London Covent Garden – Royal Opera House – L’ELISIR D’AMORE

von Gaetano Donizetti, Melodramma giocoso in zwei Akten, Libretto von Felice Romani nach Le Philtre von Eugène Scribe; Uraufführung: 12. Mai 1832, Mailand
Koproduktion mit Opéra National de Paris (2006), Premiere London: 13.11.2007
Regie/Kostüme: Laurent Pelly, Bühnenbild: Chantal Thomas, Licht: Joël Adam
Dirigent: Mikko Franck, Orchester und Chor des Royal Opera House
Solisten: Aleksandra Kurzak (Adina), Stefano Secco (Nemorino), Paolo Gavanelli (Doktor Dulcamara), Ludovic Tézier (Belcore), Kishani Jayasinghe (Gianetta), u.a.
Besuchte Aufführung: 24. November 2007 (eine Vorstellung zu Ehren Luciano Pavarottis)

Kurzinhalt
L'elisier D'amoreRomanis in die italienische Idylle übersetzte Geschichte erzählt von Nemorino, einem einfachen Bauern der unglücklich in die reiche Adina verliebt ist, die ihrerseits die Freiheit und das Abenteuer liebt. In der Eingangsszene liest Adina zur großen Erheiterung ihrer Zuhörerschaft die Geschichte des Liebestrankes aus dem Märchen von Tristan und Isolde vor. Der galante Sergeant Belcore, in der Gegend um Soldaten zu rekrutieren, kommt ins Dorf und hält leidenschaftlich um Adinas Hand an. Nemorino ist enttäuscht und unglücklich.
Ins Dorf kommt ebenfalls Dulcamara, ein reisender Quacksalber, um seine Wunder-Elixiere zu verkaufen. In seinem Liebeskummer bittet Nemorino den Wunderdoktor um den Liebestrank, der nichts anderes ist als eine Flasche Bordeaux. Angeheitert durch den Wein ist Nemorino sich sicher, daß Adina ihn liebt und spielt ihr gegenüber den Gleichgültigen, worüber Adina sich sehr wundert und verunsichert ist.
Während der Hochzeitsvorbereitung Adinas mit Belcore – sie hat dessen Drängen nachgegeben und ihm die Ehe zugesagt – bittet Nemorino Dulcamara um eine weitere Flasche des Elixiers. Um dieses bezahlen zu können, verdingt er sich als Soldat bei Belcore.
Die Kunde vom Tod eines reichen Onkels von Nemorino verbreitet sich rasch im Dorf. Plötzlich umwerben alle Dorfschönen Nemorino, was dieser der Wirkung des Elixiers zuschreibt. Unterdessen erfährt Adina, daß Nemorino sich als Soldat verdingt hat, um ihre Liebe doch noch zu bekommen. Kurz entschlossen kauft sie Nemorinos Vertrag zurück, um ihn zu heiraten. Das ganze Dorf, überzeugt von der Wirkung des „Liebeselixiers“, kauft dem freudestrahlenden Dulcamara alle Restflaschen des Elixiers ab.
Die Aufführung
Die Pastoralatmosphäre verlegt Laurent Pelly ins Italien der fünfziger Jahre. Man erlebt eine witzige, jedoch nie unpassende Darstellung mit einer Fülle liebevoller Details. Die Dichte und Schnelligkeit der Regieeinfälle sind sorgsam ausbalanciert: Vespas, Fahrräder, Menschen und sogar Hunde huschen gelegentlich über die Bühne, unaufdringlich genug, um nicht von der Musik abzulenken.
Der glasklare und wunderschöne Tenor des jungen, noch eher unbekannten Stefano Secco war eine der großen Entdeckungen des Abends, der zudem mit solider schauspielerischer Leistung als dümmlicher Nemorino überzeugte. Spätestens bei seiner Romanza una furtiva lagrima honorierte auch das verwöhnten Londoner Publikum seine Leistung. Trotz ihres strahlenden Soprans und meisterhaft sauber gesungen Läufen verblaßte Aleksandra Kurzak (Adina) neben diesem außerordentlichen Sänger.
Die Rolle Dulcamaras war Paolo Gavanelli geradezu auf den Leib geschrieben. Er fuhr mit einem konvertierbaren Wohnschlafpraxis-Lastwagen vor, um seine Einführungsarie udite o rustici vor Anatomiemodellen und Arzneigläsern zu singen. So überzeugend verkörperte er den Doktor, man hätte sich nicht gewundert, ihm nach der Aufführung seinen Liebestrank anpreisend im Londoner Westend zu begegnen, neben den üblichen Kleinkünstlern und Fahrradrikschas. Mit seinem reinem und tragenden Baß-Buffo meisterte er gekonnt die schnellen, stakkatoartigen Gesangslinien seiner Rolle. Ludovic Tézier hingegen sang einen sauberen, aber recht einfallslosen Belcore. Mikko Franck dirigierte ein wenig enthusiastisches Opernhausorchester. Doch Präzision und Tempo entsprach dem üblichen Rahmen.

Mit dieser Inszenierung ist Laurent Pelly ein großer Wurf gelungenen, wozu die hochmotivierten Solisten nicht wenig beitrugen. Ein einzigartiger und unvergeßlicher Abend von hoher Qualität.

Dr. Dominik Zenner                                               Bild: Catherine Ashmore

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