Halle, Oper – DON GIOVANNI

von Wolfgang Amadeus Mozart, Dramma giocoso in zwei Akten, Libretto: Lorenzo da Ponte, UA: 29. Oktober 1787, Prag Regie: Helmut Polixa, Bühnenbild/Kostüme: Stefan Rieckhoff, Dramaturgie: Susanne Holfter Musikalische Leitung: Karl-Heinz Steffens, Staatskapelle Halle, Chor der Oper Halle, Choreinstudierung: Jens Petereit Solisten: Raimund Nolte (Don Giovanni), Jürgen Trekel (Komtur), Christiane Boesiger (Donna Anna), Xavier Moreno (Don Ottavio), Romelia Lichtenstein (Donna Elvira), Gerd Vogel (Leporello), Ki-Hyun Park (Masetto), Myrsini Margariti (Zerlina)
Besuchte Aufführung: 6. Dezember 2008 (Premiere)

Kurzinhalt
halle-don-giovanni.jpgSevilla bei Nacht. Don Giovanni stürzt aus dem Haus des Komturs, gefolgt von dessen Tochter Donna Anna. Im Duell tötet Don Giovanni den sich ihm in den Weg stellenden Komtur. Nächstes Abenteuer ist die unschuldige Zerlina. Doch Donna Elvira, eine Verflossene Don Giovannis, kann sie vor der Verführung schützen. Nach allerlei Irrungen und Wirrungen gelingt es Don Giovanni mit Hilfe seines Dieners Leporello immer wieder den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, bis die beiden vor der Statue des toten Komturs stehen. Bei den Schmähungen gegen die Statue beginnt diese zu sprechen und läßt den Wüstling in der Unterwelt verschwinden.
Aufführung
Ein großer hölzerner Laufsteg, der sich zum Publikum hin zu einer Art zweiter Aufführungsfläche verbreitert, erstreckt sich über die Bühne, darüber ein Gang mit Geländer. Das Orchester befindet sich auf der Bühne und ist durch den Laufsteg geteilt. Der Bühnenhintergrund besteht aus Holzverkleidungen – weder Ort noch Zeit des Geschehens sind irgendwo einzuordnen. Während des Stimmens der Orchesterinstrumente erscheint Don Giovanni. Die Ouvertüre beginnt. Lässig trottet Don Giovanni diversen Frauen hinterher, die quer durch die Bühnenlandschaft wandeln. Die Personen werden durch die Kostümfarbe charakterisiert: Don Giovanni in grauer, Leporello in lila, Masetto in brauner, Don Ottavio in grüner Kleidung. Zerlina trägt ein weißes Brautkleid, Donna Anna ist blau gekleidet. Im zweiten Akt trägt sie wegen der Trauer um ihren Vater ein hochgeschlossenes schwarzes Kleid. Donna Elvira kommt ganz in rot daher, die Statisten und der Chor tragen himmelblaue Kleidung. Die Kostüme sind der Zeit Mozarts nachempfunden mit einer Prise moderner Lässigkeit. Vieles ist lediglich angedeutet. So dient zum Beispiel ein riesiger Fuß über der Bühne als Bild für die Statue des Komtur. Einziger variabler Bühnenaufbau ist ein Vorhang, der als Versteck sowie zur Verschleierung schlüpfriger Handlungen dient. Die Sänger und Sängerinnen haben auf der leeren Bühne die Aufgabe, ihre komischen wie auch tragischen Emotionen deutlich zu zeigen.
Sänger und Orchester
Vor allem Raimund Nolte und Gerd Vogel überzeugen in der Darstellung ihrer Figuren. Raimund Nolte (Don Giovanni) spielt einen leichtfüßigen und charmanten, jedoch aalglatten und reuelosen Lebemann. Seine Partie legt er mit Leichtfüßigkeit in allen Tonlagen hin. Ebenso hervorragend gelingt es Gerd Vogel (Leporello) die komischen Züge seiner Figur darzustellen. Er führt seine Baßstimme akkurat und voller Witz. Hin und her gerissen zwischen Schmerz und Liebe gestaltet Romelia Lichtenstein als Donna Elvira ihre Rolle. Sie läßt die Züge ihres Charakters ausreichend aufscheinen. Christiane Boesiger (Donna Anna) und Xavier Moreno (Don Ottavio), die die beiden tragischen Figuren verkörpern, singen ihre Rollen phantastisch und tonsicher, voller Pein und Trauer. Mit Bravorufen werden die Leistungen von Myrsini Margariti (Zerlina) und Ki-Hyun Park (Masetto) gewürdigt – und das zu Recht. Besonders Margariti bringt mühelos ihren Sopran in glanzvolle Höhe. Sie nutzt die Rolle für allerlei komödiantischen Unfug, ebenso für sympathisch schlüpfrige Andeutungen. Park überzeugt bauerntölpelhaft als eifersüchtiger Masetto. Voller Wut schmettert er seine Stimme dem Publikum entgegen, ohne die Anmut seiner Passagen zu vernachlässigen. Jürgen Trekel als Komtur bzw. dessen Statue beeindruckt im Finale, als er mit Eiseskälte Don Giovanni in die Unterwelt zieht und ihm somit seine gerechte Strafe bringt. Famos trägt sein kräftiger Baß zum imposanten Ende bei. Karl-Heinz Steffens dirigiert mitreißend und unterstützt die Sänger und Sängerinnen bestens.
Fazit
Durch und durch eine gelungene Aufführung mit einem gut aufgelegten Ensemble und einem konzentriert aufspielenden Orchester. Gerade die spärlichen Bühnenaufbauten liefern den Darstellenden den nötigen Raum zur Entfaltung ihrer Charaktere. Wahrlich erfrischend und unterhaltsam! 

Tom Zackl
Bild: Gerd Kiermeyer
Das Bild zeigt (v.l.n.r.) Christiane Boesiger (Donna Anna), Raimund Nolte (Don Giovanni),
Ki-Hyun Park (Masetto), Romelia Lichtenstein (Donna Elvira), Gerd Vogel (Leporello)

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