AIDA – München, Theater am Gärtnerplatz

von: Giuseppe Verdi, Oper in vier Akten, Libretto: Antonio Ghislanzoni nach Auguste Mariette, UA: 24. Dezember 1871 Kairo, Opernhaus

Regie: Torsten Fischer, Bühne/Kostüme: Herbert Schäfer, Vasilis Triantafillopoulos

Dirigent: Marco Comin, das Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz

Solisten: Holger Ohlmann (König), Monika Bohinec (Amneris), Francesco Landolfi (Amonasro), Sae Kyung Rim (Aida), Gaston Rivero (Radames), Sergii Magera (Ramfis)

Besuchte Aufführung: 18. Juni 2014 (Premiere)

Muenchen AidaKurzinhalt

Die äthiopische Prinzessin Aida ist Gefangene der Ägypter und liebt den Heerführer Radames, der ihre Liebe ebenso erwidert. Amneris ist aber ebenfalls in Radames verliebt und sieht Aida als Konkurrentin. Aida entlockt Radames Pläne im Kampf gegen die Äthiopier auf Drängen ihres Vaters. Dadurch wird Radames unfreiwillig zum Verräter. Aus Rache und Eifersucht liefert Amneris Radames an den Hohepriester Ramfis aus, der ihn wegen Verrat an seinem Lande zum Tode verurteilt. In der Todesgruft versteckt sich Aida. Lebendig begraben warten die beiden auf den Tod.

Aufführung

Das Bühnenbild besteht aus einem leeren Raum mit stahlverkleideten Wänden. Auf das ägyptische Flair wird komplett verzichtet. Die Kostüme sind in dezenten Blau-und Schwarztönen gehalten, ansonsten aber uneinheitlich: Amonasro Aussehen mit Lederhandschuhen und Sonnenbrille erinnert an einen Mafioso, Aida erscheint als schwarz verhüllte Muslimin im Tschador. Radames Kleidung in Springerstiefeln und Militärhose ist besonders auffällig. Als Requisite werden Kriegssymbole eingesetzt, beispielsweise Lorbeerkränze und Maschinengewehre. Insgesamt erscheint die Oper in Fischers Inszenierung als Kriegsdrama: Radames steht z.B. den ganzen zweiten Akt blutüberströmt auf der Bühne und zielt mit einem Maschinengewehr auf seine Feinde.

Sänger und Orchester

Marco Comin dirigiert das Orchester während der Ouvertüre in einem schreitenden Andante, so daß die zarten Streicherklänge der ersten Takte ihre sehnsuchtsvolle Wirkung gut entfalten können. Gaston Riveros (Radames) singt die Arie Celeste Aida – Geliebte Aida mit durchdringender Tenorstimme, aber mit viel silbrigem Timbre und großem Volumen. Im ersten Akt gelingt es ihm nicht, sich bei den Pianostellen genügend zurückzunehmen. Da sind ihm die Frauenstimmen an technischer Raffinesse überlegen: Monica Bohinenc (Amneris) stellt mit ihrem satten Mezzosopran eine ebenso starke wie gefühlsbetonte Königstochter dar. Im Duett mit Sae Kyung Rim (Aida) Fu la sorte dell‘armi – singt sie die hohen Töne energisch und gibt ihrer Eifersucht auf Aida deutlichen Ausdruck. Ihre Partnerin Sae Kyung Rim (Aida) überzeugt durch einen kristallenen Sopran, der in den Höhen sehr klar wirkt und nie forciert klingt. Ihre stimmliche Vielfalt ist überwältigend: von tiefen, fast grollenden Brusttönen bis hin zum sotto voce gehauchten Spitzentönen (numi pieta) beherrscht sie alle Register der Gesangskunst. Die Arie O patria miaOh mein Heimatland im dritten Akt ist einer der Höhepunkte des Abends. Bei den Männerstimmen bringen Francesco Landolfi (Amonasro) und Sergii Magera (Ramfis) insgesamt gute Leistungen. Landolfi setzt seinen strahlenden Bariton, in die Höhe mit sehr tenoralem Gepräge, dramatisch ein, wobei er viele Crescendo-Bögen in die Phrasen einbaut. Der knarrende, gut fokussierte Baß von Magera paßt zu seiner ernsten Erscheinung. Bei Radames Verurteilung im letzten Akt singt er die Töne scharf und mit viel Inbrunst. Rivero schafft es ab drittem Akt sich zu steigern, indem er mit mehr Dynamik singt, besonders im „Liebesduett“ mit Aida O terra addio – Welt, leb wohl trifft er die leisen Töne sehr eindringlich. Erwähnenswert ist auch die Leistung des Chors. Im zweiten Akt singt der Chor Possente PhtaMächtiger Phta so koordiniert und unisono, daß ein immens intensiver Klang entsteht, der den überhöhten Charakter der Musik widerspiegelt. Insgesamt sind alle Stücke, in denen Chor, Solisten und Orchester zusammentreffen ein Genuß, da sich die unterschiedlichen Stimmfarben gut ergänzen und mit dem Orchester synchron sind.

Fazit

Es gibt viele musikalische Höhepunkte. Star des Abends ist Sae Kyung Rim, für die das Publikum über die Maßen Beifall klatscht, Die Inszenierung gibt sich rätselhaft. Schade, da die Sänger schauspielerisch und musikalisch sehr überzeugend sind.

Melanie Joannidis

Bild: Christian Zach

Das Bild zeigt: Sae Kyung Rim(Aida), Francesco Landolfi (Amonasro), Sergii Magera (Ramphis), Gaston Rivero (Radames), Holger Ohlmann (König), Monika Bohinec (Amneris), Elaine Ortiz Arandes (Thermouthis), Chor, Statisterie

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