Il trovatore – Mannheim, Nationaltheater

von Giuseppe Verdi (1813-1901), Oper in vier Akten, Libretto: Salvadore Cammarano, UA: 19. Januar 1853 Rom, Teatro Apollo

Regie: Roger Vontobel  Bühne: Claudia Rohner, Kostüme: Nina von Mechow, Choreographie: Zenta Haerter, Licht: Frank Kraus, Dramaturgie: Jan Dvořák

Dirigent: Roberto Rizzi Brignoli, Chor: Dani Juris, Orchester, Chor und Statisterie des Nationaltheaters Mannheim

Solisten: Jorge Lagunes (Graf Luna), Izabela Matula (Leonora), Helena Zubanovich (Azucena), Irakli Kakhidze (Manrico),  Sung Ha (Ferrando), Natalija Cantrak (Ines), Koral Güvener (Ruiz), Xuecheng Zhang (Ein Bote), Daniel Claus Schäfer (Ein Zigeuner), Delphina Parenti (Das Trauma /Tänzerin)

Besuchte Aufführung: 15. September 2019

Kurzinhalt

Die Handlung spielt im Spanien des 15. Jahrhunderts. Es ist die Zeit des Krieges um die Thronfolge von Aragon. Der Graf von Luna steht im Kampf gegen den Grafen von Urgel, auf dessen Seite auch der Troubadour Manrico kämpft. Manrico ist der totgeglaubte Bruder Lunas, da Manricos Stiefmutter Azucena aus Versehen das eigene Kind in den Scheiterhaufen warf, um ihre zum Tod verurteilte Mutter zu rächen.

Manrico und Luna lieben dieselbe Frau und begegnen sich des Nachts um ihretwillen im Garten. Als Leonora vom angeblichen Tod Manricos erfährt, will sie ins Kloster eintreten. Graf Luna hingegen plant, sie rechtzeitig zu entführen. Im letzten Moment wird sie von Manrico und seinen Männern gerettet. Dem Grafen gelingt es, Manrico und dessen Mutter Azucena ins Gefängnis zu werfen. Leonora unternimmt einen letzten Versuch, Manrico zu befreien – dieser wird jedoch zum Schafott geführt und Leonora stirbt an einer Dosis Gift.

Aufführung

Die Bühne ist sehr düster gehalten und wird von grellem Licht durchflutet. Außerdem wird viel mit weißem Dampf gearbeitet, was der Szene immer wieder einen Schwarz-Weiß Kontrast verleiht. Der Bühnenraum ist so gut wie leer und wird im Hintergrund von leicht durchsichtigen Stoffen abgeschlossen. Die Kostüme sind modern und schlicht. Am auffälligsten ist Azucena, die mit grauem Haar und langen Zigeunerzöpfen an einem Stock humpelnd die Szene dominiert. Nur zu Beginn des zweiten Aktes treten die Zigeuner in bunten Farben auf, während sie Beinprothesen aus Kunststoff in die Höhe strecken. Als im dritten Akt der Graf Leonora entführen will, sind alle in weiß gekleidet, sowohl die Entführer als auch die Nonnen im Hintergrund. Die Interaktion der Protagonisten ist meist sehr distanziert und statisch. Durchkreuzt wird die Szene des öfteren von einer Solotänzerin (Delphina Parenti), die den Dämon der Besessenheit – oder besser in Verdis Sinne: eine Art Fluch – darstellt. Sie macht sich über Azucena her, später über Manrico und als diese am Ende tot sind, springt sie auf Luna über.

Sänger und Orchester

Bevor die eigentliche Musik beginnt, bläst einem aus Lautsprechern der Wind um die Ohren. Dann setzt das impulsive Vorspiel unter dem Dirigat von Roberto Rizzi Brignoli ein. Sung Ha als Ferrando ist ein klarer und raumfüllender Baß, der Chor des Nationaltheaters ist in seiner Transparenz und Artikulation sehr gut zu verstehen. Höhepunkt der ersten beiden Akte ist ohne Zweifel Helena Zubanovich als Azucena. Ihr Mezzosopran hat eine warme Färbung und eine klare Aussprache. Verzweiflung und Besessenheit gelingen hier durchaus glaubwürdig bei Stride la vampaEs lodert die Flamme. Leider werden Jorge Lagunes (Graf Luna) und Izabela Matula (Leonora) anfangs weitgehend durch allzu lautem Orchesterspiel unter. Matula interpretiert ihre Partie teilweise sehr zurückhaltend und wird in den dramatischen Passagen von den massigen Orchesterklängen verschlungen. Lagunes läßt oftmals eine Klarheit der Artikulation vermissen, u.a. in Passagen wie Non può nemmen un Dio rapirti a meNicht einmal ein Gott wird dich mir rauben dominiert lediglich der Klang seiner Stimme, die Worte versteht man kaum. Irakli Kakhidze als Manrico besitzt ein etwas trockenes und kühles Timbre, an dem mancher vielleicht ein wenig die italienische Strahlkraft vermissen mag.

Im vierten Akt jedoch glänzt Matula dann mit lyrischem Ausdruck Tu vedrai che amore in terra – Du wirst sehen, daß die Liebe auf Erden und auch Kakhidze steigert sich zu beeindruckendem tenoralem Glanz. Nur mit einer kleinen Rolle bedacht wurde Koral Güvener als Ruiz – hier zeigen sich das warme Timbre eines Tenors und das dazugehörige Pathos.

Fazit

Bei diesem Trovatore wirkt alles sehr analytisch und kühl. Der dunkle Bühnenraum scheint die Künstler zu verschlingen, dies gilt leider auch in akustischer Sicht. Da der Bühnenraum nach oben und nach hinten offen ist, dringen die Stimmen nicht optimal in den Zuschauerraum und das Orchester dominiert einen großen Teil des Opernabends. Überraschend ist dann doch noch die künstlerische Steigerung nach der Pause und der Abend endet in einem wohlverdienten Applaus.

Dr. Daniel Rilling

Bild: Hans Jörg Michel

Das Bild zeigt:  Irakli Kakhidze (Manrico), Delphina Parenti (Trauma/Tänzerin)

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