ARIADNE AUF NAXOS – Köln, Opernhaus

von Richard Strauss (1864-1949), Oper in einem Aufzuge nebst einem Vorspiel, Libretto: Hugo von Hofmannsthal, UA: 25. Oktober 1912, Stuttgart, Hoftheater, Kleines Haus

Regie: Uwe Eric Laufenberg, Bühne: Tobias Hoheisel, Kostüme: Jessica Karge, Dramaturgie: Hans Nadolny

Dirigent: Markus Stenz, Gürzenich-Orchester Köln

Solisten: Harald Kuhlmann (Haushofmeister), Johannes Martin Kränzle (Musiklehrer), Regina Richter (Komponist), Marco Jentzsch (Tenor/Bacchus), Stefan Kohnke (Offizier), Martin Koch (Tanzmeister), Sévag Serge Tachdjian (Perückenmacher), Yong Doo Park (Lakai), Daniela Fally (Zerbinetta), Barbara Haveman (Primadonna/Ariadne), Darsteller der Commedia dell’Arte: Miljenko Turk (Harlekin), Gustavo Quaresma Ramos (Scaramuccio), Matias Tosi (Brighella), Jeongki Cho (Truffaldin), Gloria Rehm (Najade), Adriana Bastidas Gamboa (Dryade), Ji-Hyun An (Echo)

Besuchte Aufführung: 26. November 2011 (Premiere)

Kurzinhalt

In einem Vorspiel wird berichtet, daß ein reicher Wiener eine Oper und eine Komödie in seinem Haus aufführen will. Komponist und Musiklehrer sind erbost über die Anordnung des Hausherrn, Oper und Komödie gleichzeitig aufzuführen, damit das anschließende Feuerwerk pünktlich um 9 Uhr beginnen könne. Wahrer Grund dieser Kombination war aber, daß die öde Insel, auf der die Oper spielt, durch die lustigen Komödianten belebt werden sollte.

Die Oper zeigt die von ihrem Geliebten Theseus verlassene Ariadne auf der Insel Naxos. Ariadne sucht nur noch den Tod. Zerbinetta und ihre Truppe beobachtet sie in ihrem Schmerz. Schließlich gewinnt sie durch Bacchus ihre Lebensfreude zurück.

Aufführung

Ungehindert vom Bühnenvorhang sieht man einen hohen Raum mit strukturierten, spiegelnden Wänden. An den seitlichen Wänden je zwei braune Holztüren Die Rückwand hat im Zentrum einen bis zur Decke reichenden Spiegel. Zu beiden Seiten hellbraune Vorhänge. Von links kommt eine Treppe in den Saal herunter, nach rechts ist der Saal offen. Erhellt wird der vornehme Raum durch zahlreiche an Schnüren aufgereihte Kristall-Lampen. Der Boden ist durch großräumige, geometrische Muster gegliedert. Darauf steht in der Mitte ein schwarzer Flügel. Zur Oper Ariadne auf Naxos werden die beiden bodenlangen Vorhänge an der Rückwand geöffnet und geben den Blick frei aufs offene Meer.

Die Herrn tragen Anzüge, Ariadne ein fußlanges schwarzes Kleid, die Komödianten, die die Figuren der Commedia dell’Arte darstellen, die entsprechenden Kostüme.

Sänger und Orchester

Die sowohl feingliedrige, doch auch zuweilen recht robuste Musik wird unter der Stabführung von Markus Stenz durchsichtig gestaltet. Überraschend genau artikulierend erweist sich Johannes Martin Kränzle als Musiklehrer. Das Gegenteil an Verständlichkeit bietet dann Regina Richter, die mit ihrem blühenden, intonationssicheren Sopran einen temperamentvollen Komponisten abgibt, dem man den Ärger darüber, daß er „seine“ Ariadne-Oper mit einer oberflächlichen Opera buffa kombinieren soll, gerne abnimmt. Barbara Haveman stellt die tief enttäuschte Adriana mit voluminösem Sopran eindrucksvoll dar, doch Intonationsungenauigkeiten mindern ab und zu den Genuß. Ihr Partner Marco Jentzsch gewinnt als Bacchus sehr, aber seine Tongebung erscheint oft guttural. Zauberhaft erlebt man die „Nymphen“ Rehm (Najade), Gamboa (Dryade), Ji-Hyun An (Echo), die Ariadne begleiten. Ihr mit sublimer Musik angelegtes Terzett Töne, töne, süße Stimme zum Opernende bechert den Liebenden Bacchus/Ariadne eine geradezu berückend pastorale Stimmung.

Die Darsteller der Commedia dell’Arte sind stimmlich ausgewogen, bringen das rechte Maß an Fröhlichkeit der trauernden Ariadne. Ihre Mitstreiterin Daniela Fally (Zerbinetta) überhöht geradezu das Quartett. Schon wenn sie dem wütenden Komponisten gegenübertritt, ist ihre deutliche Artikulation auffallend. Ihren Part hat Strauss über die Maßen breit angelegt: nachdem Ariadne ihre Trauer und Todessehnsucht in einer fast uferlosen Klage ausgedrückt, zeigt Zerbinetta das kraftstrotzende Leben. Die Partie ist mit aberwitzigen Koloraturen und Trillerketten ausstaffiert. Sie wird von vielen daher als die schwierigste Koloraturarie des Operngesangs angesehen. Darüber hinaus muß die Sängerin stets leicht und heiter vortragen. So hängt vielleicht der meiste Erfolg dieser Oper von der Darstellerin der Zerbinetta ab. Und das ist, ohne jeden Zweifel, an diesem Abend Daniela Fally gelungen. Die Überleitung vom Rezitativ zum Rondo gestaltet sie mit ihrer Kehlfertigkeit in den ansteigenden Trillerketten und den Bewegungen mit größter Anmut. Ihre Stimme forciert sie nie, auch nicht bei den Spitzentönen der E’s und zuletzt des Fis in dreigestrichener Lage. Die Gesangslinie wird mit ungemein sicherer Atemtechnik gestaltet, wohinzu eine große Ruhe und Leichtigkeit kommt, besonders auffallend beim langangehaltenen, dreigestrichenen D am Schluß des Rondo, das schließlich in einen ebenso ausgedehnten Triller übergeht. Frenetischer Applaus, der erst übrigens an diesem Abend, überschüttet diese außergewöhnliche Sängerin!

Fazit

Das Publikum dankt den Mitwirkenden, eingeschlossen diesmal sogar das Regieteam, für einen überwältigenden Opernabend mit nicht endend wollendem Applaus.

Dr. Olaf Zenner

Bild: Forster

Das Bild zeigt: Daniela Fally (Zerbinetta) und Statisterie

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