Hagen, Theater – LA TRAVIATA

von Giuseppe Verdi, Oper in drei Akten, Libretto: Francesco Maria Piave, UA: 6. Mai 1854, Venedig
Regie: Gregor Horres, Bühne: Jan Bammes, Kostüme: Christiane Lutz
Dirigent: Florian Ludwig, Philharmonisches Orchester Hagen, Opernchor und Extrachor des Theater Hagen, Einstudierung: Volker Krafft, Andres Reukauf und Roland Vieweg
Solisten: Stefania Dovhan (Violetta Valéry), Kristine Larissa Funkhauser (Flora Bervoix), Marilyn Bennett (Annina), Dominik Wortig (Alfredo Germont), Frank Dolphin Wong (Giorgio Germont), Orlando Mason (Doktor Grenvil) u.a.
Besuchte Aufführung: 16. Januar 2010 (Premiere)

Kurzinhalt
hagen-la-traviata.jpgAls Alfredo Germont der kranken Violetta Valéry seine Liebe gesteht, wehrt sich diese zuerst, gibt sich dann aber seinem Drängen nach und beginnt eine Liebesbeziehung mit ihm. Doch Alfredos Vater, Giorgio Germont, zwingt Violetta, diese Beziehung zu beenden. Um dies für Alfredo glaubhaft erscheinen zu lassen, schreibt ihm Violetta, sich nun den Baron Douphol zum Liebhaber zu nehmen. Alfredo sinnt auf Rache. Auf einem Fest im Hause von Flora Bervoix kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen den ehemaligen Geliebten. Später berichtet Alfredos Vater – von Reue geplagt – seinem Sohn von seiner Erpressung. Alfredo kehrt daraufhin gerade rechtzeitig zu der dem Tode nahen Violetta zurück. Sie stirbt in seinen Armen.
Aufführung
Jan Bammes verlegt die Handlung der Traviata in die Gegenwart, läßt sich aber von Verdis Originalhandlung den Weg weisen. Generell ist das Bühnenbild eher spartanisch gehalten und lenkt dadurch nicht von der Handlung ab. Das Rahmengebilde eines hell gehaltenen Saales bleibt die ganze Oper über bestehen, wird aber durch wenige Requisiten an die jeweiligen Schauplätze angepaßt. So verwendet er im ersten Akt lediglich schwarze Ledersessel als zusätzliches Detail.
Zur Darstellung des Landhauses im zweiten Akt wird das Bühnenbild durch neun symmetrisch aufgestellte Baumstümpfe ergänzt. Im dritten Akt legt Bammes das Hauptaugenmerk auf Violettas Krankenlager, indem er dieses in der Mitte der Bühne plaziert und durch einen Lichtspot beleuchten läßt. Ebenso, wie das Bühnenbild, tragen auch die Kostüme von Christiane Lutz dazu bei, die Handlung in die Gegenwart zu verlegen. Der Sinn der nach unten rechts abfallenden Bühne als Bild des Verfalls und der Wasserfläche im Vordergrund bleiben dem Zuschauer ohne eine nähere Erklärung verborgen.
Sänger und Orchester
Stefania Dovhans (Violetta) Stimme war durchweg ausgewogen. Ihr Sopran war in den Höhen, wie auch in Tiefen reichhaltig an Ausdruck und Dynamik. Ihr perlendes Vibrato kam besonders in der Arie Addio del passato bei songni ridenti – lebt wohl glückliche Träume, vergangener Tage zu Beginn des dritten Aktes, zur Geltung. Ihre Stimme harmonierte äußerst gut mit dem weichen und vollen Tenor von Dominik Wortig (Alfredo). Vor allem in dem Duett (1. Akt), das Worig beginnt: Un di felice, eterea – an einem glücklichen himmlischen Tag klangen beide Stimmen anmutig zusammen. Der Bariton von Frank Dolphin Wong (Giorgio Germont) ist zwar durchaus beweglich, leider aber nicht sehr durchdringend, so daß seine Stimme des öfteren im Klang des Orchesters unterging.
Auch die Mezzosopranstimme von Kristine Larissa Funkhauser (Flora Bervoix) war grazil und flink in den hohen, gleichsam aber auch anmutig in den tiefen Registern. Mit Hilfe seiner sonoren und voluminösen Baßstimme gelang es Orlando Mason (Doktor Grenvil) seine Rolle überzeugend darzustellen. Alles in allem waren die Stimmen der Solisten durchweg wandlungsfähig und gut aufeinander abgestimmt.
Fazit
Was dem Theater Hagen an Bekanntheit und Größe sowie an finanziellen Mitteln fehlt, machte es durch Engagement und Liebe zum Detail wett. So war der minutenlange Schlußapplaus, begleitet von etlichen Bravorufen, auch nicht weiter verwunderlich. Vor allem die sehr guten Leistungen der Solisten trugen dazu bei, den Abend zu einem Erfolg zu machen.
Fabian Schäfer

Bild: Stefan Kühle
Das Bild zeigt: Domink Wortig (Alfredo Germont) wird von Frank Dolphin Wong (Giorgio Germont) zurechtgewiesen, während die Festgesellschaft Alfredo anklagt.

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