Halle, Oper – TANNHÄUSER UND DER SÄNGERKRIEG AUF WARTBURG

von Richard Wagner, Text: vom Komponisten, UA: 19. Oktober 1845 Dresden
Regie: Christian Georg Fuchs, Bühne: Gregor Sturm, Kostüme und Figuren: Gisa Kuhn
Dirigent: Karl-Heinz Steffens, Staatskapelle Halle, Opernchor, Choreinstudierung: Jens Petereit, Extrachor, Einstudierung: Tobias Horschke
Solisten: Christoph Stegemann (Landgraf Hermann), Lars Clevemann (Tannhäuser), Sebastian Noack (Wolfram von Eschenbach), Romelia Lichtenstein (Elisabeth), Ulrike Schneider (Venus), Sophie Klußmann (Hirt) u.a.
Besuchte Aufführung: 30. Januar 2010 (Premiere)

Kurzinhalt
halle-tannhauser.jpgTannhäuser weilt im Venusberg, den Verlockungen der Liebesgöttin hingegeben, sehnt sich jedoch zurück in die reale Welt. Venus will ihn nicht ziehen lassen, aber nach der Anrufung der heiligen Jungfrau Maria kehrt Tannhäuser zurück in die Wirklichkeit. Dort trifft er auf seine ehemaligen Konkurrenten in der Sangeskunst. Sie nehmen ihn zum Sängerwettstreit auf die Wartburg mit, wo Tannhäuser Elisabeth wieder trifft. Die Sänger bekommen die Aufgabe, ihre Vorstellungen vom wahren Wesen der Liebe vorzutragen, wobei Tannhäuser gesteht, daß er im Venusberg gewesen ist. Deshalb hat er sein Leben verwirkt, doch Elisabeth gelingt es durchzusetzen, daß er sich einem Pilgerzug nach Rom anschließt. Von dort kehrt er zwar ohne päpstliche Vergebung wieder, wird aber durch das Selbstopfer Elisabeths erlöst.
Aufführung
Das gesamte Bühnenbild bestand aus grauen Quadern, die je nach Situation in der Höhe variierten. In der Venusbergsszene überragte ein riesiger, stilisierter Kopf mit beweglichen Lidern den Bühnenhintergrund. Vier Statistinnen bewegten tänzerisch zwei überlebensgroße Hände, die Tannhäuser immer wieder zurückhielten. Überdimensionierungen von Körperteilen fanden sich in weiteren Szenen. So zum Beispiel als der Hirt mit unnatürlich großem Kopf die Ankunft des Mai besingt. Die Sänger waren mit Pferdegesäßen bestückt und mit Jockeykleidung versehen. Am Schluß des dritten Aktes liegen sich zahlreiche Paare mit von Farbe besudelter Kleidung – als Versinnbildlichung der Sünde – demütig in den Armen.
Sänger und Orchester
Dem Ensemble kann eine gute Leistung attestiert werden, auch wenn es andererseits nur sehr wenige herausragende Momente gab. Sebastian Noacks (Wolfram von Eschenbach) Gesang war mitreißend, klar und überaus emotional. Er spielte mit kleineren Gesten, seine Figur war gut herausgearbeitet. Nicht umsonst erhielt Noack vielfach spontane Bravo-Rufe. Nicht minder gut war Ulrike Schneider (Venus) an diesem Abend. Wenn auch hinter einer Maske verborgen, flammte trotzdem eine Leidenschaft auf, die einer Liebesgöttin würdig war, was auch von ihrem Gesang zu sagen ist. Romelia Lichtenstein (Elisabeth) sang ihre Partie mit gewohnter Sicherheit, doch war ihr Spiel entschieden übertrieben und unnatürlich. Sie beleuchtete keine Facetten ihrer Rolle, und irgendwann wurde man ihres leidlich trübseligen Blickes überdrüssig. Lars Clevemann (Tannhäuser) konnte leider nur einen gut dargebotenen zweiten Aufzug vorweisen. Im ersten Aufzug schien er stimmlich noch nicht die nötige Sicherheit gefunden zu haben und im dritten Akt wirkte er etwas matt und kraftlos. Sein Spiel war zu aufgesetzt. Die anderen Sänger sangen ihre Partien gut, hatten aber wenig Möglichkeiten, ihr Können zu zeigen. Das Orchester kam über eine durchschnittliche Leistung nicht hinaus. Unter Karl-Heinz Steffens Dirigat begleitete es zwar gut die Sänger, auch dynamisch unterstütze es sie gut, aber vereinzelte Intonationsprobleme bei den Instrumentalisten trübten das Bild. Eine sehr gelungene Darbietung gab der Chor, der unter Jens Petereit seine Passagen solide eingearbeitete hatte und sie genau und beherzt vortrug.
Fazit
Eigentlich eröffnet eine „nackte“ Bühne dem Darsteller die Möglichkeit, den Charakter einer Figur ohne Voreingenommenheit durch Kostüme, Bühne oder Requisiten zu entwickeln. An diesem Abend fand das Publikum jedoch – bis auf die angesprochenen Ausnahmen Noack und Schneider – nur Klischees vor. Es fehlten der nötige Tiefgang und die Subtilität, beim Ensemble wie bei der Regie. Leider ein recht fader Abend. Die übertriebenen proportionierten Figuren wirkten mit zunehmender Dauer des Stückes sogar unfreiwillig komisch. Die für Regie, Bühne und Kostüme Verantwortlichen ernteten einige Buh-Rufe.
Tom Zackl

Bild: Gert Kiermeyer
Das Bild zeigt: Christoph Stegemann (Hermann), Sebastian Noack (Wolfram), Lars Cleveman (Tannhäuser),
Ki-Hyun Park (Reinmar von Zweter) v.l.n.r.

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