DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG – Bayreuther Festspiele

von Richard Wagner (1813-1883), Oper in drei Aufzügen, Text von Richard Wagner, UA: 31. Juni 1868, München, Hofoper

Regie: Katharina Wagner, Bühne: Tilo Steffens, Kostüme: Michaela Barth, Tilo Steffens, Licht: Andreas Grüter

Dirigent: Sebastian Weigle, Festspielorchester, Festspielchor und Sonderchor (Einstudierung: Eberhard Friedrich)

Solisten: James Rutherford (Hans Sachs), Georg Zeppenfeld (Veit Pogner), Charles Reid (Kunz Vogelgesang), Rainer Zaun (Konrad Nachtigal), Adrian Eröd (Sixtus Beckmesser), Markus Eiche (Fritz Kothner), Edward Randall (Balthasar Zorn), Florian Hoffmann (Ulrich Eisslinger), Stefan Heibach (Augustin Moser), Martin Snell (Hermann Ortel), Mario Klein (Hans Schwarz), Diógenes Randes (Hans Foltz), Burkhard Fritz (Walther von Stolzing), Norbert Ernst (David), Michaela Kaune (Eva), Carola Guber (Magdalene), Friedemann Röhlig (Ein Nachtwächter)

Besuchte Aufführung: 30. Juli 2011

Kurzinhalt

Jedes Jahr am Johannistag treffen sich die Meister auf der Festwiese in Nürnberg, um ihre Sangeskunst miteinander zu messen. Dieses Jahr ist der Gewinn hoch: Der Sieger erhält Eva, die Tochter von Veit Pogner. Auch der Neubürger Walther von Stolzing möchte an diesem Wettstreit teilnehmen, weil er sich in Eva verliebt hat. Da er kein Meister ist, versuchen der Schuster Sachs und sein Lehrbub David ihn in der Liedkunst zu unterweisen. Doch aufgrund seiner freien Interpretation stößt Stolzing auf Ablehnung, vor allem bei seinem Konkurrent Sixtus Beckmesser. Durch eine glückliche Fügung gelingt es jedoch Sachs zuletzt, Stolzing zu einem überzeugenden Lied zu verhelfen, so daß dieser Evas Hand erhält.

Aufführung

Das Bühnenbild zeigt einen Raum, dessen rechte und linke Wand eine Galerie, die hintere eine Art Gerüst mit unterschiedlichen Zimmern darstellen. Dieser kann mit verschiedenen Decken und Leinwänden variiert werden. Die Meister tragen schlichte Anzüge, Stolzing tritt mit in einem lila Lederanzug als Maler auf. Beckmesser verwandelt sich am Ende des zweiten Aufzugs in einen Punk, während Sachs und Stolzing ihre Kleidung mit eleganten, schwarz-weißen Anzügen tauschen und ihr bis dahin rebellisches Verhalten ablegen. Somit kommt es im dritten Aufzug zu einer Verkehrung der Charaktere: Beckmesser als provozierender Rebell, Stolzing nun braver Regelbefolger. Markant ist auch die Prügelfuge im zweiten Aufzug inszeniert: Statisten auf den Galerien begießen das gesamte Ensemble aus großen Farbeimern. In der Festwiesenszene im dritten Aufzug wir der Chor auf einer großen Tribüne sitzend aus der Unterbühne heraufgefahren. Stolzings Preislied findet unter barocken Sofitten (aufgehängte Deckenkulissen)statt und wird von zwei Statisten in barocken Kostümen visualisiert. Der Kranz ist hier ein goldener Hirsch, von dessen Licht erleuchtet Sachs am Ende allein auf dunkler Bühne zurückbleibt.

Sänger und Orchester

Eine der besten Leistungen liefert James Rutherford (Hans Sachs), der mit großem Durchhaltevermögen diese so fordernde Partie ausgezeichnet meistert. Der Baß-Bariton verfügt über einen guten Registerausgleich, seine Tiefe ist satt und klangvoll, gleichzeitig beherrscht er das hohe Register mühelos. Besonders eindringlich gelingt ihm Wahn! Wahn! Überall Wahn (3. Aufzug). Auch Georg Zeppenfeld (Veit Pogner) besticht durch einen dunkel timbrierten Baß und zeichnet sich durch seine vorbildliche Artikulation aus. Ganz besonders zu erwähnen ist auch Adrian Eröd (Sixtus Beckmesser), der sowohl schauspielerisch als auch gesanglich großes Engagement zeigte. Die Kapriolen von Den Tag seh‘ ich erscheinen (2. Aufzug) gestaltet er vorzüglich. Ein Ohrenschmaus ist dabei auch die Begleitung durch eine spezielle „Beckmesser-Harfe“. Auch Norbert Ernst (David) glänzt durch sein großes schauspielerisches Talent, das er gekonnt mit sicherer Höhe, beispielhafter Artikulation und Phrasierung sowie großer lyrischer Gestaltungskraft vereint. Weniger erfreulich ist die Interpretation des Walther von Stolzing durch Burkhard Fritz. Ihm fehlt die nötige Strahlkraft und Intensität, um z.B. Morgenlich leuchtend (3. Aufzug) eindrucksvoll interpretieren zu können. In den oberen Registern kommt seine Stimme nicht wirklich zum Tragen. Michaela Kaune (Eva) und Carola Guber (Magdalene) sind ein eingespieltes Team und bewältigen solide ihre Partien, auch wenn sie dadurch keine Begeisterungsstürme hervorrufen.

Das Orchester unter Sebastian Weigle liefert eine zuverlässige Begleitung für die Sänger. Der ausgewogene harmonische Klang fällt vor allem in den kammermusikalischen Passagen angenehm auf. Die dynamischen Abstufungen hätten jedoch durchaus noch etwas differenzierter ausfallen können. Der Chor liefert das gewohnte Niveau ab und präsentiert sich mit einem differenzierten und stimmfreudigen Vortrag.

Fazit

An diesem Opernabend scheiden sich wieder einmal die Geister – nach dem dritten Aufzug halten sich Buh- und Bravo-Rufe die Waage. Der Chor ist der große Liebling des Publikums und auch die Sänger werden wohlwollend mit Applaus bedacht. Auf Katharina Wagner aber hagelt es wahre Buh-Stürme hinab.

Laura Knoll

Bild: Enrico Nawrath

Das Bild zeigt: James Rutherford (Hans Sachs), Charles Reid (Kunz Vogelgesang), Florian Hoffmann (Ulrich Eisslinger), Diógenes Randes (Hans Foltz), Mario Klein (Hans Schwarz), Markus Eiche (Fritz Kothner), Burkhard Fritz (Walther von Stolzing), Georg Zeppenfeld (Veit Pogner), Martin Snell (Hermann Ortel), Rainer Zaun (Konrad Nachtigall), Stefan Heibach (Augustin Moser), Edward Randall (Balthasar Zorn), Adrian Eröd (Sixtus Beckmesser)

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