L‘ INCORONAZIONE DI POPPEA- DIE KRÖNUNG DER POPPEA – Köln, Oper

von Claudio Monteverdi (1567-1643), Oper in einem Prolog und drei Akten, Libretto: Giovanni Francesco Busenello, UA: 1642 Venedig

Regie: Dietrich W. Hilsdorf, Bühne: Dieter Richter, Kostüme: Renate Schmitzer, Licht: Nicol Hungsberg, Dramaturgie: Nora Verena Hülsen, Video: Jasper Lenz/Eric Poß

Dirigent: Konrad Junghänel, Gürzenich-Orchester Köln und Gäste

Solisten: Sandrine Piau (Poppea), Franco Fagioli (Nerone), David DQ Lee (Ottone), Romina Boscolo (Ottavia), Wolf Matthias Friedrich (Seneca), Claudia Rohrbach (Drusilla), Andrea Andonian (Nutrice), Ji-Hyun An (Fortuna/2. Amorino/Mirinda), Adriana Bastidas Gamboa (Virtù/3. Amorino/Damigella), Maike Raschke (Amore/1. Amorino/Valletto) u.a.

Besuchte Aufführung: 16. Oktober 2010 (Premiere)

Kurzinhalt

Rom, im Jahre 62 n. Chr.: Der machtbesessene Kaiser Nerone verspricht seiner Geliebten Poppea, seine Gattin Ottavia zu verstoßen und Poppea damit zur Kaiserin zu machen. Der Philosoph Seneca kritisiert diese Entscheidung, und Nero zwingt ihn, Selbstmord zu begehen. Kaiserin Ottavia will ihre Nebenbuhlerin Poppea ausschalten und überredet den stets eifersüchtigen Ottone, seine ehemalige Geliebte Poppea umzubringen, was jedoch mißlingt. Ottavia und Ottone werden aus Rom verbannt. Nero verspricht Poppea, sie noch heute zu heiraten. Die Krönung erfolgt unter allgemeinem Jubel.

Aufführung

Die Aufführung fand in der derzeit leerstehenden ehemaligen Firmenzentrale des Kölner Gerling-Konzerns statt. Bühne und Zuschauerraum befanden sich in der ehemaligen Kantine, wobei die Bühne in der Mitte des Raumes stand und die Zuschauer sich somit gegenüber saßen. Eindruck machte die runde Kuppel im Raum, unter der eine kreisrunde Drehbühne aufgebaut war, auf der sich nichts weiter als ein großer ovaler, mit Weingläsern und Weinkaraffen gedeckter Tisch sowie drei moderne Bürostühlen befanden. Zur Bühne führten von jeder Seite, jeweils versetzt, ein Auf- bzw. ein Abgang. Das Orchester hatte man in zwei Instrumentalgruppen rechts und links der Bühne aufgeteilt. Hinter ihnen gab es jeweils eine Leinwand, auf der zumeist Aufnahmen aus dem nun leer stehenden Gebäude zu sehen waren. Nero war, seinem Charakter angemessen, schwarz gekleidet, seine Geliebte Poppea trat in einem weißen Gewand auf. Der Philosoph Seneca war als Kontrast zu Nero weiß gekleidet. Ottone trug eine moderne Offizierstracht. Zur Krönung der Poppea am Ende der Oper erschien diese mit einem goldglänzenden Kleid, während Nero nun mit einem durch goldene Lorbeerblätter verzierten Anzug, Sonnenbrille und einem Lorbeerkranz auf dem Kopf auftrat. Einen zweiten Kranz hielt er in der Hand. Damit krönte er Poppea.

Sänger und Orchester

Musikalisch war es ein äußerst gelungener Abend. Der Dirigent Konrad Junghänel dirigierte schwungvoll und führte die Musiker und Sänger sicher durch das Werk. Er bot einen lebendigen und facettenreichen Monteverdi. Beeindruckend war die enorme rhythmische Präzision der Musiker. Was die Sängerinnen und Sänger dem Publikum boten genügte höchsten Standards: Angeführt vom noch relativ jungen, aber schon weltweit gefeierten Countertenor Franco Fagioli als Nerone waren alle Rollen gesanglich sehr gut besetzt. Herausragend war aber die französische Sopranistin Sandrine Piau (Poppea). Auch in den sehr hohen Lagen klang ihre warme Stimme absolut klar, was in dieser Form ein eher seltenes Erlebnis ist. Außergewöhnlich ist ihre Technik, die man beispielsweise bei den Trillern bewundern konnte. Ein weiterer Countertenor, David DQ Lee (Ottone), zeigte mit seiner ausgereiften und vor allem ausdrucksstarken Stimme, daß er das Zeug hat, zu den ganz großen seines Faches aufzusteigen.

Die italienische Mezzosopranistin Romina Boscolo (Ottavia) trat mit klarer und großer Stimme in Erscheinung. Ein kleiner Wermutstropfen: ihre Stimme war hin und wieder etwas gepreßt, womit sie an Natürlichkeit einbüßte. Die Lautstärkenschwankungen der Töne – der von Monteverdi häufig angewandte toskanische Triller (schnellen Tonwiederholungen) – war sang sie enorm gekonnt. Die Sänger zeigten in ihren Rollen eine nachvollziehbare Verinnerlichung, die sie sehr glaubhaft darstellten.

Fazit

Das Publikum, andächtig in Stille nach dem wundervoll vorgetragenem Duett Poppea/Nerone Pur ti mori, pur ti godo – dich zu schauen, dich zu besitzen (wohl das bekannteste Duett der Oper), entlud sich ein frenetischer Applaus mit Bravo-Rufen.

Roman Bonitz

Bild: Paul Leclaire.

Das Bild zeigt: Kaiser Nerone (Franco Fagioli) und Poppea (Sandrine Piau)

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