Altenburg, Landestheater – OTELLO

von Giuseppe Verdi (1813 – 1883), Oper in drei Akten, Libretto von Arrigo Boito, UA: 1887, Mailand.
Regie: Holger Schultze, Bühne: Martin Fischer
Dirigent: Eric Solen, Philharmonisches Orchester Altenburg-Gera, Chor des Theater&Philharmonie Thüringen
Solisten: Ricardo Tamura (Otello), Sara Eterno (Desdemona), Teruhiko Komori (Jago), Yoonki Baek (Cassio), Peter Paul Haller (Roderigo), Bernhard Hänsch (Lodovico), Likka Leppänen (Montano), Marie-Luise Dreßen (Emilia), Heiko Retzlaff (Herold)
Besuchte Aufführung: 19. April 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
altenburg-othello.jpgNach dem Sieg über die Türken kehrt Otello nach Zypern zurück. Während der Siegesfeier beginnt Jago seine Intrige: Er verleitet den Hauptmann Cassio dazu, sich zu betrinken, worauf Otello diesen suspendiert. Dann schickt Jago Cassio zu Otellos Geliebter Desdemona, um über sie eine Begnadigung zu erlangen. Otello belauscht das Gespräch der beiden und hat den Verdacht, daß Desdemona ihn mit Cassio betrügt. Als Otello weitere Beweise verlangt, erzählt Jago, Cassio habe im Traum von Desdemona gesprochen. Im übrigen habe er ihr Taschentuch in seiner Hand gesehen. Otello hört das folgende Gespräch mit: Jago spricht Cassio auf seine Liebe zu Bianca an, worauf dieser ihm Desdemonas Taschentuch zeigt, das er für ein Geschenk Biancas hält. Otello erkennt Desdemonas Taschentuch und ist nun nicht mehr zu bremsen. Als Otello ins Schlafzimmer kommt, bittet Desdemona ihn vergeblich um Gnade, doch er erdrosselt sie in ihrem Bett. Beim Eintritt der Helfer ersticht sich Otello neben ihrem Leichnam.
Aufführung
Das Einheits-Bühnenbild von Martin Fischer zeigt eine Kirche, ein Gitter teilt den Altarraum ab, Bänke dienen zum Gebet. Hier versammelt sich die Gemeinde zum Schutz vor Krieg und Sturm, hier wird gefeiert, hier werden die Intrigen gesponnen, hier steht Desdemonas Bett vor dem Gitter und hier wird auch gemordet. Holger Schulze bleibt damit ganz dicht an der Handlung der Oper, und er modernisiert nur leicht, wenn er die Pistole als Mordwerkzeug einführt: Er erzählt geradlinig die Geschichte dieser gemeinen Intrige von Liebe, Haß, Neid und Eifersucht. Die Kostüme von Erika Landertinger könnten einem italienischen Modemagazin entsprungen sein. Der Chor trägt schwarze Trauerkleidung, die Herren Offiziere tragen italienische Phantasieuniformen im modischen Schnitt, die Damen italienische Sommermode.
Sänger und Orchester
Das vorzügliches Orchester unter der Leitung von Eric Solen, schlägt zwar einen etwas härteren deutschen Klang an, aber in dieser typisch italienischen Handlung führt das zu einem phänomenalen Ergebnis: zu einer harten und damit mitleiderregenden Tragödie. Schon die Sturmschilderung im Orchester und im Chor leitet eine fesselnde Vorstellung ein, Ricardo Tamura als Otello steht diesem in nichts nach, sein Esultate! ist beispielhaft! Teruhiko Komori gibt auf souveräne Weise den Jago. Sein farbenreicher Bariton erstrahlt in allen Farben, seine Arie Credo des Bösen treibt Schauder auf den Rücken. Sara Eterno gibt der Desdemona eine jugendliche Ausstrahlung und ihr Gebet geht wirklich zu Herzen. Marie-Luise Dreßen hat einen schönen jungen Sopran (passenderweise ist sie auch am Anfang ihrer Karriere) und gibt der Emilia authentische Glaubwürdigkeit. Aber auch die anderen Nebenrollen sind ausgezeichnet besetzt.
Fazit
Manchmal erreicht man mit einfachen Mitteln eine große Wirkung und ein Einheitsbühnenbild schafft stimmige Situationen ohne lächerlich zu wirken. Das geschieht, wenn die Regie sich an die Vorgaben des Komponisten und die inneren Werte des Stückes hält! Eine in allen Positionen glänzend besetze Sängerriege und ein bestens disponierter Chor steigert die Aufführung zu einer Sternstunde. Musikalisch und szenisch ein Musterbeispiel für Otello. Tosender Applaus und Dank an alle Beteiligten.
Oliver Hohlbach

Bild: Stephan Walzl
Das Bild zeigt: Jago ist am Ziel seiner Träume: Othello ist am Boden.

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