Köln, Opernhaus – MADAMA BUTTERFLY

von Giacomo Puccini, Tragödie einer Japanerin in drei Aufzügen, Libretto: Luigi Illica und Giuseppe Giacosa nach dem Schauspiel von David Belasco. UA: 17. Februar 1904, Teatro alla Scala, Mailand Dirigent: Enrico Delamboye, Gürzenich-Orchester Köln, Frauenchor der Oper Köln
Regie/Bühne: Patrick Kinmonth, Kostüme (Kinmonth/Darko Petrovic)
Solisten: Ausrine Stundyte (Butterfly/Cio-Cio-San), Viola Zimmermann (Suzuki), Adriana Bastidas Gamboa (Kate Pinkerton), Andrew Richards (Pinkerton), Bruno Caproni (Konsul), Andrés Felipe Orozco Martinez (Goro), Jeongki Cho (Yamadori), Wilfried Staber (Onkel Bonzo), Abraham Singer (Kommissar), Christoph Westerkamp (Standesbeamter)
Besuchte Aufführung: 1. November 2008 (Premiere)

Kurzinhalt
koln-madama-butterfly.jpgDie Handlung spielt in Nagasaki „unserer Zeit“. Der amerikanische Marineleutnant F.B. Pinkerton, geht während eines längeren Aufenthaltes in Nagasaki die Ehe mit der Geisha Cio-Cio-San, genannt Butterfly, nach landesüblichem Recht ein; das besagt, daß der Mann jederzeit die Ehe ohne Begründung aufgeben kann. Die schöne Japanerin nimmt dennoch die Ehe ernst und wird daraufhin von ihrer Familie verstoßen. Sie gebiert ein Kind und hofft drei Jahren lang auf die Wiederkehr Pinkerton. Mit Kanonenschüsse meldet sich die Rückkehr des Schiffes von Pinkerton an. Butterfly schmückt das Zimmer mit Kirschblüten zum Empfang. Pinkerton erscheint mit seiner amerikanischen Ehefrau, um sein Kind zu holen. Butterfly begeht Harakiri mit dem Dolch, auf dem die Worte eingraviert sind: Ehrenvoll sterbe, wer nicht mehr in Ehren leben kann, mit dem sich ehemals auch ihr Vater tötete.
Aufführung
Noch vor der Ouvertüre ist das ( eingespielte) Singen der Zikaden zu hören. Auf der Bühne breitet eine Japanerin gelassen Gegenstände aus, darunter auch ein Messer, mit dem sie sich pantomimisch entleibt. Das Ende der Oper ist vorweggenommen: Nichts in der Stimme der Zikade sagt, wie bald sie sterben wird (Matsuo Basho, japanischer Dichter 1644-1694) ist im Übertitel zu lesen. Die Bühne gleicht einem japanischen Zimmer mit Schiebetüren, hinter denen sich ein zunächst von rosa Rosen bewachsener Garten in sanftes Licht getaucht zeigt, ein Idyll, das sich im Verlauf in eine öde, regnerische Landschaft verwandelt. Im Innenraum macht sich im zweiten und dritten Akt eine hoch moderne amerikanische Küche mit übergroßem Kühlschrank breit.
Cio-Cio-San tritt als eine Mischung aus Grace Kelly und Barbie Puppe (Spielzeug!) mit wasserstoffblonden Haaren und rosa Kleidchen in das Leben von Pinkerton, der sich körperbetont, machohaft gibt. Dem Konsul ist das Unrecht anzumerken, mit der er die Verbindung, der beiden ungleichen Kulturen absegnet. Butterfly ist die Naive, die ganz an diese Liebe glaubt und äußerlich amerikanischer aussieht als später Kate Pinkerton. Eine (mögliche) Erklärung folgt in der Zwischenmusik: Ihre Mutter wird als Geliebte eines Amerikaners gezeigt und Butterfly als Kind dieser Liebe. Zuletzt ist Butterfly ganz als Japanerin, mit langen schwarzen Haaren und im Kimono zu sehen, die sich auf den Schlußton vor Pinkerton, der seinen Sohn auf dem Arm hält, die Kehle durchschneidet.
Sänger und Orchester
Die schauspielerische Leistung aller Darsteller war sehr eindrucksvoll. Allen voran machte Bruno Caproni als Konsul eine gesangliche wie auch darstellerische gute Figur, seinen väterlichen Beistand konnte man ihm abnehmen. Andrew Richards (Pinkerton) wurde von Regisseur Kinmonth in eine Darstellung gedrängt, der keine Sympathie gelten konnte. Aber er füllte diese Rolle vor allem gesanglich überzeugend aus. Etwas zwiespältig ließ uns Ausrine Stundyte (Cio-Cio-San) zurück. Sie spielte sehr eindringlich und entwickelte berührende gesangliche Momente, wirkte jedoch mitunter nicht ganz dieser diffizilen Partie gewachsen. Viola Zimmermann war eine souveräne Suzuki. Das Gürzenich Orchester gab dem exotischen Kolorit in Details gut nach und ließ Leitmotive aufblühen, wirkte mitunter jedoch etwas unkonzentriert.
Fazit
Das Regiedebüt von Patrick Kinmonth (man kannte ihn bisher als Ausstatter), wirkte besonders im ersten Akt sehr ästhetisch und setzte im Verlauf konsequent auf Bildhaftigkeit: Die amerikanische Küche wirkte absichtlich im japanischen Raum wie ein Fremdkörper und verstärkte das Aufeinanderprallen beider unterschiedlichen Kulturen. Ein Malheur war jedoch die Kühlschranktür. Sie klemmte gut hörbar an der leisesten Stelle der Oper. Bedenklich war die Ausstattung der Kate Pinkerton in einer Offiziersuniform. Zu ihr würde kein Kind freiwillig hinlaufen, wie gesehen. Die Pantomime in der Zwischenmusik (2./3.Akt) psychologisierte die Butterfly und deutete in Pinkerton den Vaterersatz. Eine Dopplung des Schicksals und in gewisser Weise der Ansatz einer Erklärung für die unbedingte Liebe, die sie für den rüde gezeigten Amerikaner hegt. Alles in allem eine Aufführung, die durch ihre intensive Darstellung des Leids berührte.

Felicitas Zink
Bild: Klaus Lefebvre
Das Bild zeigt Ausrine Stundyte (Madame Butterfly) und Andrew Richards (Pinkerton).

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