ROBERT LE DIABLE – London, Royal Opera House, Covent Garden

von Giacomo Meyerbeer  (1791-1864),  Grand Opéra in fünf Akten, Libretto Eugène Scribe und Germain Delavigne, UA : 21. November 1831, Paris

Regie: Laurent Pelly, Bühne : Chantal Thomas, Kostüme: Laurent Pelly und Jean-Jacques Delmotte, Licht: Duan Schuler, Video: Claudio Cavallari, Choreographie: Lionel Hoche, Dirigent: Daniel Oren, Royal Opera Chorus, Orchestra of the Royal Opera House

Solisten: Bryan Hymel (Robert), Nicolas Courjal (Alberti), David Butt Philip (Erster Ritter/Zeremonienmeister), Pablo Bemsch (Zweiter Ritter/Herald), Ashley Riches (Dritter Ritter/Prinz von Granada), Jihoon Kim (Vierter Ritter/Priester), John Relyea (Bertram), Jean-François Borras (Raimbaut), Marina Poplavskaya (Alice), Jennifer Rowley (Isabelle), Dušica Bijelić (Jungfer Isabelles)

Besuchte Aufführung: 15. Dezember 2012

Kurzinhalt

Robert, ein Graf aus der Normandie, ist vom Unglück verfolgt. Erst verliert er beim Würfelspiel all sein Hab und Gut, dann verpaßt er auch noch das Ritterturnier, wodurch er seine Geliebte Isabelle zur Frau gewinnen will. Ursache für all das Übel ist Bertram, der sich als Freund ausgibt, in Wirklichkeit jedoch sein Vater ist und mit dem Teufel in Verbindung steht. Um sein Leben zu verlängern, muß er Robert auf die Seite des Bösen ziehen. Dieser läßt sich dazu verleiten, den Zweig der heiligen Rosalie zu rauben, um mit Zauberei Isabelle zurückzugewinnen, die sich mittlerweile dem Prinzen von Granada versprochen hat. Bertram gelingt es nicht, Robert ganz für sich zu gewinnen, auch nicht, als er sich ihm als sein Vater offenbart. Im letzten Moment kommt Roberts Ziehschwester Alice und verkündet ihm, daß Isabelle am Altar auf ihn wartet. Bertram fährt unverrichteter Dinge zur Hölle.

Aufführung

Schon zu Beginn zeigt Bertram seine übernatürlichen Kräfte: mit Fingerschnipsen schafft es der schwarz gekleidete Gefährte Roberts, Licht auf die Bühne zu zaubern und den Vorhang zu öffnen. Die Szene spielt in einer Wirtsstube, in der sich die Ritter dem Trinken und Würfelspiel widmen. Bertram hält sich als ständiger Beobachter stets der Masse fern. Alice erscheint in schlichter Kleidung mit zwei langen Zöpfen und läßt in ihrer Rolle als Botschafterin der Mutter keinen Zweifel an der Ähnlichkeit zu Micaëla aus Bizets Carmen. Der zweite Akt spielt in einem Miniatur-Nachbau des Château de Bonaguil. Isabelle erscheint, mit einem Strahlenkranz gekrönt, als heilige Gegenspielerin zu Bertram. Das Spiel mit ikonographischen Andeutungen umfaßt im weiteren ein Gemälde, das den Kampf des heiligen Michael gegen Luzifer zeigt. Verschiedenfarbige Pferdeattrappen, die von Rittern zum Turnier getragen werden müssen und auf denen vom Schnürboden aus herabgelassene Ritter landen, bilden einen artifiziellen Kontrast. Als Animation von Michelangelos jüngstem Gericht erscheinen dagegen die gequälten Seelen der Hölle im dritten Akt, um Bertram an seinen Auftrag zu erinnern. Als Höhepunkt des vierten Aktes entpuppt sich das Ballett der wollüstigen Nonnen, das nicht nur durch choreographische Feinarbeit, sondern auch mit seiner Einbindung in die Gesamthandlung überrascht. Eine permanente Steigerung tänzerischen Ausdrucks führt zum Moment, in welchem Robert den Zweig der heiligen Rosalie an sich nimmt. Am Ende steht einer rotglühenden Satansfratze ein Wolkenhimmel gegenüber, auf dem Alice durch ihr Eingreifen die Handlung zum Guten wendet.

Sänger und Orcheste

Dem Dirigenten Daniel Oren steht mit dem Orchester des Royal Opera House ein Klangkörper zur Verfügung, der die vielerlei Facetten der farbenreichen Partitur Meyerbeers besser nicht umsetzen könnte. Bryan Hymel als Robert läßt ebenfalls aufhorchen. Sein Tenor klingt stets dünn im Ton, jedoch verfügt er über eine verblüffend strahlende Höhe. Auch in Ensembles vermag er sich deutlich aus den Chormassen hervorzuheben.

Jean-François Borras (Raimbaut) fällt an mancher Stelle durch ein nervöses Vibrato auf, jedoch gelingt ihm die Ballade Jadis régnait en Normandie ausdrucksvoll.  John Relya ist ein diabolischer Bertram, der mit düsterem, maliziösem Timbre für Begeisterung sorgt.

Jennifer Rowley als Isabelle wirkt vor allem in ihren großen Auftritten des zweiten Akts etwas zurückhaltend. Ihre voluminös-große Stimme ist für sie charakteristisch, doch ein mäßiges Forte wird selten überschreiten. Marina Poplavskayas (Alice) Timbre hat in hohen Lagen an mancher Stelle das gewisse „Etwas“, allerdings bricht die Stimme teilweise ins Neutrale ab.

Fazit

Eine starke Inszenierung, die vor allem durch ihre feinfühlige Ballett-Einlage überrascht. Dazu ein glanzvolles Orchester, das stets die Spannung hält und den Sängern große Handlungsspielräume läßt.

Daniel Rilling

Bild: Bill Cooper

Das Bild zeigt: Bryan Hymel (Robert)

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