MAZEPPA – Aachen, Stadttheater

von Peter I. Tschaikowski, Oper in drei Akten, Libretto von Viktor Burenin, nach Puschkin

UA: 15. Februar 1884, Moskau

Regie: Ewa Teilmanns, Bühne: Oliver Brendel

Dirigent: Marcus R. Bosch, Aachener Sinfonieorchester und Opernchor des Theater Aachen, Choreinstudierung: Andreas Klippert

Solisten: Irina Popova (Maria), Wieland Sattler (Mazeppa), Leila Pfister (Ljuboff), Randall Jakobsh (Kotschubej), Yikun Chung (Andrej), Hrólfur Saemundsson (Orlik), Hans Schaapkens (Iskra), Loius Kim (Kosak)

Besuchte Aufführung: 5. Dezember 2010 (Premiere)

Kurzinhalt

Maria ist die Tochter eines ukrainischen Gutsherrn Kotschubej und in ihren deutlich älteren Paten, Iwan Mazeppa, verliebt. Kotschubej duldet die Liebe zu dem älteren Mann nicht. Maria entscheidet sich für die Liebe und gegen ihre Familie. Es kommt zum Zerwürfnis zwischen Kotschubej und Mazeppa. Kotschubej rächt sich. Er verrät dem Zaren, daß Mazeppa einen Aufstand gegen ihn plant. Der Zar glaubt den Anschuldigungen nicht. Kotschubej wird an Mazeppa ausgeliefert und von ihm hingerichtet. Mazeppa macht tatsächlich einen Aufstand, der aber scheitert. Doch das Anwesen der Kotschubejs wurde dabei zerstört. Maria hat über die Ereignisse ihren Verstand verloren. Marias Jugendfreund Andrej wird von Mazeppa kaltblütig ermordet. Angewidert von Mazeppas Gewalttätigkeit weigert sie sich, mit ihm zu fliehen. Sie setzt sich neben den sterbenden Andrej und singt ein Wiegenlied.

Aufführung

Zu Beginn sieht man Maria als Kind in einem weißen Kleid. Sie hüpft Seil, während Mazeppa ihr eine Krone schenkt. Marias Verwandlung vom unschuldigen Kind zur Erwachsenen ist in ihrer Kleidung sichtbar: Im zweiten Akt trägt sie einen burschikosen Kurzhaarschnitt und ein goldenes Kleid, das ihre weiblichen Reize betont. Puppen, die am Rande der Bühne verteilt liegen, wirken wie geschändete Mädchen, ein Kommentar zur Verführung durch Mazeppa. Der Schauplatz ist ein Raum, der wie ein aufgeschnittener Würfel wirkt. Im ersten Akt zeigt er das Anwesen der Kotschubejs. In traditioneller russischer Kleidung erscheint der Chor, die Frauen mit Kopftüchern, die das Bild der „Mamuschka“ wachrufen, die Männer in Soldatenkleidung mit Stiefeln. Später tragen die Tänzer auf dem Fest Kleider in den ukrainischen Nationalfarben blau und gelb. Im Kerker wird das Bild düsterer: Kotschubej und Iskra sind blutverschmiert und erinnern durch ihre Kleidung (weiße Achselshirts und dunkle Hosen mit Stiefeln) an Soldaten. Dieser Bezug wird auch in der Hinrichtungsszene hergestellt. Erschossen wird Kotschubej mit einem Maschinengewehr. Besonders effektvoll wirkt die Bühne im dritten Akt: Hier liegen die Bühnenelemente wild aufeinandergetürmt wie in einem Bild von Salvador Dalí, und es schneit. Mazeppa hat lange weiße Haare, die wohl sein hohes Alter betonen sollen und tritt auf in königlicher Garderobe mit schwarzem Umhang und goldenen Verzierungen

Sänger und Orchester

Musikalisch kann das gesamte Ensemble sein Können unter Beweis stellen. Wieland Sattler (Mazeppa) der in der Aufführung sein Debüt in Aachen gibt, überzeugt durch einen warmen, satten und samtigen Baritonklang. Ebenso besticht sein Bühnenaktion als bestimmender Herrscher, denn er versteht, seiner Figur Würde und Präsenz zu verleihen. Sein Gegenspieler, Randall Jakobsh (Kotschubej), wirkt sowohl musikalisch als auch inhaltlich gegensäztlich: Sein dunkler und rauchiger Baß und seine Stellung als besorgter Vater, der standhaft gegen die Versuchung in der Verkörperung Mazeppas ankämpft, kontrastieren mit der Titelrolle. Irina Popova (Maria) spielt ihren Part mit weiblichem Feingefühl. Sie betont die Unschuld und Naivität der Rolle. Ihr facettenreicher, metallischer Sopran wirkt zwar an manchen Stellen zu forciert, ist aber ansonsten eine angenehme Bereicherung des Ensembles. Ihr jugendlicher Verehrer Yikun Chung (Andrej) verfügt über einen bestechend klaren und schmetternden Tenor, den er stets unter Kontrolle hat. Das Orchester spielt unter der Leitung von Marcus R. Bosch sicher und ohne technische Fehler. Dies wird auch im Publikum registriert.

Fazit

Die Länge der Aufführung von fast vier Stunden macht es schwierig, den Spannungsbogen immer aufrecht zu erhalten. Im zweiten Akt wirkt die Inszenierung an vielen Stellen langatmig. Die musikalische Leistung ist insgesamt zu loben. Irina Popova, Randall Jakobsh, Wieland Sattler und Yikun Chung wurden für ihren Auftritt vom Publikum mit besonders lautem Applaus belohnt, ebenso wie das Orchester. Das Bühnenbild bleibt in den ersten Akten etwas einfallslos. Die Kostüme sind aber durchweg authentisch und spiegeln ukrainisches Lokalkolorit wider.

Melanie Joannidis

Bild: Carl Brunn

Das Bild zeigt: Irina Popva (Maria), Wieland Satter (Mazeppa)

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