HÄNSEL UND GRETEL – Leipzig, Oper

von Engelbert Humperdinck (1854-1921), Märchenoper in drei Bildern, Libretto: Adelheid Wette nach den Märchen der Gebrüder Grimm, UA: 19. Dezember 1893, Weimar

Regie: Birgit Eckenweber, Bühne/Kostüme: Alexander Mudlagk, Dramaturgie: Christian Geltinger

Dirigent: Ulf Schirmer, Gewandhausorchester Leipzig  und Kinder- und Jugendchor der Oper Leipzig

Solisten: Jürgen Kurth (Peter, Besenbinder), Karin Lovelius (Mutter), Claudia Huckle (Hänsel), Viktorija Kaminskaite (Gretel), Volker Vogel (Knusperhexe), Elena Tokar (Sandmännchen, Taumännchen), Frieda Bauer (Engel)

Besuchte Aufführung: 4. Dezember 2010 (Premiere)

Kurzinhalt

Hänsel und Gretel sind Kinder eines Besenbinders. Als die Mutter nach Hause kommt, schickt sie die beide in den Wald, um Beeren zu pflücken. Im Wald verirren sich Hänsel und Gretel. Um schlafen zu können, werden sie vom Sandmännchen in den Traum geschickt. Am nächsten Morgen weckt sie das Taumännchen. Sogleich entdeckt Hänsel das Knusperhäuschen der Knusperhexe. Der Hunger überkommt die Kinder, und sie brechen Lebkuchen vom Dach des Hauses ab. Die Knusperhexe bannt die Kinder und hält sie fest, um Hänsel zu mästen. Als Gretel in den Backofen soll, gelingt es ihr mit einer List, die Hexe selbst hineinzustoßen. Sofort sind alle von der Hexe verzauberten Kinder frei und die Familie glücklich vereint.

Aufführung

Ein kleiner weißer Engel erscheint während der Ouvertüre, ein Schutzengel der viele Kinder vergebens vor der Knusperhexe zu schützen versucht. Das erste Bild zeigt Teile eines Hauses in Umrissen, bestückt mit Besen und Kartons. Die Kostüme der Kinder und die der Eltern sind lässig und in Orangetönen gehalten. Sie spiegeln die Armut der Familie wider. Die Szene im Wald wird mit einer dreidimensionalen Stein- und Mooslandschaft dargestellt. Viele Seitenschals werden eingesetzt. Durchsichtige Schleier mit farbigen Punkten beleben das Bühnenbild. In der Nacht wird aus dem Wald eine Unterwassertraumwelt mit vielen Glühbirnen, einem riesigen schwebenden Wal und Lichteffekten als Schlußbild vor der Pause. Dazu kommen noch die bunten und blumenartigen Kostüme des Sand- und des Taumännchens. Das Knusperhaus ist pinkfarben und mit Dachziegeln aus Lebkuchen bestückt, auf der anderen Seite steht der große Ofen. Die Hexe selbst präsentierte sich zunächst als Showgirl in einem rosafarbenen Bonbonkleid und einer blinkenden Brille. Alsbald verwandelte sie sich in eine zerfledderte Fledermaus. Viel Glitzer, bunt gekleidete Kinder, Luftballons und allerlei Überraschungen sind zu sehen.

Sänger und Orchester

Claudia Huckle (Hänsel) und Viktorija Kaminskaite (Gretel) ergänzten sich stimmlich. Beide Stimmen sind eher schwer und tragen weniger. Trotzdem meisterten sie ihre Partien souverän und gut. Besonders die bekannten Lieder wie z.B. Suse, liebe Suse erfüllten alle Erwartungen. Leider litt die Textverständlichkeit an einigen Stellen gravierend. Schauspielerisch gelang ihnen die Verkörperung des Geschwisterpaares. Der Vater der Kinder (Jürgen Kurth) überzeugte mit seinem sprechenden Ausdruck und seiner Stimme. In dem Stück Rallala klagte er über seine Armut, ohne an Klang zu verlieren. Die Mutter (Karin Lovelius) verkörperte anschaulich ihren Frust und Ärger über die Kinder. Sowohl ihre Stimme als auch der Text kamen, teilweise wegen der Lautstärke des Orchesters, leider nicht durch. Elena Tokar (Sand- und Taumännchen) strahlte mit reiner, klarer und geradliniger Stimme. Grandios war Volker Vogel als Knusperhexe. Stets in engem Kontakt mit dem  Publikum, gespickt mit mimischen und darstellerischen Einwürfen, beherrschte er das Bühnengeschehen. Seine Stimme klang direkt, kraftvoll und dennoch fließend. Das Gewandhausorcherster Leipzig spielte die Musik ein wenig eintönig und nicht sehr dynamisch. Auch die unterstützende Funktion den Sängern gegenüber war nicht gegeben. Der Kinderchor der Oper Leipzig strahlte mit seinen ganz jungen Stimmen. Sowohl die Musik als auch die Darstellung waren solide einstudiert.

Fazit

Der Beginn der Vorstellung verlief etwas zäh, was man gelegentlich an der Unruhe der Kinder bemerken konnte. Grund dafür war die schlechte Textverständlichkeit der Sänger, die durch ein zu lautes Orchester und einige Regievorgaben beeinträchtigt wurde. So wurde z.B. schaukelnd hinter einer Säule gesungen. Ein phantasievolles und detailreiches Bühnenbild konnte jedoch von diesen Unstimmigkeiten ablenken. Am Ende wurden die Zuschauer durch glitzernde und bunte Effekte und bessere schauspielerische und stimmliche Leistungen dann doch noch verzaubert. Ein märchenhafter und erlebnisreicher Abend für jung und alt.

Diana Roßberg

Bild: Andreas Birkigt

Das Bild zeigt: Claudia Huckle (Hänsel), Viktorija Kaminskaite (Gretel), Volker Vogel (Knusperhexe) (v.l.n.r.)

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