Così fan tutte ossia La scuola degli amanti – So machen es alle Frauen oder die Schule der Liebenden – Nürnberg, Staatstheater

von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Libretto: Lorenzo da Ponte, UA: 26. Januar 1790 Wien, Burgtheater am Michealerplatz

Regie: Jens-Daniel Herzog, Bühne/Kostüme: Mathis Neidhardt

Dirigent: Lutz de Veer, Staatsphilharmonie Nürnberg, Chor des Staatstheaters Nürnberg, Choreinstudierung: Tarmo Vaask

Solisten: Julia Grüter (Fiordiligi), Amira Elmadfa (Dorabella), Denis Milo (Guglielmo), Martin Platz (Ferrando), Andromahi Raptis (Despina), Wonyong Kang (Don Alfonso)

Besuchte Aufführung: 23. Februar 2019 (Premiere)

Kurzinhalt

Dorabella liebt Ferrando, Fiordiligi liebt Guglielmo. Don Alfonso, Freund der beiden Soldaten, ist seinen Eleven in Sachen Lebenserfahrung um einiges voraus. Mit seinem Zweifel an der Standhaftigkeit der beiden Schwestern gibt er den Anstoß zu einem Treuetest, der Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist. In tränenvollem Abschied ziehen Guglielmo und Ferrando in eine angebliche Schlacht, um kurz darauf als extravagante Fremdlinge die Verlobte des jeweils anderen für sich zu gewinnen. Unterstützung erfahren sie von der nicht auf den Mund gefallenen Kammerzofe Despina, die nur zum Teil von Don Alfonsos wahren Absichten weiß. Bald erkennen die beiden Männer die Absurdität ihres Vorhabens, doch von Alfonso durch Eid verpflichtet, willigen sie notgedrungen in die Hochzeit mit der jeweils anderen ein. Als dann die „wahren“ Verlobten aus der Schlacht zurückkehren, klärt sich alles auf…

Aufführung

Am Ende einer Firmenfeier kommen die lieben Kollegen auf skurrile Vorschläge. Der Chef Don Alfonso im schicken Zwirn wettet mit den beiden Abteilungsleitern Ferrando und Guglielmo, daß es mit der Treue ihrer Verlobten nicht zum besten steht. Zuerst lehnen die beiden handgreiflich ab, stimmen dann aber zu, was die Kollegen freut, die ihren Wetteinsatz in den leergesoffenen Sektkühler werfen, sich als Soldaten verkleiden oder einfach so immer wieder vorbeischauen. Die Schwestern Fiordiligi und Dorabella werden in einer Art Guckkasten präsentiert und diesen dort die getauschten und verkleideten Abteilungsleiter zugeführt – zunächst als arabische Gangsta-Rapper, später als Pilger gen Mekka. Als Heilmittel wird „Mesmers Magnetstein“ als ein Magnet präsentiert, der bei beiden zur Erektion führt. Am Ende streicht Don Alfonso und seltsamerweise alle Kollegen das Geld aus dem Sektkühler ein, die beiden Verlobungspaare bekommen Blumensträuße, die sie mißmutig fallen lassen.

Sänger und Orchester

Das ausgewogene Sängerensemble ist einem Staatstheater mehr als würdig: Julia Grüter als Fiordiligi hat am Anfang zunächst Probleme mit der Tiefe, aber mit der großen Arie Per pieta – Bitte um Nachsicht gibt sie mit strahlend schöner Höhe und sicheren Koloraturen dem Abend das, was der Inszenierung fehlt – einen tiefen Einblick in eine zweifelnde Seele. Zwar ist es ein gut zusammenpassendes Schwesternpaar, Amira Elmadfa als Dorabella verfügt dennoch über mehr Durchschlagskraft.

Martin Platz ist der strahlende Charaktertenor des Hauses und für Mozart immer die richtige Wahl. Denis Milo (Guglielmo) ist die Entdeckung des Abends: Ein durchschlagsstarker Bariton mit tenoralem Timbre, sicherer Höhe und wohlklingender Tiefe. Als Drahtzieherpärchen sind die böse Despina (Andromahi Raptis) und als Antreiber Wonyong Kang (Alfonso) ein souveränes Team. Lutz de Veer führt die Staatsphilharmonie locker-lässig durch die Untiefen dieses Meisterwerkes. Es hört sich spielerisch einfach an, gerade die großen Arien gelingen eindrucksvoll unauffällig. Der Chor ist als Statist im Dauereinsatz und so nicht nur bei den beiden Militärchören stimmlich äußerst deutlich präsent.

Fazit

Wieder einmal kann eine Verlagerung der Handlung in die heutige Zeit nicht überzeugen. Diesmal liegen die Probleme nicht nur in der Frage wie die Verkleidung der Verehrer beschaffen sein muß, damit sie von ihren Angebeteten nicht erkannt werden – auch Gangsta-Rapper sind keine überzeugende Verkleidung. Die etwas fragwürdigen Bühnenbilder können im ziemlich undurchdachten Gesamtkonzept nicht wirklich glücklich zusammenwirken – es wirkt wie eine Zusammensetzung von Standard-Versatz-Bildern. Es ergibt sich weder eine Komödie noch eine psychologische Beziehungsanalyse. Musikalisch wird die Produktion einhellig gefeiert.

Oliver Hohlbach

Bild: Ludwig Olah

Das Bild zeigt: (v.li.n.re.): Denis Milo (Guglielmo), Wonyong Kang (Don Alfonso), Amira Elmadfa (Dorabella), Julia Grüter (Fiordiligi), Martin Platz (Ferrando)

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