Wiesbaden, Staatstheater – FALSTAFF

von Giuseppe Verdi (1813-1901), Lyrische Komödie in drei Akten, Libretto: Arrigo Boito nach The Merry Wives of Windsor (1597) und Passagen aus King Henry IV (1596/1597) von William Shakespeare, UA: 9. Februar 1893, Mailand, Teatro alla Scala
Regie: ChristianSpuck, Bühne/Kostüme: Emma Ryott, Licht: Thomas Märker, Dramaturg: Bodo Busse
Dirigent: Marc Piollet, Orchester und Chor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, Choreinstudierung: Christof Hilmer
Solisten: Kiril Manolov (Falstaff), Thomas de Vries (Ford), Sharon Kempton (Alice Ford), Emma Pearson (Nanetta), Diane Pilcher (Mrs. Quickley), Felipe Rojas Velozo (Fenton), Ute Döring (Mrs. Meg Page), Erik Biegel (Bardolph), Bernd Hofmann (Pistol), Christopher Busietta (Dr. Cajus)
Besuchte Aufführung: 24. Januar 2010 (Premiere)

Kurzinhalt
wiesbaden-falstaff.jpgRitter Falstaff hat kein Geld mehr. Er schickt einen Diener mit identischen Liebesbriefen zu Alice Ford und Meg Page, die beide über das Geld ihrer Männer verfügen. Falstaff hofft, so an das Geld der Damen zu kommen. Die beiden lesen sich ihre Briefe vor und schmieden mit Alices Tochter Nanetta und Mrs Quickley einen Racheplan. Währendessen unterrichten Falstaffs Diener Mr Ford vom drohenden Ehebruch, worauf dieser verkleidet Falstaff besucht, um sich mit eigenen Augen ein Bild zu machen. Falstaff begibt sich zu einem Stelldichein zu Mrs Ford, als Mr Ford und seine Begleiter auf der Suche nach dem Eindringling das Haus auf den Kopf stellen. Falstaff wird von den Damen in einen Wäschekorb gesperrt und in die Themse geschüttet. Mrs Quickley kann ihn zu einem weiteren Treffen mit Mrs Ford nachts im Wald überreden. Hier inszenieren alle gemeinsam einen Spuk, Falstaff wird so lange gepiesackt, bis er bereut.
Aufführung
Die Bühne besteht aus einem schwarzen Raum, in dem ein schwarzer Tisch und mehrere schwarze Stühle stehen. An den Wänden rechts und links befindet sich je eine ausklappbare schwarze Leiter. In den Szenen, die nicht im Wirtshaus oder Wald spielen, kommen weiße, an einer Wäscheleine hängende Kleidungsstücke, sowie ein grüner Kugelbaum hinzu. Die Eiche im Wald ist auf einer Leinwand aufgemalt.
Die hinteren Wände lassen sich nach unten klappen, so daß ein noch tieferer Raum entsteht, der auch als Ein- und Ausgang benutzt wird. An dieser hintersten Wand sieht man gelegentlich schwarz-weiße Fotografien von Gesichtern. Im Boden befinden sich zwei rechteckige Vertiefungen, die mit aufklappbaren Deckeln versehen sind. Auf beiden Seiten der Bühne gibt es je zwei Türen.
Die Kostüme der Damen sind extravagant, sie tragen Kleider unterschiedlichster Art. Allen gemeinsam ist die schwarze Farbe und die wenigen knallpinken Kleidungsteile. Die Herren tragen herkömmliche Kleidung wie Hose mit Hemd oder Anzug mit Fliege.
Sänger und Orchester
Kiril Maolov (Falstaff) sticht mit seinem vollen ausdrucksstarken Bariton aus dem Solistenensemble deutlich hervor. Er wechselte mühelos gemäß der Spielsituation zwischen weichen und kraftvollen Einsätzen, besonders in seiner Arie Mondo ladro – Welt voll Missgunst überraschte er mit einer zarten Stimme. Er glänzte ebenso durch sein lebendiges Spiel. Thomas de Vries (Mr Ford) überraschte mit einem sehr warmen vollen Bariton, der besonders in seiner Arie È sogno- So träum ich zum Tragen kam. Er verkörperte den eifersüchtigen sowie den versöhnten Ehemann lebhaft und glaubwürdig.
Emma Pearson (Nanetta), Diane Pilcher (Mrs Quickley), Sharon Kempton (Alice Ford) und Ute Döring (Meg Page) überzeugten eher durch ihr Schauspiel als ihren Gesang, wobei Pearsons mädchenhaftes Getue allerdings etwas anstrengend war. Kemptons Stimme war zwar schön, aber sehr leise und flach. Döring sang ihre Rolle wenig differenziert, ebenso Pearson, die dennoch mit viel Zartheit in ihrer Arie als Feenkönigin überraschte. Pilcher besitzt die ausdrucksstärkste Frauenstimme dieses Solistenensembles, bei ihr hörte man leider deutlich den Registerwechsel. Auch Felipe Rojas Velozos (Fenton) schauspielerische Leistung war besser als seine gesangliche, seine Stimme klang gepreßt und flach.
Erik Biegel (Bardolph) und Bernd Hofmann (Pistol) sind ihren Rollen stimmlich zwar gewachsen, ihre Stärke aber liegt, so schien es, eher im Schauspiel, Hofmann übertrieb seine komische Rolle dabei leider.
Christopher Busietta (Dr Cajus) dagegen überrascht mit einer warmen kräftigen Stimme, auch sein Schauspiel ist frisch und lebhaft. Das Orchester übertönte die Sänger leider mehrmals, konnte die Musik aber durchaus ausdrucksstark und differenziert umsetzen.
Fazit
Insgesamt war dies eine gelungene Inszenierung, die besonders vom Bühnenbild und den ansprechenden Kostümen lebt.

Pia-Antonia Lai

Bild: Martin Kaufhold
Das Bild zeigt: Kiril Manolov (Falstaff), Sharon Kempton (Alice Ford)

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