DIE VERKAUFTE BRAUT – Hof, Theater

von Bedřich Smetana (1824-1884), Komische Oper in drei Akten, Libretto: Karel Sabina, Deutsch von Kurt Honolka, UA: 1866, Prag

Regie: Mareike Zimmermann, Bühne: Thomas Dörfler

Dirigent: Arn Goerke, Hofer Symphoniker und Opernchor

Solisten: Thomas Rettensteiner (Krusina), Annett Tsoungui (Ludmilla), Ingrid Katzengruber (Marie), Karsten Schröter (Micha), Stefanie Rhaue (Hata), Karsten Jesgarz (Wenzel), Chong Sun (Hans), Taras Konoshchenko (Kecal)

Besuchte Aufführung: 17. September 2010 (Premiere)

Kurzinhalt

Marie liebt Hans, doch ihre Eltern schließen mit Heiratsvermittler Kecal einen Vertrag: Marie soll den unbeholfenen Wenzel heiraten, den Sohn von Micha. Marie, die sich nicht zu erkennen gibt, rät Wenzel davon ab, sie zu heiraten; ihm werde sonst Böses widerfahren. Aus Angst verweigert dieser nun die Heirat. Hans willigt gegen 300 Gulden ein, auf Marie zu verzichten, wenn diese einen Sohn Michas heiratet. Alle sind empört. Auf einem Zirkusfest verliebt sich Wenzel in eine Tänzerin, und es stellt sich heraus, daß Hans der Sohn Michas aus erster Ehe ist – so nimmt die Entrüstung über die „verkaufte Braut“ ein gutes Ende.

Aufführung

Das Einheitsbühnenbild wirft den Blick in das Innere eines Bierzelts auf einem Hofer Volksfest des letzten oder dieses Jahrhunderts. Es wird das Bier der letzten Hofer Brauerei, die in Privatbesitz ist, ausgeschenkt. Auch die Kostüme passen in die Zeit, so allgemeingültig sind sie geschneidert. So ist das Kostüm des Kecal ein grauer Anzug mit gelber Weste, jedoch mit Gummistiefeln. In der Mitte steht ein rechteckiges Podium, das für die Auftritte der Gesangsgruppen und des Balletts dient. Sowohl darauf als auch manchmal kriechend darunter. Ganz rechts befindet sich der Bierausschank, hier versucht Kecal den Hans zunächst mit einem Weizenbier zu bestechen. Mittels einer Drehung verwandelt sich der Schanktisch in die Herrentoilette, auf der Wenzel sitzend seinen trüben Gedanken nachgeht– mit heruntergelassener Hose. Und auch sonst herrscht viel Betrieb. Zum großen Finale kommt man auf dem Podium zusammen, die Wut richtet sich am Ende gegen Kecal, der fliehen muß. Die Tänze in diesem Stück bieten dem Hofer Ballett die Möglichkeit, sich gekonnt in Szene zu setzen. Besonders in Erinnerung wird eine besonders bierselige, getanzte Ode an das Bier bleiben.

Sänger und Orchester

Überraschung des Abends ist Chong Sun, der mit seinem Tenor endlich strahlende und sichere Höhe erreicht. Er hat auch während der Spielzeitpause seine deutsche Aussprache deutlich verbessert, was ihm hier zugute kam. Die Rolle des Hans konnte er lebendig und vor allem stimmlich beweglich gestalten. Trotz allem reicht er nicht an den überragenden Sängerdarsteller des Abends heran, Taras Konoshckenko als Heiratsvermittler Kecal. Mit sicherer Tiefe, weit tragender Mittellage und sicheren Koloraturen konnte er den hohen technischen Anforderungen gerecht werden: Alles ist so gut wie richtig! Thilo Andersson als Wenzel hingegen gelang eine ausgezeichnete Charakterstudie als linkischer und stotternder Wenzel – gerade auch sängerisch. Ingrid Katzengruber entwickelt sich immer weiter in Richtung dramatischer Sopran und kann die Rolle der Marie zwischen den zwei Männern ergreifend ausloten. Die Premiere zum Spielzeitbeginn können die Hofer Symphoniker musikalisch zwar exakt gestalten, das Feuer, daß die Musik Smetanas verlangt, bleibt jedoch auf der Strecke. Wahrscheinlich werden die Folgevorstellungen deutlich besser sein, wenn Arn Goerke die Musiker überzeugen kann, ihm mit etwas mehr Konzentration und Energie zu folgen

Fazit

Für den relativ schwachen Schlußapplaus gibt es eine Reihe von Erklärungsmöglichkeiten. Zum einen blieb ein Großteil des Premierenpublikums weg, um am nächsten Tag einer Galavorstellung (allerdings in gleicher Besetzung!) beizuwohnen. Zum anderen war die Inszenierung recht verhalten, neben Hofer Volksfest-Lokalkolorit und einem bunten Ballett-Reigen bleiben auch einige wenig geglückte Einlagen in Erinnerung, wie die Damen auf der Herrentoilette und schlecht gelöste Abgänge im ersten Akt, wenn die Hauptdarsteller unter der Bühne davonkriechen müssen. Es fehlte die Zirkusszene und das Feuer in der Musik. Das konnten auch die Sänger nicht wieder gut machen.

Oliver Hohlbach

Bild: Fotodesign Hof, Harald Dietz

Das Bild zeigt: Am Ende muß der Heiratsvermittler Kecal (Taras Konoshckenko) feststellen, daß ihn Hans (Chong Sun) genarrt hat und seine Marie (Ingrid Katzengruber) bekommt. Zur Überraschung der Eltern.

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