DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL – Zürich, Opernhaus

von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) Singspiel in drei Aufzügen, Libretto: Johann Gottlieb Stefanie nach Christoph Friedrich Bretzner,  UA: 16. Juli 1782 Wien, Burgtheater

Regie: Adrian Marthaler, Bühne: Jörg Zielinski, Kostüme: Florence von Gerkan, Licht: Elfried Roller, Dramaturgie: Ronny Dietrich

Dirigent: Adam Fischer, Orchester und Zusatzchor der Oper Zürich, Choreinstudierung: Jürg Hämmerli

Solisten: Eva Mei (Konstanze), Javier Camarena (Belmonte), Rebeca Olvera (Blondchen), Michael Laurenz (Pedrillo), Alfred Muff (Osmin), Michael Maertens (Bassa Selim)

Besuchte Aufführung: 26. Mai 2012 (Premiere)

Kurzinhalt

Die Handlung findet im 16. Jahrhundert statt. Die Schiffsbrüchigen Konstanze, ihr Zimmermädchen Blondchen und der Diener Pedrillo kommen den Seeräubern in die Hände und werden an einen türkischen Herrscher Bassa Selim verkauft. Der Spanier Belmonte versucht, seine Geliebte Konstanze aus dem Gewahrsam Bassa Selims zu retten. Der Herrscher verliebt sich in Konstanze und wartet auf ihre Gunst, während Pedrillo als Gärtner eingestellt und er zusehen muß, wie sein geliebtes Blondchen dem Oberaufseher Osmin geschenkt wird. Es gelingt Belmonte, sich für einen Baumeister auszugeben um in das Schloss einzudringen. Pedrillo gibt Osmin Wein mit Schlafpulver zu trinken. Erst dann können sich Pedrillo und Blondchen, sowie Konstanze und Belmonte treffen. Die Männer versuchen herauszufinden, ob ihre Angebeteten ihnen wirklich treu geblieben sind und bereiten die Flucht vor. Die flüchtenden Paare werden aber festgenommen. Es stellt sich heraus, daß Belmontes Vater der ärgste Feind des Bassa Selim war. Der Herrscher möchte jedoch keine Vergeltung üben und gibt allen die Freiheit.

Aufführung

Auf der Bühne ist ein Sandstrand mit einem aufgeschütteten Damm aus Steinen, links davor ist ein ruhiges Wasser zu erkennen. Hinten im blauen Himmel eingebettet, ragt der Palast des Herrschers empor. Das Licht zaubert die Stimmung eines heiteren, südländischen Tages. Unterdessen reinigt Pedrillo das Ufer. Konstanze bleibt bei ihrem ersten Auftritt hinter orangenem Netz, sie ist im weißen Gewand aus Spitze gekleidet. Später, während des Orchesterspiels, wird die Bühne  nicht ganz leise umgestaltet. Das Ergebnis ist aber entzückend: zwei relativ große Bauten in recht modernem Aussehen finden sich in der Bühnenmitte, eine blaue Badewanne befindet sich im Vordergrund. Nach der Pause sehen wir Räumlichkeiten, die mit elf unterschiedlich großen Spiegeln auf den Wänden ausgestattet sind. Die Kostüme sind leicht orientalisch angehaucht und hauptsächlich in Pastelltönen gehalten.

Sänger und Orchester

Das Orchester der Oper Zürich gab schon mit den ersten Tönen der Ouvertüre, inbegriffen der Janitscharenmusik, einen vielversprechenden Auftakt zum lehrreichen und unterhaltsamen Abend. Die Musik war energisch, sehr präzise geleitet und klangschön. Ebenso stark trat der Janitscharenchor hervor. Eva Mei (Konstanze) faszinierte das Publikum mit ihrer gefühlvollen, aber durchdringenden Stimme. In Traurigkeit ward mir zum Lose kam ihr stimmliches Facettenreichtum besonders gut zum Ausdruck. Neben einem strengen Legato gab sie blühende, perfekte Koloraturen zum Besten. In der Rolle des Belmonte glänzte der ausdrucksstarke Javier Camarena mit seinem schmelzend angenehmen Tenor. Bewegend mädchenhaft und sehr lebhaft trat Rebeca Olvera als Blondchen auf. Ihre klare Stimme kam in dieser Aufgabe bestens zur Geltung. Klangstark bewährte sich Alfred Muff (Osmin) mit den tiefen Tönen seiner Partie. Zudem nahm er durch sein komödiantisches Talent ein. Ebenfalls souverän darstellend zeigte sich Michael Laurenz als Pedrillo. Im Quartett Ach Belmonte, ach mein Leben gelang es dem Ensemble sich gegenseitig zu ergänzen und gleichwohl die stimmliche Vielfalt zu vermitteln. Die Sprechrolle des Bassa Selims war mit dem Schauspieler Michael Maertens besetzt. Es gelang ihm, die Dramaturgie des Werkes durch sein überlegtes, ruhiges Auftreten noch zu steigern. Die verständliche Artikulation der Solisten machte die Übertitel nahezu überflüssig.

Fazit

Schon am Anfang spendete das Publikum begeistert die ersten an Adam Fischer und das Orchester gerichteten Beifallsstürme. Es war eine sehenswerte und ausgezeichnet gelungene Aufführung.

Ruta Akelyte Hermann

Bild: Suzanne Schwiertz

Das Bild zeigt: Eva Mei (Konstanze), Javier Camarena (Belmonte)

Veröffentlicht unter Opern, Zürich, Opernhaus