Hof, Städtebundtheater – EINE NACHT IN VENEDIG

von Johann Strauß, Operette in drei Akten, UA: 3. Oktober 1883, Berlin
Regie: Mareike Zimmermann, Bühne: Bernd Franke, Kostüme: Annette Mahlendorf
Dirigent: Lorenz C. Aichner, Hofer Symphoniker, Opernchor des Theaters Hof, Ballett des Theaters Hof
Solisten: Michael Heim (Herzog von Urbino), Jürgen Schulz (Delacqua), Stefanie Rhaue (Barbara), Thilo Andersson (Pappacoda), Ingrid Katzengruber (Annina), Monika Hügel (Ciboletta), Chong Sun (Caramello), Karsten Schröter (Barbaruccio, Senator), Peer Schüssler (Testaccio, Senator), Marianne Lang (Agricola), Witali Damer (Enrico)
Besuchte Aufführung: 5. Dezember 2008 (Premiere)

Kurzinhalt
hof-eine-nacht-in-venedig.jpgAlljährlich besucht der Herzog von Urbino das Maskentreiben in Venedig. Im Vorjahr war er Barbara, der Frau des Senators Delaqua, begegnet. Ihr Gesicht war jedoch hinter einer Maske verborgen, dieses Jahr will er dahinter blicken. Das ahnt der Senator voraus und schickt Barbara mit einer Gondel nach Murano. Caramello, der Barbier des Herzogs, entführt das Boot im Auftrag des Herzogs. Doch Barbara hat den Platz in der Gondel mit ihrer Vertrauten Annina getauscht, um sich mit Enrico, dem Neffen ihres Mannes zu treffen.
Auf dem Fest im Palast des Herzogs erkennt Caramello, daß die entführte Barbara seine angebetete Annina ist. Um den Herzog nicht zu reizen, gibt er sie weiter als Barbara aus. Als Senator Delacqua ebenfalls mit einer Barbara ankommt (seiner Köchin Ciboletta), um bessere Chancen auf den Posten des herzoglichen Verwalters zu haben, ist die Verwirrung perfekt. Als Ciboletta für ihren Freund Pappacoda um den Posten des Leibkochs bittet, statt für ihren vermeintlichen Mann Delaqua als herzoglichen Verwalter zu werben, stimmt der Herzog erheitert darüber zu.
Es kommt zu einem Showdown am Markusplatz: Senator Delaqua sucht verzweifelt die echte Barbara und der Herzog sucht Annina, die er nach wie vor für Barbara hält. Ciboletta erklärt ihm, daß Caramello ihm eine falsche Barbara untergeschoben hat. Der Herzog wäscht Caramello deswegen den Kopf und bestimmt Annina zu seiner Verwalterin. Die echte Barbara taucht wieder auf und erfindet eine Gondelentführung, um das Schäferstündchen mit Enrico nie ans Licht kommen zu lassen.
Aufführung
Venedig ist am Jahresende überflutet. Stege müssen aufgebaut werden, der Venezianer trägt zum barocken Kostüm Gummistiefel, eine Touristengruppe watet durch die Stadt. Der Campanile bekommt Füße und tänzelt durch die Handlung.
Nichts scheint so amüsant zu sein wie eine heitere Verwechslungskomödie zum Jahresende. Mareike Zimmermann präsentiert eine farbenprächtige Studie über die männliche Borniertheit und die weibliche Gerissenheit.
In dieser optisch eindrucksvollen und bunt unterhaltsamen Art und Weise geht es nun auf die Rundreise durch den Karneval – durch eine Nacht in Venedig. Die Handlung wurde dabei ein wenig gestrafft, einige Nebenrollen gestrichen, die heitere Spaßgesellschaft bricht sich ihre Bahn.
Die Kostüme Annette Mahlendorfs und das Bühnenbild Bernd Frankes unterstützen die Inszenierung in vollen Maß und versetzen den barocken Karneval in die heutige Zeit, ohne irgendwelche zeitbezogenen Fragen zu stellen. Originelle Ideen wie der Tanz um den Pasta-Kessel, das Trio auf dem großen Barock-Sofa oder das Meeresfrüchteballett sorgen für eine ausgelassene Stimmung.
Sänger und Orchester
Ein vorzügliches harmonisches Sängerensemble, von den Hauptrollen bis hin zu den kleineren Rollen wie Ciboletta (Monika Hügel) und Thilo Andersson als Makkaroni-Koch Pappacoda. Ebenso überzeugend Stefanie Rhaue als Barbara Delacqua und als ihr düpierter Ehemann der Erzkomödiant Jürgen Schultz. Die Rolle der Annina sang Ingrid Katzengruber als kluges Fischermädchen im entzückenden Kostüm mit kleinen Fischen im Dekollete. Als Gast stimmlich beeindruckend der Tenor Michael Heim in der Rolle des Herzogs von Urbino und ebenso sein Barbier Caramello, sensationell Chong Sun als Tenorbuffo. Diese beiden Rollen sind durchaus mit der Schwierigkeit einer Wagner-Rolle zu vergleichen und beide Darsteller konnten diese Schwierigkeiten auch eindrucksvoll meistern. Zum Schluß sei noch Marianne Lang erwähnt, die aus So ängstlich sind wir nicht ein beeindruckendes Kammerspiel in Sachen weiblicher Lust machte.
Fazit
Der spielfreudige Chor, die Hofer Symphoniker unter Lorenz C. Aichner und das überragende Ballett, choreographiert von Barbara Buser, trugen zusammen mit den Solisten dazu bei, daß man für ein paar Stunden die Dezemberkälte vergaß und sich im frühlingswarmen Karneval in Venedig wähnte.
Ein Abend der zu Recht mit frenetischem Applaus für einfallsreiches Ausstattungs-Theater endet. Prosit Neujahr!

Oliver Hohlbach
Bild: Harald Dietz
Das Bild zeigt Michael Heim als Herzogund und Ingrid Katzengruber als Annina.

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