Alfonso und Estrella – Mozartwoche 2015, Salzburg

von Franz Schubert (1797-1828), Romantische Oper in drei Akten, Libretto: Franz von Schober, UA: 1854, Weimar

Konzertante Aufführung

Dirigent: Antonello Manacorda, Mozarteumorchester Salzburg, Salzburger Bachchor, Einstudierung: Alois Glassner

Solisten: Mojca Erdmann (Estrella), Toby Spence (Alfonso), Markus Werba (Froila), Michael Nagy (Mauregato), Alastair Miles (Adolfo), u.a.

Besuchte Aufführung: 23. Januar 2015 im Haus für Mozart

Konzertabend

Ouvertüre zum Melodram Die Zauberharfe D 644 , Rosamunden-Ouvertüre (Franz Schubert)

Dialogues II und Two Controversies and a Conversation für Klavier und Kammerorchester (Elliot Carter (1908-2012))

Symphonie D-Dur KV 385 (Haffner) (Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)

Dirigent: Ainars Rubikis, Sinfonieorchester der Universität Mozarteum, Klavier: Luisa Imorde, Schlagzeug: Richard Putz.

Besuchte Aufführung: 23. Januar 2015 (Großer Saal des Mozarteums)

Kammermusikabend

Mozarts Streichquartette, hier die sechs Haydn-Quartette

Streichquartett G-Dur KV 387, Streichquartett d-Moll KV 421, Streichquartett Es-Dur KV 428

Streichquartett B-Dur KV 458, Streichquartett A-Dur KV 464, Streichquartett C-Dur KV 465

von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)

Hagen Quartett, Violine: Lukas Hagen und Rainer Schmidt, Viola: Veronika Hagen, Violincello: Clemens Hagen.

Besuchte Aufführungen: 23. und 24. Januar 2015 (Großer Saal des Mozarteums)

memozartVorbemerkung

Die Mozartwoche in Salzburg ist eigentlich eine Feier, um den Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart zu würdigen, der sich am 27.Januar 2016 zum 260. Mal jährt. Der Schwerpunkt der einwöchigen Veranstaltung über zwei Wochenenden hinweg liegt auf Konzerten, aber auch ein Opernwerk steht meist zumindest konzertant auf dem Programm. Zentraler Veranstaltungsort ist der Große Saal des Mozarteums, einer der schönsten Konzertsäle der Welt, aber auch andere Veranstaltungsräume in der Altstadt kommen zum Zug, wie z.B. die Festspielhäuser.

Vorbemerkung zu Alfonso und Estrella

Das Haus für Mozart ist eines dieser Festspielhäuser und verfügt über eine messerscharfe, sehr hellhörige Akustik, eine Mischung der einzelnen Stimmen will sich nicht so recht ergeben. Es ist wie geschaffen für eine konzertante Aufführung der selten gespielten Oper Alfonso und Estrella, denn auch musikalisch stellt das Werk höchste Anforderungen an Chor, Orchester und Solisten, dramaturgisch hingegen fiel das Stück durch. Zunächst wollte es niemand aufführen. Franz Liszt arbeitete das Libretto für die Premiere 26 Jahre nach dem Tod Schuberts um und ergänzte; denn die Geschichte der beiden Königskinder, die sich ineinander verlieben und die Feindschaft ihrer Väter überwinden, gibt als Handlung nicht viel her. Im Libretto werden hauptsächlich die Beziehungen der Personen untereinander betrachtet, aber nicht als Dialog, sondern mehr als Vortrag, als Ballade – ein Spannungsbogen entsteht nicht.

Aufführung, Sänger und Orchester

Die Qualität der Komposition Schuberts trägt jedoch die konzertante Aufführung. Betrachtet man sie als eine Schubertiade für fünf Sänger, Chor und Orchester, so ergibt sich ein mehr als erfüllter Abend. Erste Solistin ist die jugendlich klar singende Mojca Erdmann als kindliche Estrella, die mit ihrer soliden Technik keine Probleme hat durch die komplexe Notenwand Schuberts zu klettern: Von Fels und Wald umrungen, wer zeigt die Pfade mir? Toby Spence als ihr Liebhaber Alfonso hat, ausgehend von einer vollmundigen lyrischen Mittellage, eine träumerisch sichere tenorale Höhe So kann ein Traum nicht täuschen, nein, das muß Wahrheit sein. Markus Werba als offensichtlich älterer Vater Froila versucht mit wandlungsreicher Stimme die Komik zu bedienen, klingt jedoch manchmal sehr rauh, in der Tiefe kehlig und in der Höhe unsicher. Michael Nagy hingegen ist als Vater Mauregato ein sehr wortverständlicher, lyrischer Bariton mit sicherer Höhe und solider Tiefe, der auch dramatische Ausbrüche mitreißend vorführen kann: Freunde, ja ich will euch führen! Alastair Miles als Estrellas böser Verehrer Adolfo ist ein profunder voluminöser Baß, der etwas mehr Kraft und Schwärze in der Tiefe vertragen könnte. Der Chor, der fast permanent in vielen Rollen anwesend ist, bewältigt seine große Aufgabe ohne Fehl und Tadel als einheitlicher, perfekt abgestimmter Stimmenblock. Das Mozarteumorchester beweist eindrucksvoll seinen Ruf als eines der führenden Orchester, das Vorspiel zum 3.Akt begeistert besonders durch die tiefsinnige, vielschichtige Gestaltung. Antonello Manacorda gelingt es, die Fäden der Solisten aufeinander abzustimmen. Alle bleiben jedoch Solisten, wie in einer Schubertiade: Ein großes Ganzes will sich nicht einstellen – auch aus akustischen und dramaturgischen Gründen.

Konzertabend

Ganz anders sind die akustischen Verhältnisse im großen Saal des Mozarteums, einem klassischen rechteckigen Konzertsaal mit weicher transparenter Akustik und kurzem Nachhall. Hier kommt durch das Orchester der Universität Mozarteum (also durch Studierende der Universität) neben traditioneller mechanischer Musik von Elliot Carter und der Haffner-Symphonie Mozarts auch die Ouvertüre zum Melodram Die Zauberharfe zur Aufführung, die Schubert später auch der zweiten Fassung der Rosamunde voranstellte. Mit majestätischer Würde erreicht das Nachwuchs-Orchester unter der Leitung von Ainars Rubikis die mitreißende orchestrale Wirkung der melodiös und menschlich berührenden Töne, wird die klangbildende Harmonik Schuberts auf den Punkt gebracht. Auch die Haffner-Symphonie wird mit jugendlichem Elan vorgetragen, das Menuetto ist kein langsamer Ländler. Und das Finale ist nicht nur Presto sondern spritzig, läßt an knallende Sektkorken denken und erinnert an Parallelen zur Ouvertüre der Hochzeit des Figaro.

Kammermusikabend

Ebenfalls im großen Saal des Mozarteum spielt das Hagen Quartett die sechs HaydnQuartette, die zwischen 1782 und 1785 entstanden sind als Antwort Mozarts auf die Quartette Haydns Opus 33 aus dem Jahr 1782. Ihm sind diese Quartette daher gewidmet. Schon die Verkomplizierung der Harmonik bereits in der Exposition der Sätze ist auch für das Hagen Quartett eine Herausforderung, dessen sie sich mit gewohnt spielerischer Leichtigkeit entledigen.

Fazit

Die Pflege der Werke Mozarts ist natürlich zentraler Bestandteil der Werkschau, wie eine Aufführungsserie der Streichquartette Mozarts durch das Hagen Quartett. Alle Konzerte fanden den ungeteilten, teils heftigen Beifall des Auditoriums. Der Höhepunkt der nächsten Mozartwoche 2016 zur Feier des 260. Geburtstages wird die Gegenüberstellung von Georg Friedrich Händels Acis und Galatea mit der Bearbeitung des Werkes durch Mozart sein.

Oliver Hohlbach

Bild: Wolfgang Lienbacher

Das Bild zeigt Mojca Erdmann als Estrella in Alfonso und Estrella

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