AIDA – Zürich, Opernhaus

von Giuseppe Verdi (1813-1901), Opera in vier Akten, Libretto: Antonio Ghislanzoni nach einem Szenarium des Ägyptologen Auguste Mariette. UA: 24. Dezember 1871 Kairo, Dar Elopera Al Misria

Regie: Tatjana Gürbaca, Bühne/Licht: Klaus Grünberg, Kostüme: Silke Willrett, Dramaturgie: Claus Spahn

Dirigent: Fabio Luisi, Orchester: Philharmonia Zürich, Chor der Oper und Zusatzchor, Choreinstudierung: Jürg Hämmerli

Solisten: Latonia Moore (Aida), Iano Tamar (Amneris), Sen Guo (Priesterin), Aleksandrs Antonenko (Radames), Andrzej Dobber (Amonasro), Rafal Siwek (Ramfis), Pavel Daniluk (Il Rè), Dmitry Ivanchey (Bote)

Besuchte Aufführung: 2. März 2014 (Premiere)

Zürich Aida 1Kurzinhalt

Die äthiopische Prinzessin Aida ist Geisel der ägyptischen Truppen. Ihr Vater Amonasro wurde nach dem zweiten Kampf, der Aidas Befreiung gilt, ebenfalls Gefangener. Er gibt sich für einen anderen aus, und es gelingt ihm, die Freilassung anderer Häftlinge zu erbitten. Amonasro wie auch Aida bleiben aber dennoch Gefangene. Der ägyptische Heerführer Radames und Aida haben sich ineinander verliebt. Er soll aber als Siegerlohn die Pharaotochter Amneris als Gattin bekommen und so Thronerbe werden. Amneris findet heraus, daß Aida ihre Rivalin ist. Aida hat es nicht leicht, ihre Gefühle für Radames und als Sieger ihrer Heimat zu vereinen. Sie erreicht bei einem Rendezvous, daß Radames einen geheimen Weg für Amonasro preisgibt. So wird er unabsichtlich zum Verräter, da sie belauscht werden. Radames wird gefangen genommen und vor das priesterliche Gericht geführt. Radames wird zum Tode durch Einmauern verurteilt. Doch Aida schleicht sich unbemerkt in Radames‘ künftiges Grab, um gemeinsam mit ihm zu sterben.

Aufführung

Zu Beginn ist die Bühne perspektivisch mit einigen Vorhängen an den Seiten und in der Mitte gestaltet. Im dritten Akt bekommt die Bühne eine optische Verlängerung mit einer Projektion von einem Zimmereck mit schimmligem weiß und grauen Ecken in den Wänden, der optisch dargestellte Boden ist in braunroten Kacheln gestaltet. Im vierten Akt ist die Bühne zu einem schwarzen Raum verändert, der mit weißem Licht überflutet ist. Die hintere Seite der Bühne ist angehoben. Durch die Schräge ist der Boden gut sichtbar. Hier stehen immer noch dieselben Gegenstände: der Röhren-Fernseher, viele Sofas, fast zwanzig runde Leuchten hängen herab. Vor dem letzten Finale fällt zerkleinerter, weißer Bauschutt auf die Bühne.

Die Kleidung wird oft gewechselt. Aidas Kostüm ist zu Beginn ganz schwarz, dann trägt sie ein kurzärmeliges und die Oberweite betonendes Kleid in rosa mit rotem Unterrock. Im Tempel zieht sie einen braunen bodenlangen Mantel an. Am Schluß erscheint sie in einem Kleid mit Mantel, ganz in schwarz mit einem glitzernden, schwarzen Haarband über der Stirn. Radames‘ schwarzer Anzug hat einen seidenen Schimmer, sein Hemd ist strahlend weiß. Seine Kampfrüstung wird ihm langsam von einigen Statisten angelegt. Amneris hat eine weiße Hose mit Karo-Hemd und einer kurzen schwarzen Jacke an, später neu einen goldbedruckten Rock mit einem weiß glitzerndem Oberteil, zum Schluß den schwarzen ärmellosen Overall mit tiefem Ausschnitt. Ramfis trägt einen Anzug mit Hemd und Unterjacke, alles in blau. Il Rè erschein in einem silbergrauen Anzug mit einer gestreiften Krawatte.

Sänger und Orchester

Das Orchester unter der Leitung von Fabio Luisi spielte manchmal gut angepaßt leise wie ein Kammerorchester. Zwischendurch steigerte sich der Klang in ein die Sängerinnen und Sänger übertönendes Fortissimo, so daß man den Gesang kaum hören konnte. Andererseits gab dies ihnen die Chance, ihre stimmlichen Möglichkeiten zu beweisen. Die Chöre waren bestens vorbereitet und gaben ihre klangschönen Einsätze. Stimmlich rückte Latonia Moore (Aida) stets in den Mittelpunkt. Ihre dynamischen Fertigkeiten, die von weichem Pianissimo bis zum durchsetzungsstarken Fortissimo reichten, stellte sie mehrmals zur Schau. Neben dem geschmeidigen Tenor Aleksandrs Antonenko (Radames) konnte sie brillieren. In den Duetten waren ihre Stimmfärbungen gut auf einander abgestimmt. Pavel Daniluk machte mit seinem samtenen Baß der königlichen Rolle des Rè alle Ehre. Iano Tamar (Amneris) konnte in der Interaktion mit Latonia Moore das Publikum gewinnen. Während sie das Geheimnis ihrer Liebe Aida entlockte, baute sich eine Anspannung auf. Amneris’ dunkler Charakter und später ihre Reue waren offensichtlich. Rafal Siwek zeigte sich als stimmstarker Ramfis. Ferner beeindruckte Andrzej Dobber (Amonasro) in Erscheinung und Bühnenpräsenz.

Fazit

Es gab ungewöhnliche Bilder mit viel Phantasie. Unangenehm oft sah man die Schauspieler mit einer Waffe in der Hand, Amneris erschien im schwarzen Overall pünktlich zur Aidas Phantasie über den Todesengel. Das Publikum lachte. Neben dem tosenden Applaus für die musikalische Ausführung gab es deutlich zu hörende Buh-Rufe gegenüber dem Regieteam.

Ruta Akelyte Hermann

Bild: Monika Rittershaus

Das Bild zeigt: Latonia Moore (Aida), Iano Tamar (Amneris)

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