SALOME – Darmstadt, Staatstheater

von Richard Strauss (1864-1949), Musik-Drama in einem Aufzug, Libretto: Richard Strauss nach Oscar Wilde, Deutsch: Hedwig Lachmann, UA: 9. Dezember 1905 Dresden, Königliches Opernhaus

Regie: John Dew, Bühne: Heinz Balthes, Kostüme: José-Manuel Vázquez, Choreographie: Anthoula Papadakis

Dirigent: Martin Lukas Meister, Orchester des Staatstheater Darmstadt

Solisten: Scott MacAllister (Herodes), Stéphanie Müther (Herodias), Susanne Serfling (Salome), Kay Stiefermann (Jochanaan), Mark Adler (Narraboth), Erica Brookhyser (Ein Page der Herodias), u.a.

Besuchte Aufführung: 27. April 2013 (Premiere)

Kurzinhalt

Die Prinzessin Salome ist vor den begehrlichen Blicken ihres Stiefvaters Herodes aus dessen Palast geflohen. Im Mondschein schwärmt der Soldat Narraboth von Salomes Schönheit. Aus einer Zisterne dringt die Stimme des Propheten Jochanaan, der dort von Herodes gefangen gehalten wird. Salome ist sofort fasziniert und verführt Narraboth dazu, den Gefangenen trotz des strikten Verbotes durch Herodes heraufzuholen. In seinen Rufen verurteilt Jochanaan das sittenlose Gebaren am Hof des Herodes, auch alle Annäherungen Salomes weist er brüsk ab. Als diese Jochanaan zu küssen versucht, begeht Narraboth aus Eifersucht Selbstmord. Jochanaan verflucht Salome und steigt wieder in die Zisterne hinab.

Herodes, gefolgt von seiner Frau Herodias und den übrigen Gästen einer Festgesellschaft, suchen nach Salome. Herodes bittet sie, für ihn zu tanzen und verspricht, ihr als Gegenleistung jeden Wunsch zu erfüllen. Salome tanzt und fordert dann den Kopf des Jochanaan in einer Silberschüssel. Nur widerwillig erfüllt ihr Herodes den Wunsch. Mit Entsetzen muß er ansehen, wie Salome den abgeschlagenen Kopf küßt. Daraufhin befiehlt Herodes seinen Soldaten, Salome zu töten.

Aufführung

Das Bühnenbild besteht zunächst nur aus einem runden Bett, in dessen Mitte Salome liegt. Die Wand des Bettes ziert das Gemälde Die schlafende Zigeunerin von Henri Rousseau. Das Bild verweist auf das Operngeschehen. Während der gesamten Oper wird mit solchen Verbindungen zwischen Kunst aus der Entstehungszeit der Oper und den Vorgängen auf der Bühne gearbeitet. Die ansonsten leere Bühne wird mit vielen bunten Lichteffekten bespielt. Die Kostüme sind sehr schlicht gehalten; eine Ausnahme bildet hierbei das opulente Kleid der Herodias. Das Bett Salomes wird bald weggerollt und gibt den Blick auf einen Zisternendeckel frei, unter dem sich Jochanaan befindet. Ansonsten kommen nur wenige Requisiten auf die Bühne: die Festgesellschaft setzt sich erst über die Bühne verteilt auf einige Stühle, um Salomes Tanz zu betrachten. Dieselben Stühle werden dann später zu einer Reihe aufgestellt, so daß die Sänger mit Popcorn in den Händen und dem Blick in Richtung Publikum den Kuß der Salome verfolgen können. Das letzte Bild der Oper zeigt Juden und Nazarener, die nach der Tötung der Prinzessin die Gliedmaßen einer Schaufensterpuppe in die Höhe halten.

Sänger und Orchester

Susanne Serfling ist eine wundervolle Salome. Besonders beeindruckend ist ihr stimmlicher Facettenreichtum, der allein schon zeigt, wie vielschichtig die Figur musikalisch angelegt ist. Die lyrischen Passagen geraten ihr so verführerisch wie dramatisch überwältigend. Die jugendliche Naivität leuchtet mit Leichtigkeit auch in den hohen Lagen durch und der Abscheu wird dem Stiefvater im Sprechgesang entgegengeschleudert. Kay Stiefermanns  (Jochanaan) sehr kraftvoller und runder Bariton war ihr überzeugender Gegenpart. Auch aus der Tiefe der Zisterne tönten seine Prophezeiungen verständlich empor, obwohl er leider teilweise durch das Orchester übertönt wurde. Mark Adler konnte als Narraboth ebenso überzeugen wie die Mezzosopranistin Erica Brookhyser in der Rolle des Pagen. Von dem allgemein sehr hohen musikalischen Niveau fiel nur Scott MacAllister etwas ab, dessen Stimme zu flach war, um alle Nuancen des Herodes auch gesanglich wiederzugeben. In all dem wurden die Sänger von einem glänzend  aufgestelltem Orchester unterstützt. Martin Lukas Meister entwirrte die vielen motivischen Stränge der Strauss’schen Musik und brachte sie deutlich zu Gehör. Selbst im lautesten Getöse gingen kein Instrument und keine Sängerstimme unter, mit Ausnahme vielleicht des Jochanaan.

Fazit

Musikalisch war dieser Abend eine Glanzleistung – inszenatorisch nicht. Das Gewirr aus Jugendstilzitaten, Jahrhundertwendegemälden, kitschigen Lichteffekten und Slapstickeinlagen mochte vielleicht die Dekadenz der Gesellschaft (der damaligen und der heutigen) zeigen – aber diese Idee war weder neu noch gut umgesetzt. Die Personenführung blieb in der Bebilderung des Gesungenen stecken und lieferte damit keine schlüssige Interpretation der Oper. Das Publikum zeigte sich jedoch zufrieden und belohnte das gesamte Team mit lang anhaltendem Applaus.

Jelena Rothermel

Bild: Barbara Aumüller

Das Bild zeigt: Susanne Serfling (Salome), Kay Stiefermann (Jochanaan)

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