. So hat der Geist Emmas seinen Frieden gefunden.

Aufführung

Das Bühnenbild besteht aus einer großflächigen Treppe, die sanft nach hinten ansteigt. An der Rampe befindet sich, in hellem Weiß angeleuchtet, eine Grabplatte, auf dem der Name Emma geschrieben steht. Deren Geist durchzieht wie ein  nicht variierendes Leitmotiv die ganze Oper. Das aussageschwache Bühnenbild wird durch traditionelle Kostüme bereichert, die in der neutralen Architektur die Blicke auf sich ziehen: Ritter in Rüstung, Damen in langen Gewändern und spitzen Hüten. Zentrales Symbol ist neben Emmas Ring, der in dieser Inszenierung einem leuchtenden Cocktailarmreif (Leuchtflüssigkeit ist ja tatsächlich giftig!) gleicht, ein weißer Violoncellokasten, der abwechselnd von Adolar und Eglantine umspielt wird. Ernst genommen fehlt dieser Idee eine tiefere Bedeutung, ironisch betrachtet kann man sich kaum darüber amüsieren. Die Schlange im dritten Akt sucht man vergebens. Sie weicht einem Liebesakt – anders gesagt einem pantomimischen Sündenfall – von Eglantine und Lysiart. Das bäuerliche Ambiente bei Berthas Mailied wird durch eine Schar höfisch weiß-gewandeter Damen in Szene gesetzt.

Sänger und Orchester

Die sängerischen Ansprüche darf man bei dieser liedhaften Oper nicht unterschätzen. Gerade aufgrund eines schwachen Librettos hängt die Qualität an ihrer musikalischen Aufbereitung. Diese hat Christoph Gedschold mit der Badischen Staatskapelle solide einstudiert. Alles wirkt an vielen Stellen jedoch noch etwas brav und verhalten. Zu Beginn ist der Opernchor für die homophonen Passagen so weitläufig über die Bühne verteilt, das sich eine einheitliche Artikulation in der Fläche verliert. Romantische Märchenklänge läßt der neue Kapellmeister jedoch in den Solopartien erblühen, wie im ersten Auftritt Euryanthes Solo-Violoncello und Oboe. In dieser kantablen Musizierweise wirkt Edith Hallers (Euryanthe) Phrasierung sehr hart. Ihre Spitzentöne sind nicht wenig dynamisch, doch große Intervallsprünge meistert sie mit Leichtigkeit. Dazu gesellt sich Bernhard Berchtolds (Adolar) klares Timbre, das an sich sehr angenehm zu hören ist. Leider kann auch er die Affektbreite nicht ausfüllen. Sein Ton ist geradlinig und in jeder Gefühlslage neutral. So haben die beiden Intriganten stimmlich ein leichtes Spiel gegen das Liebespaar. Christiane Libors (Eglantine) Stimme ist präsent und füllt den Raum. Das gewaltige Fortissimo gelingt ihr ohne forcieren zu müssen. Zudem mischt sie ihrem Timbre den für diese Partie nötigen Geifer bei. Unerreicht bleibt ein weiteres Mal Armin Kolarczyk (Lysiart). Seine Darbietung voller Haß und Intrige ist Inbegriff diabolischer Männlichkeit. Und man nimmt ihm sein einfühlsames Liebesbekenntnis zu Beginn des zweiten Aktes ab: Ein gelungener Kraftakt, Abneigung und Leidenschaft stimmlich miteinander zu vereinen. Özgecan Gençer (Bertha) singt das Mailied mit klarem Sopran, wobei ihr in den Höhen die dynamische Feinarbeit noch etwas schwer fiel. Eine besondere Erwähnung verdienen diesmal die Hörner. Im Jägerchor schmettern sie mit einer für Karlsruhe ungewohnten Präzision und intonatorischer Sicherheit dem Jagdgefolge das einprägsame Thema entgegen.

Fazit

Dank eines starken Intrigantenpaars (Lysiart/Eglantine) und schöner Kostüme ein angenehmer Opernabend.

Daniel Rilling

Bild: Jacqueline Krause-Burberg

Das Bild zeigt: Edith Haller (Euryanthe)

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