Aachen, Stadttheater – DIE LUSTIGE WITWE

von Franz Lehár, Text:: Viktor Leon und Leo Stein, Operette in drei Akten; UA: 28. Dezember 1905, Wien
Regie: Adriana Altaras, Bühne: Yashi Tabassomi
Choreinstudierung: Frank Flade
Dirigent: Daniel Jacobi, Sinfonieorchester Aachen
Solisten: Pawel Lawreszuk (Baron Zeta), Eva Bernard (Valencienne), Martin Berner (Graf Danilo), Michaela Maria Meyer (Hanna Glawari), Louis Kim (Camille de Rosillon), Heino Cohrs (Njegus)
Besuchte Aufführung: 8. Februar 2009 (Premiere)

Kurzinhalt
aachen-lustige.jpgHanna Glawari ist Witwe und steht nun im Mittelpunkt der politischen Kreise von Paris. Durch ihr Vermögen ist sie für viele Männer eine interessante Partie. Doch Hanna ist sehr klug und weist alle Mitgiftjäger von sich. Baron Zeta, pontevidrinischer Gesandter in Paris, will Hannas Vermögen dem Vaterland erhalten. Seine Frau Valencienne ist kurz davor ihn mit dem Pariser Camille zu betrügen, der sie begehrt. Währenddessen ist der Baron damit beschäftigt den Grafen Danilo mit der Witwe zu verkuppeln. Zwischen den beiden entfacht sich ein Liebeskampf, der zu einigen Verwicklungen führt. Um seine Liebe zu testen stellt sich Hanna als mittellos dar. Daraufhin gesteht er ihr seine Liebe. Hanna erzählt ihm die Wahrheit: ihr ganzes Vermögen geht an den zukünftigen Ehemann über, also an ihn. Am Ende stellt sich heraus, daß Valencienne ihrem Mann treu geblieben ist.
Aufführung
Die Bühne stellte das Innere einer Botschaft dar. Die Wände waren mit Holz verkleidet. Links waren Bilder von deutschen Politikern zu sehen. Im Zentrum hing ein großes Portrait des jetzigen Bundespräsidenten Horst Köhler, Symbol unseres Vaterlandes? Die Kostüme, der Umgebung angepaßt, waren klassisch und elegant: Die Damen trugen Tanzkleider aus Satinstoffen, die Herren Anzüge und Binden mit den Nationalflaggen, wie es bei Botschaftern üblich ist.
Sänger und Orchester
Eva Bernard (Valencienne) paßte mit ihrem metallisch-vibrierenden Sopran als untreue treue Ehefrau sehr gut in die Rolle. Sie stellte in ihren Bewegungen und Gesten heraus, wie schwer es ihr fiel, ihrem Mann nicht untreu zu werden. Ihr Gegenpart war Louis Kim (Camille de Rosillon), der seine Verführungskünste spielen ließ, aber nie zum Ziel kam. Sein schallender, heller Tenor bildete eine gute Ergänzung zu Eva Bernard. Auffallend gut war die Leistung der beiden Hauptdarsteller: Michaela Maria Meyer (Hanna Glawari) stellte sich als perfekte Besetzung heraus, da sie die durch ihr Schauspiel sowohl die Klugheit der Witwe hervorhob, als auch ihre Gewitztheit. Ihr lyrischer Sopran brillierte in allen Höhen und war eine Bereicherung für das Stück. Ebenso bereichernd war Martin Berners (Graf Danilo) satter und klarer Tenor. Er unterstrich den Sarkasmus des Grafen, der sich eher die Zunge abbeißen würde, als zuzugeben verliebt zu sein. Allgemein wurden viele komische Einlagen eingebaut. Z.B. verneigten sich die Sänger immer vor dem Bild von Horst Köhler. Besonders witzig war eine Szene im zweiten Akt. Dort sangen die Männer das Weiber-Lied (Marsch Septett Nr. 9) nur mit einem Handtuch bekleidet, und tanzten dazu Cancan. Es gab Anfeuerungsrufe aus dem Publikum für die halbnackten Herren auf der Bühne. Daniel Jacobi, der musikalische Leiter des Abends, beeindruckte besonders durch rasch aufeinander folgende reibungslose Tempowechsel. Doch an manchen Stellen übertönte das Orchester die Sänger. So mußte man sich sehr konzentrieren, um den Text der Sänger zu verstehen. Allerdings war dies nicht die Regel. Die Musik regte auch häufig zum Mitsummen und Mitklatschen an, so daß eine ausgelassene Stimmung im Saal herrschte. Insgesamt konnte das Orchester vor allem sein Können unter Beweis stellen.
Fazit
In der Politik geht es um Geld. Und worum geht es in der Ehe? Vergnügen oder Geld? Dieser Frage wurde durch die Inszenierung im Detail deutlich, sie war spritzig und sehr unterhaltsam, ein kurzweiliger Abend!
Melanie Joannidis

Bild: Ludwig Koerfer
Das Bild zeigt: Michaela Maria Meyer (Hanna Glawari) in der Botschaft. Links: Andres Felipe Orozco (Cascada)
Rechts: Hans Schaapkens (Raoul de St. Brioche)

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