Karlsruhe, Badisches Staatstheater – ARIADNE AUF NAXOS

von Richard Strauß (1864-1949), Oper in einem Aufzug nebst einem Vorspiel, Libretto: Hugo von Hofmannsthal, UA: erste Fassung: 25. Oktober 1912, Hoftheater Stuttgart, zweite Fassung: 4. Oktober 1916, Hofoper Wien,
Dirigent: Jochem Hochstenbach, Badische Staatskapelle
Regie: Achim Thorwald, Bühne: Christian Floeren, Kostüme: Ute Frühling, Anne Buffetrille, Licht: Gerd Meier; Dramaturgie: Anabelle Köhler
Solisten: Hannsjörg Schuster (Bankdirektor Jourdain), Anne-Kathrin Bartholomäus (Frau Jourdain, seine Gattin), Jochen Neupert (Haushofmeister), Christina Niessen (Primadonna/Ariadne), Lance Ryan (Tenor/Bacchus), Sabrina Kögel (Komponist), Edward Gauntt (Musiklehrer), Hans-Jörg Weinscheink (Tanzmeister), Diana Tomsche (Zerbinetta), Harlekin ( Tero Hannula) u.a.
Besuchte Aufführung: 24. Mai 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
karlsruhe-ariadne.jpgIm Haus des reichsten Mannes von Wien findet ein Festabend statt. Auf dem Programm stehen die heroische Oper Ariadne sowie ein heiteres Nachspiel und abschließend ein großes Feuerwerk. Der Komponist ist entsetzt, daß seiner Oper eine heitere Posse folgen soll, von deren Protagonistin Zerbinetta er allerdings entzückt ist. Nachdem der Haushofmeister verkündet, das Nachspiel solle weder vor noch nach der Oper stattfinden, sondern mit dem Trauerspiel Ariadne gleichzeitig, wird der Komponist von seinem Musiklehrer ermahnt, um des Geldes willen den Kompromiß einzugehen.
Zu Beginn der Oper liegt die von ihrem Geliebten Theseus verlassene Ariadne trauernd in einer Höhle auf der Insel Naxos. Die Dienerinnen Ariadnes betrauern ihr Schicksal. Vergebens versuchen Zerbinetta und ihre Begleiter die Prinzessin aufzuheitern. Zerbinetta versucht, Ariadne umzustimmen und ebenfalls nach dem Verlust eines Geliebten einfach auf den nächsten zu warten. Im Anschluß verlieren sich Zerbinettas Gefährten jedoch in die üblichen Liebeleien um ihre Anführerin. Dann verkünden Ariadnes Dienerinnen die Ankunft eines Gottes: Bacchus. Dieser konnte den Fängen der Zauberin Circe entfliehen, fühlt sich nun aber von Ariadne auf andere Weise verzaubert. Diese glaubt, es handle sich um Hermes, der sie ins Totenreich hinüberführen will. Gemeinsam verwandelt steigen sie auf das Schiff.
Aufführung
Während des ersten Teils (Vorspiel) befinden sich auf der Bühne die Kulissen für die nach der Pause stattfindende Oper. Den Hintergrund bildet ein Gemälde, das Arnold Böcklins Toteninsel sehr nahe kommt. Neu ist in Karlsruhe das Bankiersehepaar Jourdain, welchem der reichste Mann Wiens weichen mußte. Vor dem eigentlichen Beginn der Oper kündigt das Ehepaar selbst die abendliche Vorstellung an und nimmt samt dem Komponisten am Bühnenrand Platz. Im zweiten Teil zeigt die Bühne zentral eine dorische Tempelfassade, vor welcher sich die gesamte Handlung abspielt. Für die buffonesken Elemente verwandelt sich die ansonsten eher in neutralem Licht gehaltene Bühne ins farbenfrohe, samt einer bunten Lichterkette vor der Tempelwand. Bei Bacchus letzten Worten Und eher sterben die ewigen Sterne erstrahlt der Hintergrund in einem nächtlichen Sternenhimmel, während die drei Nymphen das neue Liebespaar unter einem weißen Tuch verbergen.
Sänger und Orchester
Künstlerisch zeigte sich das Karlsruher Ensemble an diesem Abend von seiner gewohnt guten Seite. Sabrina Kögel (Komponist) sang mit kindlich-klarer Stimme eine eindrucksvolle Partie, die leider im Forte-Bereich einige Schärfen aufwies, was ihr silbriges Timbre mittlerer Lautstärke aber wieder gutmachte. Christina Niessen (Ariadne) erwies sich besonders in tiefen Lagen wie bei Es gibt ein Reich wo alles rein ist als äußerst gute Besetzung, an lauteren Stellen wirkten die hellen Vokale jedoch teilweise etwas geschlossen. Diana Tomsche (Zerbinetta) dagegen erschien in allen Stimmlagen geschmeidig und auch technisch brillant bis in die Spitzentöne, zurecht vom Publikum nach ihrem Auftritt Großmächtige Prinzessin mit minutenlangem Applaus bejubelt, nachdem ihr auch die anspruchsvollsten Koloraturen keinerlei Schwierigkeiten zu bereiten schienen. Lance Ryan (Tenor/Bacchus) sang technisch makellos eine leider nach wie vor von amerikanischem Akzent getrübte Partie, was zu einer starken Vokaleinfärbung führte und so den Reiz seiner Stimme mindert. Der Dirigent Jochem Hochstenbach bevorzugte rasche Tempi, zeigte aber großes Feingefühl beim Hervorheben von Soloinstrumenten, was den Sängern einen eindrucksvollen musikalischen Rahmen gab.
Fazit
Die Inszenierung des scheidenden Karlsruher Intendanten zeigt einen Traditionalisten, der nicht zu übertriebener Aktualisierung neigt, auch wenn die Textpassagen des Haushofmeisters an mancher Stelle umgeschrieben wurden. Doch weshalb wird der reichste Mann Wiens zum Bankiersehepaar? Der Einfall ist sicherlich originell, wird jedoch im Programmheft nicht als eigene Zutat der Karlsruher Inszenierung benannt. Ansonsten kann man aber mit Sicherheit von einer äußerst empfehlenswerten Vorstellung sprechen.
Daniel Rilling

Bild: Jacqueline Krause-Burberg
Das Bild zeigt den Komponisten (Sabrina Kögel) bei seinem ersten Auftritt.

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