Leipzig, Oper – LA RONDINE – DIE SCHWALBE

von Giacomo Puccini (1858-1924), Commedia lirica in 3 Akten, Libretto: Giuseppe Adami, UA: 27. März 1917, Monte Carlo. Regie/Choreographie: Immo Karaman u. Fabian Posca, Bühne: Kaspar Zwimpfer, Kostüme: Nicola Reichert, Dramaturgie: Marita Müller; Dirigent: Roger Epple, Gewandhausorchester, Chor der Oper Leipzig
Solisten: Elaine Alvarez (Magda), Edgaras Montvidas (Ruggero), Tiberius Simu (Prunier), Susanna Andersson (Lisette), Jennifer Porto (Yvette/Georgette), Tuomas Pursio (Rambaldo) u. a.
Besuchte Aufführung: 28. März 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
leipzig-la-rondine.jpgEine exklusive Gesellschaft hat sich in Magdas Salon in Paris eingefunden. Darunter ist auch der Dichter Prunier, der allen sein neues Werk über eine romantische Liebe vorträgt. Magda fühlt sich sogleich an eine Nacht voller Liebe im Café Bullier zurückversetzt, doch ihre Träumereien werden von ihrem Freund Rambaldo gestört, der allein dem Reichtum frönt. Als Ruggero in Magdas Salon auftaucht, beschließt man, den Abend im Café Bullier zu verbringen. Dort trifft Magda, sich als Paulette ausgebend, auf Ruggero, der sich an sie nicht erinnert. Magda erinnert sich erneut an vergangene Zeiten der Liebe. Beide preisen gemeinsam mit der verkleideten Lisette – Magdas Dienerin – und mit Prunier die Liebe. Schließlich löst Magda liebestrunken ihre Verbindung mit Rambaldo, der im Café plötzlich aufgetaucht war und folgt Ruggero. Beide verleben glückliche Tage in Nizza, doch Ruggeros Schwärmerei einer gemeinsamen Ehe reißt sie aus ihren Träumen und sie flieht zurück in ihr Milieu nach Paris.
Aufführung
Nachdem sich der Vorhang zum ersten Akt gehoben hat, wird der Blick frei auf zahlreiche, dunkel gekleidete Ensemblemitglieder, die ihren Rücken dem Publikum zugewandt haben. Lautlos und langsam treten sie nacheinander ab, erst jetzt, nach einer gefühlten Ewigkeit, setzt die Musik ein. Als gespiegelte Handlung treten sie am Schluss des letzten Aktes wieder nacheinander auf die Bühne. Zwischen dieser nicht ganz eindeutigen Klammer spielt die Handlung in einer Szenerie, die in allen Akten einen rückwärtigen und nach oben hin durchbrochenen Raum als gemeinsames Element besitzt. Der hintere Durchbruch dient dabei als Szenerie für Magdas Seelenleben und visionäre Schauen, vertreten durch Sänger und Tänzer. Der Salon im ersten Akt und das Café Bullier im zweiten Akt sind modern, wie eine Lounge, mit Sitzgruppen und Flügel ausgestattet. Magda wandelt sich dabei von einer Blondperücken-Trägerin mit roten Lederhandschuhen zu einer romantischen Kleidträgerin mit langen braunen Haaren, während der weibliche Chorteil ihr Outfit des ersten Aktes angenommen hat. Im letzten Akt wird die, durch rote Bäume angedeutete Natur, ebenfalls von den Raumelementen der ersten Akte dominiert.
Sänger und Orchester
Die anspruchsvolle Partie der Magda, die unter anderem einige hohe C’s beinhaltet, wird von Elaine Alvarez nuancenreich und in den Spitzen wohltuend nicht überanstrengt vorgetragen. Insbesondere in den lyrischen Abschnitten überzeugt sie mit rührend tief empfundener Melancholie, die am Ende des letzten Aktes wie ein gehauchter Seufzer zu entschweben scheint. Vor allem die Liebesduette im 2. und 3. Akt mit Edgaras Montvidas (Ruggero), setzten unvergeßliche Glanzpunkte im perfekt verschmelzenden Gesang beider Interpreten. Montvidas brilliert mit lyrischer Emphase und der Stimmungswechsel im 3. Akt wird von ihm gesanglich eindrucksvoll in Szene gesetzt. Fabelhaft auch der Vortrag von Tiberius Simu (Prunier), der gesanglich und darstellerisch mitreißend einfühlsam zwischen romantischer Euphorie und Ironie wechseln kann. Susanna Andersson gibt dazu eine herzhaft schnippische Lisette, die der Rolle entsprechend mit einigen gewollten Spitzen in den oberen Bereichen aufwartet, ohne jedoch zu aufgesetzt zu wirken. Auch Tuomas Pursio (Rambaldo) verleiht seiner Rolle mit voller Stimme und engagiertem Spiel absolute Glaubwürdigkeit, die sich auch in die überdurchschnittlichen gesanglichen Leistungen aller weiteren Beteiligten einreihen lässt.
Das Gewandhausorchester unter Roger Epple bereitet der Inszenierung einen sinnlichen Klangteppich, der die mosaikhaften Stimmungsänderungen facettenreich einfängt. Zudem wird genügend Zeit für die Ausformulierung der lyrischen Abschnitte gelassen, so daß sich die einzelnen Themen voll entfalten können, ohne jedoch als zu aufgetragen zu wirken. Der Chor der Oper Leipzig läuft in der Massenszene des 2. Aktes zur gesanglich gut eingestellten Hochform auf, wobei jedoch im Zusammenklang mit dem Orchester insgesamt eine leichte Übersteuerung in schrille Klangfärbungen zustande kommt.
Fazit
Die Inszenierung schafft es, gleichzeitig großbögige Zusammenhänge und intime Seelenräume zu schaffen, wobei die, mit lang anhaltendem, stürmischem Applaus gefeierte, herausragende sängerische und musikalische Leistung aller Beteiligten noch lange nachklingen wird.
Dr. Andreas Gerth

Bild: Andreas Birkigt
Das Bild zeigt: Elaine Alvarez (Magda) und Edgaras Montvidas (Ruggero).

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