PIQUE DAME – Erfurt, Theater

von Peter Iljitsch Tschaikowski (1840 1893), Oper in 3 Akten, Libretto von Modest Iljitsch Tschaikowski nach einer Novelle von Alexander Puschkin, UA: 19. Dezember 1890, St. Petersburg, Mariinski-Theater

Regie: Gregor Horres, Bühne/Kostüme: Hank Irwin Kittel, Dramaturgie: Arne Langer

Dirigent: Walter E. Gugerbauer, Opernchor des Theaters Erfurt, Einstudierung: Andreas Ketelhut

Solisten: Sergej Nayda (Hermann), Juri Batukov (Graf Tomski), Peter Schöne (Fürst Jeletzki), Marwan Shamiyeh (Tschekalinski), Vazgen Ghazaryan (Surin), Jörg Rathmann (Tschaplitzki, Festordner), Dario Süß (Narumow), Gail Gilmore (Gräfin), Ruth-Maria Nicolay (Lisa), Stéphanie Müther (Pauline)

Besuchte Aufführung: 30. Mai 2010 (Premiere, russisch gesungen)

Kurzinhalt

Der Offizier Hermann verliebt sich in Lisa, die Verlobte des Fürsten Jeletzki. Für ihn als Bürgerlichen ist die Adlige Lisa unerreichbar. Hermann, der seine ganze Zeit im Spielkasino verbringt, ohne jedoch selbst zu spielen, erfährt von der geheimnisvollen Kartenkombination, mit der Lisas Großmutter, die alte Gräfin, einst ein Vermögen gewonnen hat. Hermann überrascht die Gräfin in ihrem Gemach und – um das Geheimnis zu erfahren – bedroht er sie,  worauf sie vor Schreck stirbt. Lisa, die Hermann ihre Liebe gestanden hat, muß erkennen, daß es ihm um das Kartenspiel und nicht um sie geht. Enttäuscht begeht sie Selbstmord. Nachdem der Geist der Verstorbenen Gräfin ihm die entscheidende Kombination der drei Karten verrät, eilt er zum Spieltisch. Doch als er darauf setzt, stellt sich kein Erfolg ein. Nun bleibt auch Hermann nur noch der Tod.

Aufführung

Die einzelnen Bühnenbilder gehen fließend ineinander über. Die Bühne ist während des gesamten Stückes sehr dunkel gehalten. Schwarze Wände und Säulen grenzen die Bühnenfläche ab. Die drei Kartenmotive sind in das Bühnenbild, speziell in den Säulen eingearbeitet. In der vorderen linken Ecke befindet sich das ganze Stück über ein Bett. Dort spielt sich ein Großteil des Geschehens ab. Weitere Gegenstände, wie ein Klavier, eine Schaukel oder auch der Spieltisch, bilden Mittelpunkte der einzelnen Szenen. Durchweg verstärkt aufsteigender Nebel die dunkle und bedrohlich wirkende Handlung. Beleuchtung und Bildprojektion ließen das Bühnenbild abwechslungsreich erscheinen. Die Kostüme sind eher schlicht und meist dunkel gehalten: Die Gräfin und Lisa sind grau gekleidet, Hermann verdeutlicht mit seinem einfachen schwarzen Anzug seinen bürgerlichen Stand. Im Gegensatz dazu sticht der in rot gekleidetem Chor hervor, einige in schlichten weißen Kleidern gekleidete Frauen ausgenommen. Die Kostüme können dem 19. Jahrhundert zugeordnet werden, spiegeln jedoch nicht die russische Mode der Zeit wider.

Sänger und Orchester

Darstellerisch und stimmlich überragend war Sergej Nayda in der Rolle des Hermann. Er zeigte sich im Verlauf der langen und anspruchsvollen Titelpartie als durchgehend stimmgewaltig. Neben ihm glänzte Ruth-Maria Nicolay als Lisa. Ihr Sopran war in den Höhen wie auch in den Tiefen reich an Ausdruck und Dynamik. Stéphanie Müther (Pauline) konnte in ihren wenigen Passagen stimmlich überzeugen. Vor allem in dem Duett zwischen Lisa und Pauline (1. Akt, 2. Bild) klangen beide Stimmen anmutig zusammen. Peter Schöne in der Rolle des Fürst Jeletzki verfügt über einen strahlend, klaren Baritonklang. Besonders in den hohen, langgehaltenen Tönen konnte er stimmlich beeindrucken. Juri Batukov spielte Graf Tomski. Er sang mit einer gerade in den Höhen kraftvoll klingenden Baßstimme. An einigen Stellen gelang es ihm jedoch nicht, gegen das Orchester anzukommen. Gail Gilmore (Gräfin) zog die Zuschauer vor allem mit ihrer schauspielerischen Leistung in ihren Bann. In der französischen Arie (2. Akt, 2. Bild) ließ sie ihre Jugend realistisch aufleben. Stimmlich bekam man ihre langjährige Bühnentätigkeit zu spüren. Gerade in den Höhenlagen ist die Intonation unausgeglichen. Dem Philharmonischen Orchester Erfurt in Kooperation mit der Thüringen Philharmonie Gotha unter der Leitung von Walter E. Gugerbauer gelang jederzeit die schnellen Stimmungswechsel. Auffällig waren einige rhythmische Unsicherheiten. Dem Dirigenten gelang nicht immer, ein stabiles Miteinander von Sängern und Musikern herzustellen. Der Opernchor überzeugte mit seinen ausdrucksstarken und energievollen Passagen.

Fazit

Ein detailliertes Bühnenbild und die hohe sängerische und schauspielerische Qualität konnte das Publikum für sich einnehmen. Nahezu alle Solisten bekamen Zwischenapplaus und wurden mit Bravorufen bedacht. Bei der Leistung des Orchesters mußten jedoch einige Abstriche hingenommen werden. Insgesamt eine gelungene Premiere.

Saskia Hankel

Bild: L. Edelhoff

Das Bild Bild zeigt: Sergej Nayda (Hermann) und Gail Gilmore (Gräfin)

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