Coburg, Landestheater – DIE ZAUBERFLÖTE

von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791), Deutsche Oper in zwei Aufzügen, Libretto von Emanuel Schikaneder, UA: 1791, Wien.
Regie: Detlef Altenbeck, Bühne: Anne Dembeck
Dirigent: Alois Seidlmeier, Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg
Solisten: Michael Lion (Sarastro), Milen Bozhkov (Tamino), Jason Tomory (Sprecher / 2. Priester), Sascha Mai (1. Priester / 1. Geharnischter), Andrzej Quirini (2. Geharnischter), Ulrike Barz (Königin der Nacht), Sofia Kallio (Pamina), Stefanie Smits (1. Dame / 1. Knabe), Petra Gruber (2. Dame / 2. Knabe), Stefanie Schmitt (3. Dame / 3. Knabe), Marek Reichert (Papageno), Katrin Dieckelt (Papagena), Karsten Münster (Monostatos).
Besuchte Aufführung: 19. September 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
coburg-zauberflote.jpgDie Königin der Nacht beauftragt Prinz Tamino, ihre von Sarastro entführte Tochter Pamina zu befreien. Tamino macht sich zusammen mit dem Vogelfänger Papageno auf den Weg. Beide erhalten zum Schutz magische Instrumente: Tamino eine Zauberflöte, Papageno ein Glockenspiel. In Sarastros Tempel findet Papageno Pamina und rettet sie vor Monostatos. Sarastros Oberaufseher Monostatos nimmt den Prinz gefangen und bringt ihn zu Sarastro. Papageno und Tamino sollen drei Prüfungen bestehen. Papageno bricht das Schweigen und muß Tamino verlassen. Tamino besteht die erste Prüfung. Zusammen mit Pamina besteht er mit Hilfe der Zauberflöte auch die Prüfungen des Feuers und des Wassers. Dadurch werden sie in den Kreis der Eingeweihten aufgenommen. Papageno spielt sein Glockenspiel und bekommt seine Papagena. Ein Versuch der Königin der Nacht in den Tempel einzudringen scheitert.
Aufführung
Nachdem sich der Vorhang langsam geöffnet hat, wird der Blick frei auf vier ineinander geschachtelte Rahmen, die immer wieder neu geordnet oder beleuchtet den Abend dominieren werden. Tamino tritt auf im indisch geschnittenen Anzug um von einer unsichtbaren Schlange bedroht zu werden – bis die drei Damen mit dem von ihnen erlegten Gummi-Wurm auf die Bühne eilen. Überhaupt haben alle Kostüme einen indisch angehauchten Schnitt, der durchaus modern wirkt.
Später tauscht Detlef Altenbeck die Rahmen-Kulisse gegen einen überirischen Sternenhimmel, ergänzt durch beeindruckende Farb-Projektionen. Sarastros Tempel sieht eher aus wie ein griechisch-römischer Tempel. Dieser Tempel wird nicht nur von Priestern sondern auch von vielen wilden Tieren bevölkert, die vom Glockenspiel besänftigt davon ziehen. Und am Ende finden Papagena und Papageno ihr Glück mit einer großen Kinderschar, die die gesamte Bühne einnehmen.
Sänger und Orchester
Der große Erfolg der Zauberflöte ist wahrscheinlich der Rolle des Papageno zuzuschreiben. Da die Rolle keinen großen Stimmumfang voraussetzt kann hier der Darsteller als lustiger Naturbursche glänzen. Dies gelingt Marek Reichert eindrucksvoll, zusammen mit der gelenkigen Papagena Katrin Dieckelt entwickelt er sich zum Publikumsliebling. Ebenso beliebt sind Tamino und Pamina: Mit weichem, gefühlvollen Tenor besticht Milen Bozhkov, dies gelingt ihm schon am Anfang mit Dies Bildnis ist bezaubernd schön. Auch Sofia Kallio als Pamina überzeugt mit einer sehr lyrisch ausgeprägten Stimme und begeistert vor allem mit Ach ich fühl es und kann alle Facetten zwischen schamhaftes kleines Mädchen und durchsetzungsstarke Liebende ausleben. Karsten Münster als Monostatos kann sich stimmlich nicht gegen sie durchsetzen und neigt eher zum Sprechgesang. Sarastro wird von Michael Lion als weiser oder gütiger Priester gesehen, aber für einen Baß gewinnt er zu wenig Tiefe und wirkt zu leise. Ulrike Barz als Königin der Nacht hat mit den Koloraturen in Der Hölle Rache viele Probleme. Dafür sind die drei Knaben (das sind auch die drei Damen, eine amüsante Doppelbesetzung) die besten Kräfte des Hauses und können mit sehr klarer Intonation auch in den hohen Registern überzeugen. Das Philharmonische Orchester unter der Leitung von Alois Seidlmeier geht mit Elan und Esprit in die erste Produktion und wechselt zwischen feierlichen Klängen und mitreißendem Presto so gelungen hin und her, daß Mozarts Zauberwelt von Anfang an entsteht.
Fazit
Die Spielzeiteröffnung durch den Intendanten in seinem letzten Dienstjahr wird in Coburg mit lang anhaltendem Applaus gefeiert. Die kleineren Rollen werden am meisten, Papageno und Papagena sowie Pamina und Tamino fast genauso, die Königin der Nacht deutlich weniger bejubelt. Zu Recht, denn dieses (zu Unrecht!) als Kinderoper angesehene Werk ist schwierig zu besetzen, zumal für kleine Häuser mit dünner Personalschicht. Die Erkenntnis dieser Produktion ist daher, daß dies keine Oper für Kinder ist, aber eine Oper mit Kindern. Und das sieht man sich gerne an.

Oliver Hohlbach
Bild: Henning Rosenbusch
Das Bild zeigt: Die drei Knaben (Petra Gruber, Stefanie Smits, Stefanie Schmitt) treffen Papagena (Katrin Dieckelt) und Papageno (Marek Reichert).

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