MADAME BUTTERFLY – Aachen, Stadttheater

von Giacomo Puccini, Oper in zwei Akten, Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica, UA: 17. Februar 1904

Regie: Alexander von Pfeil, Bühne: Piero Vinciguerra, Kostüme: Sabine Blickenstorfer

Dirigent:: Daniel Jakobi, Aachener Sinfonieorchester und Opernchor des, Choreinstudierung: Andreas Klippert

Solisten: Irina Popova (Cho-Cho-San), Suzuki (Astrid Pyttlik), Katharina Nieß (Kate Pinkerton), Yikun Chung (B.J. Pinkerton), Hrólfur Saemundsson (Sharpless), Patricio Arroyo (Goro), Louis Kim (Yamadori), Pawel Lawreszuk (Onkel Bonze)

Besuchte Aufführung: 19.September 2010 (Premiere)

Kurzinhalt

Benjamin Franklin Pinkerton ist Leutnant auf einem Kriegsschiff und lernt in Nagasaki die Geisha Cho-Cho-San kennen, der er den Kosenamen Madame Butterfly gibt. Nach japanischem Brauch will er mit Hilfe des Heiratsvermittlers Goro die junge Frau heiraten mit der Möglichkeit monatlicher Kündigung. Pinkerton gibt zu verstehen, daß die Heirat mit Butterfly für ihn nur ein exotisches Abenteuer ist. Für Butterfly ist die Ehe aber sehr ernst, Pinkerton ist nun ihr ganzes Leben. Heimlich hat sie sogar seine Religion angenommen, weswegen sie von ihrer Familie verstoßen wird. Wie erwartet kehrt Pinkerton nach Amerika zurück. Drei Jahre vergehen, ohne daß Butterfly von ihm Nachricht erhält. Inzwischen hat sie ein Kind zur Welt gebracht. Pinkerton kehrt endlich nach Nagasaki zurück, hat sich aber in Amerika neu vermählt und verlangt von Butterfly ihren Sohn. Butterfly nimmt sich das Leben das für sie sich nicht mehr lohnt. Zu spät erkennt Pinkerton seine Schuld ihr gegenüber.

Aufführung

Eine Art offener Holzcontainer in Großformat nahm die gesamte Bühne ein. Durch Reispapierfenster wurde mit etwas Fantasie daraus ein japanisches Haus. Der Ausblick ging ins Publikum, davor auf grauem Felsen der Hafen Nagasakis. Japanisches Ambiente wurde keins verbreitet. Die Kostüme brachten noch mehr Verwirrung ins Spiel: Pinkerton verkörperte den modernen amerikanischen Playboy, Sharpless lief im Hawaihemd über die Bühne, Goro hatte ständig den Laptop zur Hand, aber Onkel Bonze tauchte plötzlich als japanisches Gespenst geschminkt auf; Butterfly trug eine Art zu kurz geratenen pinken Kimono mit weißer Sonnenbrille, ihre Zofe Suzuki erinnerte an eine japanische Comicfigur in Schulmädchenuniform; der Chor erschien teils in japanischer Tracht, teils in heutiger Kleidung.

Sänger und Orchester

Die sängerische Leistung an diesem Abend war beeindruckten. Allen voran war Irina Popovas glänzende Leistungen in der Rolle der Madame Butterfly zu bewundern. Ihr metallischer, geschmeidiger Sopran war vor allem für die berühmte Arie Un bel di vedremoEines Tages werden wir sehen eine Bereicherung. Ihr Gesang unterstützte das naive und zuletzt verzweifelte Wesen der Rolle durch kontrollierten Stimmeinsatz. Neben ihr brillierte Yikun Chung in der Rolle Pinkertons mit seinem atemberaubend glasklaren und voluminösen Tenor. Zusammen agierten die beiden Darsteller sehr gut, da ihre konträren Positionen in der Beziehung von Anfang an ersichtlich wurden: er als draufgängerischer Herzensbrecher und sie als hingebende Liebende. Astrid Pyttlik (Suzuki) gab an diesem Abend in Aachen ihr Debut – ein sehr vielversprechender Auftritt, der durch ihren warmen und klaren Sopran gestützt wurde. Sie erwies sich als wahre Stütze für ihre Herrin, dabei waren ihr die Sorgen das ganze Stück über förmlich ins Gesicht geschrieben. Hrólfur Saemundsson (Sharpless), der als Schicksalsbote für Butterfly fungierte, konnte ebenfalls durch seinen unerschütterlichen, dunkel gefärbten Tenor Mitgefühl verkörpern. Erwähnenswert ist auch der Chor, der zwar optisch nicht harmonierte, dafür aber stimmlich überwältigend war. Unter der Leitung von Daniel Jakobi wurde auf sehr hohem musikalischem Niveau gespielt; Lautstärke, Tempo und Intonation waren absolut einwandfrei.

Fazit: Viele Ungereimtheiten der Regie hinterließen große Fragezeichen in den Augen der Zuschauer.

Die Inszenierung paßte nicht zum eigentlichen Sinn der Oper. Dies wurde auch bei den Zuschauern so aufgenommen. Für das Ensemble gab es stürmischen Beifall, besonders für Irina Popova und Yikun Chung, deren gesangliche Leistung der Höhepunkt des Abends war. Ein wahrhafter Genuß für die Ohren! Das Regieteam erntete verhaltenen Applaus.

Melani Joannidis

Bild: Wil van Iersel

Das Bile zeigt: rechts, Yikun Chung (Pinkerton), Hrólfur Saemundsson (Sharpless), links,  im Vordergund Irina Popova (Madame Butterfly),

dahinter, Irina Popova (Cho-Cho-San), (Butterflys Familie)

Veröffentlicht unter Aachen, Stadttheater, Opern