WEST SIDE STORY – Hof, Theater

von Leonard Bernstein (1918-1990), Musical in zwei Akten, Gesangstexte: Stephen Joshua Sondheim, Buch: Arthur Laurents Libretto nach William Shakespeare, UA: 26. September 1957, New York

Regie: Reinhardt Friese, Bühne: Thomas Mogendorf, Kostüme: Barbara Schwarzenberger, Choreographie: Barbara Buser, Dramaturg: Thomas Schmidt-Ehrenberg

Dirigent: Lorenz C. Aichner, Hofer Symphoniker

Solisten: Inga Lisa Lehr (Maria), Thilo Andersson (Tony), Stefanie Rhaue (Anita), Christopher Brose (Riff), Tamás Mester (Bernardo), Norbert Lukaszewski (Chino), Peer Schüssler (Doc) u. a.

Besuchte Aufführung: 29. Oktober 2010 (Premiere)

Kurzinhalt

Zwei Gangs, die amerikanischen Jets und die aus Puerto Rico zugewanderten Sharks, liefert sich in einem Viertel der West Side, das beide Gangs als ihr Revier beanspruchen, zahlreiche Straßenkämpfe. Riff, Anführer der Jets, beschwört die endgültige Vertreibung der Sharks unter deren Anführer Bernardo aus ihren Straßen. Er fordert die Sharks zu einem Kriegsrat in Doc´s Laden heraus. Beim Aufeinandertreffen beider Gangs begegnen sich Tony, einst Mitbegründer der Jets, und Maria, Schwester von Bernardo. Beide verlieben sich ineinander. Auf Bitten Marias versucht Tony den Kampf zu verhindern. Doch nachdem Bernardo Riff ersticht, ergreift auch Tony ein Messer und tötet Bernardo. Als Anita, Bernardos Frau von den Jets bedroht wird, verbreitet sie eine Lüge. Sie gibt vor, daß Maria von ihrem Verlobten Chino getötet wurde. Daraufhin will auch Tony von Chino erschossen werden und stirbt schließlich in Marias Armen. Maria appelliert an die inzwischen herbeigeeilten Jets und Sharks, ihren Haß zu beenden.

Aufführung

Das Bühnenbild ist einfach gestaltet. Die Bühne ist größtenteils mit Folien behangen, die in den verschiedenen Szenen unterschiedlich eingesetzt werden. In der Balkonszene z. B. steht Maria auf einer Leiter und schaut über den Vorhang hinunter zu Tony. Müll, Mülltonnen, Einkaufswagen und Autoreifen spiegeln das Revier der Jets wider. An der hinteren Wand befindet sich ein Spiegel, der den Raum größer wirken und die akrobatischen und tänzerischen Bewegungen besser zur Geltung kommen lassen. Erwähnenswert sind die kurzen Videoeinspielungen, die zum einen auf die Folien projiziert werden und zum anderen den Hintergrund von Doc´s Laden bilden. Auffällig ist die zu den Jets gehören wollende Anybodys, die das Geschehen filmen. Die Kostüme sind kontrastreich und sportlich gehalten, diejenigen der Jets sind einheitlich schwarz und die Sharks weiß. Doc verkörpert einen älteren Mann mit Stock und Gehwagen.

Sänger und Orchester

Inga Lisa Lehr (Maria) war schauspielerisch und stimmlich überragend mit ihrer strahlend klaren, in den Höhen sauber geführten Sopranstimme. In ihrem Song I feel pretty – Weil ich nett bin (2. Akt) konnte sie mit ihrem Charme das Publikum für sich einnehmen. Thilo Andersson in der Rolle des Tony lieferte eine gute Leistung, die Höhenlagen waren allerdings von der Intonation her gesehen unausgeglichen. In dem Duett Tonight – Heut Nacht (1. Akt) harmonierten beiden Stimmen, auch wenn Inga Lisa Mehr ihren Partner überdeckte. Stefanie Rhaue beeindruckte von Beginn an mit ihrer warmen Mezzosopran-Stimme. Sie war in den Höhen wie auch in den Tiefen reich an Ausdruck und glänzte besonders in dem Song America – Amerika (1. Akt) mit ihrem dunklen Timbre. Die schauspielerische Darbietung aller Sänger war durchweg glaubwürdig. Durch ihre überzeugende Mimik und Ausdruckskraft konnten sie dem Publikum eine lebendige, mitreißende Vorstellung bieten. Auch tänzerisch vermochte das Ensemble die Zuschauer zu beeindrucken, auch wenn an einigen Stellen nicht synchron getanzt wurde, was dem Gesamtbild jedoch keinen Abbruch tat. Die Hofer Symphoniker stellten unter der Leitung von Lorenz C. Aichner ihr Können unter Beweis und präsentierte die Musik dynamisch differenziert, wobei sie die Sänger nur selten übertönten. Die Dialoge waren gut verständlich.

Fazit

Die Premiere konnte sängerisch und tänzerisch überzeugen. Insgesamt verlief die Handlung etwas stockend und ließ das Geschehen teilweise langatmig wirken. Durch witzige und humorvolle Elemente der Aufführung fühlte sich das Publikum darüber hinweggetröstet. Der insgesamt gelungene Abend, der von den Zuschauern mit langanhaltendem Beifall gewürdigt wurde, worin man auch das Regie- und Bühnenteam einschloß.

Saskia Hankel

Bild: SFF Fotodesign

Das Bild zeigt: vorne: Thilo Andersson (Tony), Inga Lisa Lehr (Maria), hinten: Ensemble

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